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Alt 11.05.2012, 14:48   #6  
underduck
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Die universelle Sprache der Comics – Projekte der Goethe-Institute Moskau, Kairo, Jakarta

Siemens AG – Basement des Hauptverwaltungsgebäudes (Werner-von-Siemens-Str. 50)

Comics und Graphic Novels spielen in der Arbeit der Goethe-Institute eine immer größere Rolle. Weltweit werden deutsche Comic-Zeichnerinnen und -Zeichner eingeladen, um in Ausstellungen, Vorträgen und Workshops deutsche Kultur zu vermitteln, eine umfangreiche Ausstellung zur deutschen Comic-Szene wandert durch die Institute und eine eigene Website informiert über die aktuellen Comic-Trends im deutschsprachigen Raum. Längst haben die Goethe-Institute die Völker verbindenden, interkulturellen und Gesellschaftsschichten übergreifenden Potenziale der grafischen Literatur erkannt und machen sie sich in ungewöhnlichen Projekten zunutze. Drei herausragende Initiativen aus Moskau, Kairo und Jakarta stellt der Internationale Comic-Salon in diesem Jahr vor.


Manuele Fior – Sektionen mit sanftem Skalpell

Kunstverein – Neue Galerie (Hauptstr. 72)

In der Arbeit des 1975 im norditalienischen Cesena geborenen Manuele Fior treffen sich Bewegungen der künstlerischen Moderne mit Entwicklungen der grafischen Narration. In seinem ersten Comic-Roman „Ikarus“ setzte er die Farbe nur als grafisches Element ein. In der Schnitzler-Adaption „Fräulein Else“ werden Aquarelltöne über die grafischen Bildstrukturen der Vorzeichnungen gelegt. In Fiors großer Reflexion über die Metamorphosen von Liebe und Entfernung „Fünftausend Kilometer in der Sekunde“ – 2011 in Angoulême als bestes Comic-Album ausgezeichnet und 2012 für den Max und Moritz-Preis nominiert – ist die Farbe schließlich zum dominanten Stimmungsträger geworden. Die ästhetische Moderne grundiert diese Entfaltung eines Talents mit Verweisen auf Picasso, den Jugendstil, den Expressionismus, Edvard Munch und den unmittelbaren Vorbildcharakter der Comics von Lorenzo Mattotti.


Lorenzo Mattotti: Hänsel und Gretel

Palais Stutterheim, Innenhof (Marktplatz 1)

Wie das Werk vieler Künstler hat die Arbeit von Lorenzo Mattotti, der im Rahmen des 15. Internationalen Comic-Salons 2012 mit dem Max und Moritz-Preis für sein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet wird, eine malerische und eine grafische Seite. Die Verdichtung der Linienführung in Krisensituationen ist seit „Stigmata“ ein Kennzeichen seines grafischen OEuvres. In der (Alb-)Traumfantasie „Schimäre“ kam sie zum ersten Höhepunkt. Für die Illustrationen des dunklen Märchens „Hänsel und Gretel“ wurde die Technik nochmals forciert: Die Schläge mit dem Tuschepinsel sind breiter geworden, die Farbe Schwarz dominiert die Blätter, das Weiß des Lichts hat kaum eine Chance und wird von den Linien zerfetzt. So entsteht eine Schattenwelt, die der Grimm’schen Erzählung von Kinderfeindlichkeit und Kannibalismus angemessen ist.


Reality by Merging Words, Photographs and Drawings – The Black.Light Project

NH-Hotel, Black.Light-Atelier/1. Stock (Beethovenstr. 3)

1998 bis 2007 dokumentierte der portugiesische Journalist Pedro Rosa Mendes zusammen mit dem Hannoveraner Fotografen Wolf Böwig die grauenhaften Kriege Westafrikas. Das Black.Light Project entwickelt zusammen mit Comic-Künstlern aus aller Welt eine Crossover-Version der Reportage, die Text, Foto und Illustration miteinander verschmilzt. In einem Workshop unmittelbar vor dem 15. Internationalen Comic-Salon Erlangen arbeiten David von Bassewitz, Benjamin Flaó, Thierry van Hasselt, Nic Klein, Lorenzo Mattotti, George Pratt, Stefano Ricci und Danijel Žeželj nach den Erzählungen des Zeitzeugen Father Garrick aus Sierra Leone sowie nach den Reportagen von Pedro Rosa Mendes und Wolf Böwig an dem Projekt. Die Ergebnisse dieser Arbeitsphase werden während des 15. Internationalen Comic-Salons in den Workshop-Räumlichkeiten präsentiert.
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