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Alt 20.08.2017, 00:39   #43  
Bretzelburger
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Hallo, da das mein erster Beitrag ist, hoffe ich hier an korrekter Stelle zu schreiben. Zudem will ich Niemandem auf die Füße treten, habe aber im weiten Rund des Internets keine Stelle gefunden, an der ich thematisch passender meine Gedanken niederschreiben kann.

Kurz zu meiner Person: intensiv gesammelt habe ich Ende der 70er bis Anfang der 90er Jahre, habe dann Mitte 2000 den Großteil meiner Sammlung veräußert, bevor ich vor wenigen Monaten auf Grund eines persönlichen Ereignisses wieder in die Materie eingestiegen bin. Wie man sich denken kann, spielte der Comic-Preiskatalog dabei immer eine wichtige Rolle, stand aber immer auch im Spiegel des Geschmacks seiner Herausgeber. Das ist keineswegs kritisch gemeint, denn mit wachsender Erfahrung konnte man davon profitieren. Wurden viele Lehning-Hefte vor mehr als 30 Jahren teurer als heute gehandelt (inflationsbereinigt), konnte man für wenig Geld Bessy 1-10 erwerben (sollte man sie bekommen). Für mich als Student mit kleinem Salär durchaus ein Vorteil. Markttransparenz konnte es nicht geben, schon regional verschob sich die Gewichtung hinsichtlich der Seltenheit eines Heftes. Das hat sich durch das Internet und nicht zuletzt Ebay grundlegend geändert.

Warum die lange Einleitung? - Einerseits gefällt es mir, wie hier versucht wird, transparent und beweglich auf den Markt zu reagieren, andererseits ist der Markt selbst alles andere als transparent und beweglich. Zurecht wurde hier der aktuelle Comicpreis-Katalog als zu hoch bezeichnet. Das war er schon immer, mehr als Richtschnur zu gebrauchen. Trotzdem fällt auf, dass fast alle größeren Comichändler sich daran orientieren, wenn auch teilweise mit prozentualen Abschlägen. Als ich vor ein paar Monaten anfing, einzelne Comics zu verkaufen und meine Preise danach ausrichtete, musste ich schnell feststellen, dass sich Niemand für meine Comics interessierte. Erst mit erheblichen Abschlägen brachte ich diese an einen interessierten Käufer.

Gut, dachte ich mir. Du willst ja nicht nur verkaufen, sondern auch kaufen - nutze die niedrigen Preise für dich. Aber wiederum denkste! - Umgekehrt funktioniert das nicht, außer wenn Jemand (wie ich) seine Comics unbedingt loswerden will und sie zu niedrigen Festpreisen, als "1 Euro"-Auktion oder Konvolut anbietet. Über die vergangenen Monate erlebte ich folgende Situation: 90 Prozent des Ebay-Angebots (und der im Internet zu findenden Verkaufslisten) sind in Stein gemeißelt. Viele Angebote sind schon jahrelang unverändert, nur selten werden Preise reduziert. Ich kann das nachvollziehen: für Händler gibt das Planungssicherheit und angesichts ihres großen Angebots spielt es keine echte Rolle, welche Hefte wann verkauft werden - wichtig ist nur der angestrebte Durchschnittsumsatz.

Aus Sammlersicht entsteht eine absurde Situation. Die teuren, am Katalog orientierten Hefte, werden nur in Ausnahmefällen verkauft, aber wenn man etwas preiswerter (10-20 % niedriger) anbietet, greift trotzdem kaum Jemand zu. Es gibt eine große Spanne zwischen dem Großteil des Angebots und den Preisen, die sofort bezahlt werden, als ob alle nur auf Dumping-Preise warten (ich lasse mal die seltenen, in solchen Zusammenhängen gerne erwähnten Ausnahmen bei besonders gesuchten Stücken weg). Hat man als Sammler ein großes Suchgebiet, mag das noch funktionieren, aber konzentriert man sich auf wenige Gebiete, ist der Markt schnell abgegrast. Entweder man zahlt die überhöhten Preise oder wartet auf die seltenen Gelegenheiten. Korrekt wäre es, wenn sich die Fest-Preise an der tatsächlichen Nachfrage orientierten, aber das geschieht quasi nicht. Die hier zur Preisfindung herangezogenen Beispiele (meist Auktionen) gehören zu diesen Ausnahmen, mögen auch den tatsächlichen Käuferwillen widerspiegeln, bewirken aber kein Umdenken beim Großteil der Anbieter.

Das hat zur Folge, dass es gerade im mittleren Preissegment kaum gute Ware zu angemessenen Preisen gibt. Es ist einfacher Micky Maus Nr.1 von 1951 im Zustand 1 zu bekommen - eine reine Preisfrage - als die 500er Nummern von Fix und Foxi komplett in Zustand 2. Oder nehmen wir die "Nick Großband"-Hefte Nummer 61 - 100. Anders als die teuren 30er Nummern, die oft mehrfach pro Nummer in unterschiedlicher Qualität in Ebay zu finden sind, gibt es die höheren Nummern, wenn überhaupt, fast nur in schlechteren Zuständen. Der Comicguide weist die Hefte bis Nr. 90 für 15 Euro in Zustand 1 aus, ab 91 sogar für 10 Euro. Ich bin mir sicher, dafür werden sie sofort gekauft, aber dafür verkauft sie Niemand. Umgekehrt liegen Hefte für mehr als 20 Euro für Zustand 1 wie Blei in den Ebay-Lagern, auch natürlich weil die Hefte gar nicht in Zustand 1 sind, also deutlich nach unten korrigiert werden müssten.

Ich zähle diese Beispiele auf, weil ich gerne wissen möchte, wie ihr diese Entwicklung betrachtet? – Vielleicht sehen einige das aus Händlersicht auch ganz anders. Mir kommt der gesamte Markt von ein paar Hypes abgesehen merkwürdig starr vor, habe dazu aber nirgendwo im Netz eine Diskussion gefunden, Gruß Udo
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