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Alt 03.05.2010, 19:40   #8  
Maxithecat
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Standard Pressemitteilung des Comic Salons

Heute gabs eine erste ausführliche Info des 14. Internationalen Comic Salon in Erlangen!

Zitat:
Erlangen, 3. Mai 2010
Stadt Erlangen
Referat für Kultur, Jugend und Freizeit
Kulturprojektbüro
Britta Bock

www.comic-salon.de


14. INTERNATIONALER COMIC-SALON ERLANGEN
3. BIS 6. JUNI 2010

DAS PROGRAMM

So lebendig und vielfältig wie nie zuvor präsentiert sich derzeit die Comic-Szene im deutschsprachigen
Raum: Während die Zeitungen den Comic-Strip wiederentdecken, Graphic Novels in den
Feuilletons und im Buchhandel immer stärkere Beachtung finden, der „Nouvelle Bande Dessinée“
für ein Revival des franko-belgischen Comics sorgt und der japanische Manga längst im deutschen
Markt etabliert ist, erleben zunehmend auch die Klassiker eine Renaissance. Neben der
Handvoll größerer deutscher Comic-Verlage hat sich infolgedessen in den letzten Jahren eine
ganze Reihe von jungen Verlagen etabliert, die für viel frischen Wind in der deutschsprachigen
Szene sorgen. Der Internationale Comic-Salon Erlangen – die wichtigste Veranstaltung für grafische
Literatur im deutschsprachigen Raum – spiegelt die ganze Vielfalt der Kunstform wider, ist
Seismograf und Motor der Branche zugleich und hat einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass
das Massenmedium Comic heute auch in Deutschland als Kunstform anerkannt ist. Der 14. Internationale
Comic-Salon befasst sich vom 3. bis 6. Juni 2010 unter anderem mit der Geschichte und
der Gegenwart der Zeitungs-Strips, stellt die aufregendsten neuen Graphic Novels deutschsprachiger
Künstlerinnen und Künstler und klassische sowie innovative Comics aus dem frankobelgischen
Raum vor, feiert den 60. Geburtstag von „Mecki“ und den „Peanuts“, thematisiert Perspektiven
der Digitalisierung von Comics und präsentiert eine ganze Reihe von Hochschul-
Projekten, unter anderem mit Gästen der Seika University aus Kyoto.
Im Zentrum des Internationalen Comic-Salons Erlangen steht die Messe im Kongresszentrum Heinrich-
Lades-Halle. Rund 130 Aussteller – deutsche und internationale Verlage, Agenturen, der Comic-Handel
und Comic-Klassen der Hochschulen – präsentieren ihr Programm, zahlreiche Neuerscheinungen werden
erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, über 300 Künstler aus aller Welt haben ihr Kommen angekündigt.
Wesentliches Merkmal des Internationalen Comic-Salons Erlangen sind die zahlreichen Ausstellungen,
die sich vom Kongresszentrum bis zum Stadtmuseum entlang der Fußgängerzone über die gesamte Erlanger
Innenstadt verteilen: „Das Jahrhundert der Comics – Die Zeitungs-Strip-Jahre“ dokumentiert die
aufregenden Pionierjahre des Zeitungs-Comics. Eine weitere Schau trägt der Wiedergeburt des deutschen
Zeitungs-Strips in den letzten Jahren Rechnung. Barbara Yelin, Isabel Kreitz, David von Bassewitz,
Gerda Raidt, Nicola Maier-Reimer und Julia Briemle haben Szenarios von Peer Meter zeichnerisch umgesetzt
– eines der aufregendsten deutschen Graphic Novel-Projekte der letzten Jahre. Vier Einzelausstellungen
präsentieren die herausragenden deutschsprachigen Künstler Jens Harder, Nicolas Mahler
und Oliver Grajewski sowie den Franzosen Pascal Rabaté. Die Neubelebung der klassischen Comic-
Themen zeigen die Ausstellungen mit franko-belgischen Western-Klassikern, der Kinder-Serie „Yakari“
und der Zeichner-Legende Milo Manara. Die langlebigste deutsche Comic-Serie wird in einer Ausstellung
des Wilhelm-Busch-Museums Hannover gewürdigt: „Mecki – 60 Jahre Comic-Abenteuer“. Auch die Peanuts
feiern in diesem Jahr ihren 60. Geburtstag, in Erlangen mit der Ausstellung „Happy Birthday, Charlie
Brown!“. „Und das Wort ist Bild geworden“ beschäftigt sich mit religiösen Themen in der Comic
Geschichte und Gegenwart. Zahlreiche weitere Ausstellungen von der „Duckomenta“ bis zu Hochschul-
Präsentationen gilt es zu entdecken.
Der von Bulls Press, Frankfurt a. M., gestiftete Max und Moritz-Preis ist die wichtigste Auszeichnung für
grafische Literatur im deutschsprachigen Raum. Die Max und Moritz-Gala (Freitag, 4. Juni 2010, 21:00
Uhr) im Erlanger Markgrafentheater – Moderation: Denis Scheck und Hella von Sinnen – gilt als Höhepunkt
des Salons. Das Rahmenprogramm umfasst darüber hinaus Comic-Verfilmungen und Animationsfilme,
Vorträge, Diskussionen und Gespräche mit Zeichnern, Autoren, Journalisten und Verlegern, Comic-
Lesungen, Zeichenwettbewerbe, Workshops, Cosplays und am Familien-Sonntag (6. Juni 2010) zahlreiche
Aktionen für Kinder, Jugendliche und Familien bei reduzierten Eintrittspreisen.


PROGRAMM-ÜBERSICHT
DIE MESSE


Rund 130 Aussteller – Comic-Verlage, Agenturen und der Comic-Handel aus Deutschland, Frankreich,
Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz und den USA – präsentieren hier ihr
Programm. Zahlreiche Neuerscheinungen werden erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt, über 300 Comic-
Künstlern aus aller Welt kann beim Zeichnen und Signieren ihrer Bücher über die Schulter gesehen werden.
Bislang haben sich unter anderem angekündigt: Flemming Andersen (dk), Atak (de), Christophe
Badoux (ch), François Boucq (fr), Jean-Claude Cassini (fr), David B. (fr), Derib (ch), Martin tom Dieck
(de), Marko Djurdjevic (de), Anke Feuchtenberger (de), Manuele Fior (it), Flix (de), Jens Harder (de), Sascha
Hommer (de), Job (ch), Kerascoët (fr), Reinhard Kleist (de), Ralf König (de), Isabel Kreitz (de), Ulli
Lust (at/de), Nicolas Mahler (at), Milo Manara (it), Mawil (de), Gilles Mezzomo (fr), Uli Oesterle (de), Thomas
Ott (ch), Christina Plaka (gr/de), David Prudhomme (fr), Peter Puck (de), Ulf K. (de), Bastien Vivès
(fr), Alexandra Völker (de), Hansrudi Wäscher (de), Barbara Yelin (de), Patrick Jusseaume (fr), Olivier
Schwartz (fr), Marc-Antoine Mathieu (fr), Patrice Pellerin (fr) und viele mehr.

DIE AUSSTELLUNGEN

Zeitungs-Strips – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Der Comic genoss Ende des 19. Jahrhunderts allergrößte Popularität. In Form von großformatigen und
farbigen Beilagen zu den amerikanischen Sonntagszeitungen zielte er insbesondere auf das Millionenheer
der Einwanderer, die noch unsicher in Sprache und Gebräuchen der Neuen Welt waren. Insofern
kann man im Zeitungs-Strip den Ursprung der heutigen Comics sehen. „Das Jahrhundert der Comics –
Die Zeitungs-Strip-Jahre“ dokumentiert die aufregenden Pionierjahre und die späteren Entwicklungen
sowohl in gedruckten historischen Originalexponaten, als auch in Originalzeichnungen der bedeutendsten
Künstler aus 100 Jahren: Lyonel Feininger, Winsor McCay, Rudolph Dirks, George Herriman, George
McManus, Hal Foster, Burne Hogarth, Milton Caniff, Walt Kelly, Tony Millionaire und viele andere.
Erst in den letzten Jahren – nicht zuletzt durch den Erfolg von Volker Reiches „Strizz“ – erlebt der Zeitungs-
Strip in Deutschland eine Wiedergeburt. Wesentliche Impulse für den deutschsprachigen Comic
und seine Breitenwirkung sind daher in den letzten Jahren von den Strips in den Tageszeitungen ausgegangen.
Dieser Entwicklung trägt der Internationale Comic-Salon 2010 mit einer Ausstellung Rechnung,
in der die interessantesten deutschsprachigen Strips der letzten Jahre versammelt sind, darunter Arbeiten
von Ralf König („Prototyp“, „Archetyp“), Flix („Da war mal was“, „Faust“), Volker Reiche („Strizz“), Mawil
(„Vom Leben gezeichnet“), Isabel Kreitz („Deutschland Comic“), ©TOM („Touché“) und anderen.
Geister und Mörder: Neue Graphic Novels aus Deutschland
Die zentrale Ausstellung im Großen Saal der Heinrich-Lades-Halle ist in diesem Jahr einem der aufregendsten
deutschen Graphic Novel-Projekte der letzten Jahre gewidmet. Der Autor Peer Meter hat sechs
Comic-Szenarios geschrieben, die von sechs deutschen Künstlerinnen und Künstlern zeichnerisch umgesetzt
wurden: Barbara Yelin, Isabel Kreitz, David von Bassewitz, Gerda Raidt, Nicola Maier-Reimer und
Julia Briemle. Drei Geschichten nähern sich auf ganz unterschiedliche Weise drei deutschen Serienmördern.
In „Gift“ (Reprodukt, März 2010) begibt sich der Leser in die Zeit des Biedermeier und begegnet der
Bremer Giftmörderin Gesche Gottfried. „Haarmann“ (Carlsen Comics, Herbst 2010) erzählt die letzten
Monate des wohl bekanntesten deutschen Serienmörders, der von 1918 bis 1924 in Hannover mindestens
24 junge Männer ermordete. In „Vasmers Bruder“ geht es um den wohl schockierendsten Serienmörder
der deutschen Kriminalgeschichte, Karl Denke (1880–1924) aus dem schlesischen, nahe Breslau
gelegenen Münsterberg. Nicht viel weniger düster sind die weiteren präsentierten Graphic Novels „Böse
Geister“ (Raidt), „Ein chinesischer Affenhund“ (Maier-Reimer) und „Eine kleine Nachtmusik“ (Briemle). Ein
Autor, sechs Zeichner – das sind auch sechs verschiedene Geschichten über die in Deutschland immer
noch ungewöhnliche Zusammenarbeit zwischen Zeichner und Szenarist.
Nicolas Mahler – Jens Harder – Oliver Grajewski
Drei Einzelausstellungen präsentieren drei herausragende Comic-Künstler aus Österreich und Deutschland:
Der Wiener Nicolas Mahler gehört zu den wenigen international gefeierten Zeichnern Österreichs.
Seine umwerfenden Strips wie „Flaschko – der Mann in der Heizdecke“ wurden in verschiedenen Zeitungen
gedruckt und – neben zahlreichen weiteren Titeln – überaus erfolgreich in Buchform veröffentlicht.
Mahler ist nicht allein Zeichner skurriler Figuren, sondern auch Schriftsteller, Poet und Filmemacher.
Der aus der Berliner Künstlergruppe Monogatari hervorgegangene Jens Harder brachte sein erstes eigenes
Buch 2003 beim französischen Verlag Éditions de l'An2 heraus. Das 2004 mit dem Max und Moritz-
Preis ausgezeichnete Album „Leviathan“, die Geschichte eines Pottwals, beinhaltet außer Textstellen von
Herman Melville und Thomas Hobbes keinen Text. Das fast 400-seitige Opus „Alpha. Directions“ – ebenso
zuerst in Frankreich publiziert und mit dem wichtigsten französischen Comic-Preis in Angoulême ausgezeichnet
– erscheint pünktlich zum Internationalen Comic-Salon Erlangen auch in Deutschland (Carlsen
Comics). Es ist der Auftakt zu einer mehrere Bände umfassenden Reihe über die Entstehung der
Welt und die Geschichte und Zukunft der Menschheit.
Ein Grenzgänger zwischen Illustration, Comic und Bildender Kunst ist Oliver Grajewski. 1991 begann er
sein Studium der Bildenden Kunst an der Hochschule der Künste Berlin in der Meisterschüler-Klasse von
Dieter Appelt, 1994 studierte er am Chelsea College of Art and Design in London. Grajewski war Mitherausgeber
des Magazins „Auseinander“, es folgten Ausstellungen in Berlin und Tokyo. Bereits seit 1995
veröffentlicht er sein eigenes autobiografisches Magazin „Tigerboy“, neben seinen freien künstlerischen
Arbeiten ist er als Illustrator für Tageszeitungen, Magazine und Online-Medien tätig.
Frischer Wind aus Frankreich: Pascal Rabaté
Mit „Un ver dans le fruit“, 1998 mit dem „Preis der Kritik“ in Angoulême ausgezeichnet, wurde Pascal Rabaté
einem breiteren Publikum bekannt. Seine Vorliebe für außergewöhnliche Themen, die er mit großer
Finesse inszeniert, macht ihn zu einem der wichtigsten Zeichner des heutigen Bande Dessinée. Pascal
Rabaté verbindet eine literarische Erzählweise mit charmanten und ausdrucksvollen Zeichnungen, die
sich durch ihre Vielfalt, Gestaltungskraft und Dichte auszeichnen. Beeinflusst von Künstlern wie Buzzelli,
Bofa oder Alexis bewegen sich seine Werke zwischen Realismus und Groteske. Seine literarische Adaption
von Tolstois „Die Emigranten“ („Ibicus“) wurde von Publikum und Presse gleichermaßen hoch gelobt.
Bemerkenswert ist auch seine sehr eigene Deutung der südafrikanischen Geschichte („Bienvenue à Jobourg“).
In seinen jüngeren Arbeiten porträtiert Pascal Rabaté mit Vorliebe das ländliche Frankreich und
überzeichnet liebevoll dessen Bevölkerung. So auch in seinem kürzlich in Deutschland erschienenen Album
„Bäche und Flüsse“ (Reprodukt), das zeitgleich zum Internationalen Comic-Salon Erlangen in seiner
eigenen Regie in die französischen Kinos kommt.
Mecki – 60 Jahre Comic-Abenteuer
„Das ist Mecki!“, verkündete 1949 die Titelseite von Heft 43 der Programmzeitschrift HÖRZU: „Äußerlich
und innerlich gleichermaßen gutmütig, witzig und vielleicht stachelig. Prägen Sie sich sein Bild ein. Sie
werden ihn von jetzt ab in jeder Nummer von Hörzu sehen …“. So entstand die bis heute langlebigste
deutsche Comic-Serie, der das Wilhelm-Busch-Museum Hannover in diesem Jahr eine umfassende Retrospektive
widmete und die im Rahmen des Internationalen Comic-Salons auch in Erlangen zu sehen ist.
In der Ausstellung werden rund 200 Originalzeichnungen präsentiert, die sämtliche künstlerischen Perioden
der wechselhaften und bis heute in steter Fortsetzung befindlichen Mecki-Historie abdecken, darunter
auch die bislang unveröffentlichte letzte Geschichte des ersten Mecki-Zeichners Reinhold Escher.
Drei Mal Klassik: Faszination Western, Yakari und Milo Manara
„Jerry Spring”, „Blueberry”, „Comanche”, „Buddy Longway”, „Jonathan Cartland” … Kaum ein anderes
Genre erfreut sich ähnlicher Beliebtheit im Comic, wie der Western. Junge Zeichner eifern den klassischen
Vorbildern bis heute nach oder bedienen sich der Stilmittel des Genres als Zitat oder Persiflage.
Die Ausstellung präsentiert eindrucksvolle Originale, unter anderem von Jijé, Jean Giraud, Hermann, Derib,
Michel Blanc-Dumont, François Boucq, und zeigt gleichzeitig Beispiele für den Einfluss des Westerns
auf andere Genres.
An der Comic-Serie „Yakari“ lässt sich der Unterschied zwischen kindlich und kindisch erkennen. Viele
Comics für Kinder sind kindisch. Sie verwickeln ihre Helden in unglaubwürdige Abenteuer, füllen die Welt
mit übermächtigen Wesen, die Wünsche erfüllen, und lassen Tiere als putzige, vermenschlichte Spielgefährten
auftreten. Auch der Indianerjunge Yakari spielt mit Tieren. Er kann sogar mit ihnen sprechen.
Doch diese Tiere verhalten sich so, wie sich Tiere in der Natur verhalten. Sie kämpfen um Nahrung, sie
haben Angst, sie bedrohen einander. In einer Ausstellung für Kinder und Erwachsene werden zahlreiche
Originale der beliebten Comic-Serie von Derib (Claude de Ribaupierre) und Job (André Jobin) gezeigt.
Der vor allem durch seine erotischen Zeichnungen berühmte Milo Manara hat – auch in Zusammenarbeit
mit Legenden wie Hugo Pratt oder Federico Fellini – Comic-Geschichte geschrieben. Anlässlich der deutschen
Neuausgabe seines Gesamtwerks (Panini Comics), die Manara in Erlangen persönlich vorstellen
wird, zeigt der Internationale Comic-Salon – nach einer umfangreichen Retrospektive im Jahr 1986 – nun
Raritäten und seltene Originale.
Und das Wort ist Bild geworden – Über die Comics und das Religiöse
Gott ist nicht tot, die Götter sind es auch nicht. In den Diskursen der Welt sind sie so lebendig wie lange
nicht. Auch im Diskurs der Comics zeigen sie eine auffällige Präsenz. Wenn der einst lästerliche Underground-
Meister Robert Crumb die Genesis als erstes Buch der Bibel mit devoter Textgenauigkeit in Bilder
setzt, dann bezeugt das die Virulenz des uralten Stoffes. Wenn der eigentlich ganz private Zeichner Ralf
König sich plötzlich mit Sündenfall, Sintflut und dem Religionsstifter Paulus auseinandersetzt, muss ihn
die Nachhaltigkeit der biblischen Geschichten in aktuelle Unruhe versetzen. Hat der neue Boom des Religiösen
in der grafischen Erzählung mit dem Streit um die Mohammed-Karikaturen begonnen? Eigentlich
war der Kontakt zwischen Religion und Comics kaum je unterbrochen, seit Wilhelm Busch den Heiligen
Antonius von Padua und die Fromme Helene auf die Feder gespießt hat. So ist das Wort, das Bild im
Comic wurde, ein faszinierender Untersuchungsgegenstand.
Happy Birthday, Charlie Brown! Die Peanuts werden sechzig
Aus Charles M. Schulz’ Strip, der vor 60 Jahren in nur sieben Tageszeitungen debütierte, wurde die mit
Abstand erfolgreichste Comic-Serie der Welt. Zuletzt erschienen die Peanuts in 2.600 Zeitungen und haben
täglich 150 Millionen Leser erreicht. Schon 1967 feierte am Broadway ein jahrelang ausverkauftes
Musical Premiere, es folgten über 70 Zeichentrickfilme und schätzungsweise 20.000 Merchandisingartikel.
Viel erstaunlicher ist jedoch, auf welch gleichbleibend hohem Niveau und mit welcher grafischen Brillanz
Schulz seinen Strip beinahe ein halbes Jahrhundert lang gezeichnet hat. Insgesamt 17.897 Strips
hat er im Laufe der Jahre zu Papier gebracht, 15.391 Werktagsstrips und 2.506 farbige Sonntagsseiten.
Das entspricht etwa 80.000 Einzelbildern. Und jeder Strich darauf stammt von Schulz selbst. Die Erlanger
Ausstellung erzählt die Geschichte der Peanuts von ihren Anfängen an: Wie Lucy zu Charlie Browns Albtraum
wurde, wie Linus, Peppermint Patty und Woodstock ins Spiel kamen. Wie Snoopy den aufrechten
Gang erlernte und auf dem Dach seiner Hundehütte den Roten Baron ins Visier nahm. Wie Schulz seine
unnachahmliche Kunst entwickelte, mit nur wenigen Strichen und zwei Punkten jede Gefühlslage seiner
Figuren präzise auszudrücken. Und schließlich wieviel von ihm selbst in seinem Alter Ego Charlie Brown
steckt.
Grenzgebiete – drüben! Kindheitserinnerungen zwischen Ost und West
Zwei junge deutsche Comic-Künstler haben im letzten Jahr autobiografisch motivierte Graphic Novels
über ihre Kindheit in der DDR und ihre ersten Erfahrungen im Westen veröffentlicht: claire Lenkova, in
Sachsen und Bayern aufgewachsen, erinnert sich, wie es war als Kind in der DDR. Sie erzählt, warum es
zur Teilung kam und wie ganz langsam die Grenzen zwischen Ost und West überwunden wurden
(„Grenzgebiete“, Gerstenberg Verlag). In seinem für den Deutschen Kinder- und Jugendbuch-Preis nominierten
Debüt „drüben!“ (avant-verlag) erzählt der Zeichner und Autor Simon Schwartz von der schwierigen
Entscheidung seiner Eltern, Anfang der 1980er-Jahre die DDR für immer zu verlassen. Damit opponieren
beide nicht nur gegen die allgegenwärtige Diktatur des Arbeiter- und Bauernstaates, sondern
zwangsläufig auch gegen Teile ihrer eigenen Familien und ihrer Herkunft. Ab diesem Zeitpunkt sollte ihr
einziger Sohn zwischen zwei deutschen Staaten aufwachsen.
Die Ausstellung ist eine Kooperation des Internationalen Comic-Salons mit dem Stadtmuseum Erlangen,
in dem zeitgleich die Ausstellung „Sag, was war die DDR? Ein Geschichtsabenteuer für Kinder und Jugendliche“
gezeigt wird.
Weitere Ausstellungen
Außerdem beleuchtet eine Ausstellung mit deutschen Comic-Blogs die Digitalisierung der Comic-Welt,
kehren mit der Duckomenta in den „Erlangen Arcaden“ die „Interducks“ nach Erlangen zurück, gewähren
die Studenten der Hochschule für Gestaltung Offenbach und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-
Nürnberg unter dem Titel Fremdheit in Text und Bild Einblicke in ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit,
präsentieren Felix Mertikat und Benjamin Schreuder von der Filmakademie Baden-Württemberg Jakob –
ein Comic-Märchen, zeigt das Kunstmuseum Erlangen künstlerische Comics und Cartoons von Maximilian
Baumer, Kevin Coyne, Cornelia Effner, Thomas Hart, Wolfgang Herzer, Sam Mondon und Heike
Pillemann, gibt es bei der Ausstellung des Comic-Zeichner-Seminars neue Talente zu entdecken, werden
die besten Arbeiten des Comic-Wettbewerbs von cinearte zum Thema Comic und Kino zu sehen sein
und versammelt das lettische Comic-Magazin „kuš!“ in Zusammenarbeit mit dem Lettischen Zentrum für
zeitgenössische Kunst einige der wichtigsten internationalen Comic-Künstler in der kleinsten größten Ausstellung
der Welt – The Last Match ...

DER MAX UND MORITZ-PREIS

Am Freitag, 4. Juni, 21:00 Uhr, wird im Erlanger Markgrafentheater der Max und Moritz-Preis vergeben.
Der wichtigste Preis für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum – gestiftet von Bulls Press, Frankfurt
a. M. – hat Maßstäbe im Bereich Comic gesetzt und seit über 25 Jahren wesentlich zur Anerkennung
der Comic-Kunst im deutschsprachigen Raum beigetragen. Mit der Verleihung wird die Arbeit herausragender
Künstler gewürdigt, verdienstvolle Verlagsarbeit bestärkt und auf Nachwuchstalente aufmerksam
gemacht. Darüber hinaus soll mit der Vergabe des Preises die Auseinandersetzung über die qualitativen
Kriterien zur Beurteilung von grafischer Literatur intensiviert werden. Der Jury gehören in diesem Jahr an:
Denis Scheck (Kritiker, Deutschlandfunk, „Druckfrisch“ ARD), Christian Gasser (Schriftsteller, Journalist,
Radiomacher), Herbert Heinzelmann (Journalist, Medienwissenschaftler), Brigitte Helbling (Journalistin,
Mitglied der Arbeitsstelle für Graphische Literatur der Universität Hamburg), Andreas C. Knigge (Journalist,
Publizist), Jan Taussig (Bulls Press) und Bodo Birk (Internationaler Comic-Salon Erlangen). Die Max
und Moritz-Gala wird in diesem Jahr von Denis Scheck und Hella von Sinnen moderiert.

DAS COMIC PODIUM

Aktuelle Themen des Comic-Markts und Schwerpunkte des Salons werden vier Tage lang in rund 30 Vorträgen
und Gesprächsrunden vertieft: Die Chancen und Risiken für den Comic im Internet, neue Vertriebsformen
des Comics durch die Digitalisierung, der Siegeszug der Graphic Novels, die Suche nach
Stoffen und Geschichten sowie die in Deutschland nach wie vor nicht selbstverständliche Zusammenarbeit
zwischen Zeichner und Szenarist, die Wiederentdeckung des Zeitungs-Strips, die Ausbildung zum
Comic-Künstler in Deutschland und Japan – um nur einige der Themen zu nennen. Ergänzt wird das Comic-
Podium, das sich an ein breites Comic-interessiertes Publikum wendet, durch Gespräche mit einigen
der wichtigsten Künstler und einer eigenen Vortragsreihe der Deutschen Comic-Forschung, die sich mit
dem Thema Comic und Politik auseinandersetzt.

COMIC FILM FEST

Vier Tage lang laufen die Projektoren der Erlanger Kinos fast rund um die Uhr und zeigen einige der wichtigsten
Filme mit Comic-Bezug der letzten zwei Jahre. Darunter Christopher Nolans Batman „The Dark
Knight“ (USA/GBR 2008), „The Spirit” (USA 2008) – Frank Millers filmisches Denkmal für Will Eisners
legendäre Serie, die gefeierte Animations-Dokumentation „Waltz with Bashir“ (ISR/DEU/FRA 2008), in der
Regisseur Ari Folman seinen Einsatz als junger Soldat im Libanonkrieg 1982 verarbeitet, „Watchmen –
Die Wächter“ (USA/GBR 2009), Zack Snyders Adaption des legendären Comics von Alan Moore und
„Oben“ (USA 2009), Pixars Abenteuergeschichte um Carl Fredericksen. Daneben wird auch eine Reihe
interessanter Neustarts zu sehen sein: „Iron Man 2“ (USA 2010), Jon Favreaus zweiter Teil des Marvel-
Epos’, die von Tim Burton produzierte Langfilmfassung von Shane Ackers Oscar-nominiertem Kurzfilm
„#9“ (USA 2009), Wes Andersons ebenfalls Oscar-nominierte Stop-Motion-Film „Der fantastische Mr. Fox“
(USA/GBR 2009) und Sam Garbarskis auf Jiro Taniguchis Jahrhundert-Manga basierender Spielfilm „Vertraute
Fremde“ (BEL/LUX/FRA 2009). Aktuelle Animes und die traditionelle Filmnacht der Studenten runden
das Programm ab. Einige exklusive Previews sind derzeit noch in Verhandlung.

LESUNGEN UND PERFORMANCES

Im Rahmen des 14. Internationalen Comic-Salons sind drei Beispiele für medial aufbereitete szenische
Lesungen zu erleben: Der bekannteste deutsche Comic-Zeichner Ralf König („Der bewegte Mann“) hat
schon bei zahlreichen Lesungen bewiesen, dass er ein brillanter und höchst unterhaltsamer Performer ist.
In Erlangen wird er unter anderem aus seinen Religions-Strips „Prototyp“ und „Archetyp“ (FAZ/Rowohlt)
lesen. Die Überraschung auf dem deutschen Comic-Markt war im vergangenen Jahr Ulli Lusts zunächst
als Online-Comic erschienene autobiografische Graphic Novel „Heute ist der letzte Tag vom Rest deines
Lebens“ (avant-verlag). Sie erzählt darin die unglaubliche Geschichte von zwei jugendlichen Punks, die
sich auf den Weg nach Italien machen und glauben, wenn man nichts mitnimmt, hätte man nichts zu verlieren
... Der Münchner Comic-Künstler Uli Oesterle performt multimedial zusammen mit dem Autor und
Musiker Nicolai Vogel sein jüngstes Werk „Hector Umbra“ (Carlsen Verlag/Edition 52), eine Großstadt-
Saga als „Live-Motion-Comic“, die Anfang des Jahres sogar für den wichtigsten europäischen Comic-
Preis in Angoulême nominiert wurde.

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