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Alt 14.05.2017, 13:57   #3703  
Peter L. Opmann
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Ein paar kurze Bemerkungen zu FV # 59:

Was ist die besondere Stärke von Blastaar? Aus seinen Fingerspitzen kann er Energie entsenden, genauer gesagt: im Körper aufgebauten Explosionsdruck, wie Reed Richards in diesem Heft erläutert. Eigentlich keine große Sache, zur Zeit des Erscheinens dieser Ausgabe aber offenbar doch noch recht unüblich im Superheldengewerbe. Um es gleich vorweg zu sagen: Der von Affen inspirierte Blastaar (er erinnert frappierend an die Gorillas in „Planet der Affen“, die erst etwas später kamen) reicht mit seinem Vernichtungspotential und seiner Seltsamkeit an Galactus bei weitem nicht heran, aber es ist doch eine actionreiche, unterhaltsame Ausgabe geworden.

Den Konflikt zwischen Blastaar und seinem Zufalls-Komplizen Sandmann lassen sich Lee und Kirby ein wenig entgehen. Die beiden belauern sich phasenweise gegenseitig, aber Sandmann konzentriert sich dann auf einen Zweikampf mit Ding und läßt sich am Ende, als er den Sieg nicht mehr erringen zu können glaubt, als Sandhaufen von der Meeresströmung davontragen. Blastaar dagegen zweifelt keine Sekunde daran, daß er es mit allen Superhelden auf der Erde leicht allein aufnehmen kann, und wird schließlich wieder mal von einer eilig aus der Schublade gekramten Maschine von Reed bezwungen. Diesmal trägt sie keinen bescheuerten pseudowissenschaftlichen Namen, sondern wird einfach als „Helm“ bezeichnet. Damit kann der Explosionsdruck seinem Körper nicht mehr entweichen, und Blastaar wird zu einem gewöhnlichen Schwächling.

Die Macher dieser Ausgabe verwenden einige bewährte Zutaten, um die Episode spannend und gut lesbar zu gestalten: Der Schurke (Blastaar) tritt nicht einfach auf, sondern macht sich zunächst am Dach des Baxter Buildings zu schaffen. Die FV fragen sich daher: Wer will uns angreifen? Wie können wir uns verteidigen? Der Leser, der die vorherige Ausgabe kennt, hat einen gewissen Informationsvorsprung, was dem Suspense keinen Abbruch tut.

Wohl um die Sache etwas zu variieren, erklärt sich der Nichtmensch Triton als erster bereit, dem unbekannten Gegner gegenüberzutreten, und wird ausgeknockt. Als nächster beschäftigt sich Johnny, die Fackel, unterstützt von seiner Freundin Crystal, mit Blastaar, und dann verläßt endlich Ding das Haus. Seine Sprüche sind wieder mal sehr vergnüglich, besonders: „Stan… Hartmut… können wir nicht einmal… einmal nur gegen einen Kerl kämpfen, der keine Sprüche macht?“ (Mit Hartmut ist Übersetzer Hartmut Huff gemeint.) Ding muß sich aber keine Sorgen machen: Die coolsten Sottisen kommen nach wie vor von ihm selbst. Reed und Sue beschränken sich derweil darauf, das Geschehen am Monitor zu verfolgen, und dabei fällt Reed der Helm ein. Allen Ernstes beginnt er, in einem Wandschrank nach dem Gerät zu suchen.

Das Getümmel, an dem sich zunächst auch Sandmann noch beteiligt, geht weiter – zu Lande und zu Wasser (das Baxter Building befindet sich offenbar nahe am Hudson oder East River) – und wogt hin und her. Da taucht Reed mit dem goldfarbenen Helm auf. Er braucht freilich zwei Anläufe (nach dem Prinzip von „Wer hängt der Katze die Schelle um?“), sie Blastaar über die graue Mähne zu stülpen. Die Wirkung setzt sofort ein. Reed kann ihn so mühelos k.o. schlagen, wie man einem kleinen Kind den Lutscher wegnimmt. Ein Cliffhanger entfällt – es wird nur der „böse Wächter“ angekündigt.

Diesen Dreiteiler würde ich nicht zu den großen FV-Klassikern zählen. Blastaar ist keine besonders originelle Schöpfung; seine Gefährlichkeit wird auch nur behauptet – ebensogut könnte er ein aufgeblasener Popanz sein; die Idee des Team-ups mit dem Sandmann wird eher verschenkt; der ganze Konflikt läuft nach meinem Geschmack zu sehr nach Schema F ab; und wieder nimmt Lee eine Quatsch-Maschine zu Hilfe, um den Bösen zur Strecke zu bringen. Für mich sind diese drei Ausgaben guter Durchschnitt, nicht enttäuschend, aber auch nicht so gut, wie die FV davor schon waren. Die Zeichnungen zeigen Jack Kirby und Joe Sinnott dagegen schon nahe am Zenit ihrer Schaffenskraft.
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