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Alt 31.05.2017, 14:21   #3716  
Peter L. Opmann
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Dieser neue Zweiteiler gefällt mir durchaus, abgesehen davon, daß die Story um ein leeres Zentrum kreist. Darauf komme ich bei der Besprechung der nächsten Ausgabe zurück. In diesem ersten Teil werden zunächst einige Rätsel aufgestellt, und die FV machen sich daran, sie zu lösen. Anlaß ist, daß die blinde Alicia, Dings Freundin, anscheinend verschwunden ist. Wir Leser erhalten zwar Hinweise, was aus ihr geworden ist. Die FV aber sind am Ende dieser 20 Seiten erst soweit, daß sie sich auf ihre Spur setzen können.

Alicia ist weg – das ist die Ausgangssituation, nachdem die FV von ihrer Begegnung mit Ronan dem Ankläger zurückgekehrt sind und das in einer Fußnote gewissenhaft vermerkt worden ist. Ding ist davon sehr verunsichert (hat sie ihn etwa verlassen?) und wischt Reed im Affekt eine, daß er besinnungslos in der Ecke liegt. Denn der hat es seit Jahren nicht fertiggebracht, es wieder in einen Menschen zurückzuverwandeln. Dann trollt sich Ding böse murmelnd.

Während die FV noch völlig im Dunkeln tappen, gewährt Stan Lee den Lesern einen Informationsvorsprung. An „einem der abgelegensten Orte der Erde“ befindet sich ein futuristisches Bauwerk, das mit einem Bienenstock verglichen wird. Optisch erinnert das Gebilde nicht so sehr an einen Bienenstock, und es fliegen auch keine Bienen, aber es summt offenbar, ausgelöst von elektrischen Vorrichtungen, die natürlich nicht näher erklärt werden. Im Inneren befinden sich drei Wissenschaftler (und einige Hilfskräfte) in schicken Overalls. Sie haben Alicia entführt. Bevor sie ihr – und uns – erklären, warum, wollen sie sichergehen, daß Alicia die Richtige für ihre Zwecke ist. Bekanntlich ist sie Bildhauerin und kann alles, was sie berührt, vollkommen realistisch modellieren. Das führt sie ihnen nun zu ihrer Zufriedenheit vor.

Ding tigert derweil, wieder mal in Selbstmitleid zerfließend, durch den Stadtpark. Ein Polizist und einige FV-Fans, denen er begegnet, schaffen es endlich, es wieder seelisch aufzurichten. Eine Frau gibt ihm sogar einen Kuß auf die Wange. Anschließend bauen Lee und Kirby noch ein retardierendes Moment ein: eine kleine Kabbelei zwischen Johnny und Crystal. Diese Szene steht zunächst mal in keinem Zusammenhang mit der Bienenstock-Story. Die Rollenbilder sind nicht mehr aktuell: Crystal läßt sich eher passiv umwerben, gebietet aber über beachtliche Naturkräfte und kann ihren draufgängerischen Verehrer so auf Distanz halten.

Reed ist inzwischen mit der Konstruktion einer Maschine beschäftigt, die ziemlich fantastisch, aber zur Abwechslung mal ganz sinnvoll erscheint: eines Restwärmeverstärkers. Reed rätselt, wie Alicia überhaupt den Raum verlassen haben kann; darauf gibt es nämlich keinerlei Hinweise. Zur gleichen Zeit klären die drei Wissenschaftler Alicia endlich darüber auf, was sie für sie tun soll. Sie sind mit der Erschaffung eines Superwesens beschäftigt, das für keine Krankheit anfällig und zum Kriegführen nicht fähig sein soll – ein Prototyp für eine neue Menschheit. Es befindet sich im Zentrum des „Bienenstocks“, und nun sind sie unsicher geworden, ob sie dieses Wesen noch kontrollieren können. Alicia soll ins Innere hineingehen und ihnen ein Abbild von ihm verschaffen.

Ding erkundigt sich bei Alicias Vermieterin, ob sie wieder aufgetaucht ist. Dabei kommt Ben gerade rechtzeitig, um den Restwärmeverstärker in Aktion zu erleben. Das Gerät läßt die Geschehnisse um Alicias Verschwinden noch einmal wie ein Film ablaufen. Ein Mensch mit verhülltem Gesicht betritt die Wohnung, nimmt sie mit und geht mit ihr durch die Wand. Was nun? Wohin die beiden gegangen sind, erklärt dieser Film nicht. Reed ersinnt sogleich den nächsten logischen Kurzschluß: Der Mann trug ein Armband. Damit konnte er sicherlich durch die Wand gehen, und mit einem Bild davon kann er es nachbauen. Es wird die FV dann genau dorthin bringen, wohin dieses Wesen und Alicia gingen. (Ist doch einleuchtend, oder?) Kurz zuvor blendet Lee aber nochmals zum „Bienenstock“ über: In Begleitung eines bisher noch nicht in Erscheinung getretenen Teammitglieds der Wissenschaftler beginnt Alicia, zum Zentrum vorzudringen.

Nicht schlecht, finde ich. Eine ziemlich ungewöhnliche Story, stark mit Mysteryelementen aufgeladen. Daß Alicias Mission überhaupt keinen Sinn ergibt, werde ich noch näher erklären. Darüber hinaus ist hier viel Raum für Familienszenen: das frustrierte und wehleidige Ding, das hier sogar gegen seinen dicksten Kumpel Reed gewalttätig wird, das verliebte Paar Johnny und Crystal – wogegen sich Reed hier aufs Forschen und Konstruieren beschränkt und Sue ziemlich im Hintergrund bleibt. Alicia, die diesmal die Hauptfigur ist, erscheint völlig furchtlos, aber auch naiv, denn welcher Gefahr sie im „Bienenstock“ gegenübertreten soll, versteht sie erkennbar nicht.

Ich denke, die Ausgabe hätte mir als Zwölfjährigem imponiert. Grafisch sind Jack Kirby und sein Inker Joe Sinnott hier wieder auf der Höhe ihrer Kunst. Keine Kritzeleien diesmal, die Figuren werden ziemlich souverän in Szene gesetzt. Mit großformatigen Panels geht Kirby hier relativ zurückhaltend um. Sie sind offenbar vor allem für die Actionsequenzen gedacht, und an Action mangelt es hier – nicht aber an Nervenkitzel.
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