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Alt 03.04.2023, 15:48   #160  
Servalan
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The Square (Schweden / Deutschland / Frankreich / Dänemark 2017, Plattform Produktion, Film i Väst, Essential Films, Parisienne, Coproduction Office, Sveriges Television, Imperative Entertainment, Arte France Cinéma, ZDF, Arte, Svenska Filminstitutet, Council of Europe – Eurimages, Medienboard Berlin-Brandenburg, Nordisk Film & TV Fond, Det Danske Filminstitut – Minorordningen, Alamode Filmverleih, TriArt Distribution und DR), Drehbuch und Regie: Ruben Östlund, Kreativer Berater: Kalle Boman, 142 min, FSK: 12

Der Film spielt in der schwedischen Kunstwelt, allerdings steht hier kein Künstler im Mittelpunkt, sondern ein Kunstvermittler. Hauptfigur ist der Däne Christian Juel Nielsen, der als Kurator für das (fiktive) X-Royal Kunstmuseum in Stockholm tätig ist, ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, das in einem Teil des Stockholmer Königsschlosses untergebracht ist. Den roten Faden gibt dabei die neue Ausstellung an, die am 15. September beginnen soll und mit einer Spende von 5 Millionen Euro aus einer Stiftung finanziert wurde. Diese stammt von der Soziologin und Künstlerin Lola Arias und heißt "The Square"; sie besteht aus einen vier mal vier Meter leuchtenden Quadrat, das in den Boden vor dem Museum eingelassen ist und das einen naiv-utopischen Zufluchtsort definieren soll. Davon ausgehend zeichnet Östlund ein satirisches Gesellschaftsporträt, das wiederum selbst ein Kunstwerk darstellt.
Der Film wurde 2017 für das 70. Filmfestival in Cannes für den Wettbewerb nachnominiert und gewann mit seiner Uraufführung die Goldene Palme, also den Hauptpreis. Schweden reichte ihn als besten nicht-englischsprachigen Film sowohl für die 75. Golden Globes, die 90. Academy Awards (Oscars), die 23. Critics' Choice Movie Awards und die 22. Satellite Awards ein. Bei den 30. Europäischen Filmpreisen gewann er in sechs Kategorien. Bei dem höchsten schwedischen Filmpreis, dem 53. Guldbaggen war er in vier Kategorien nominiert und gewann in zwei weiteren.

Das Kunstwerk selbst ist ebenso fiktiv wie die meisten anderen Werke, die präsentiert werden. Östlund und Boman ließen sich bei dem fiktiven Künstler Julian Gijoni (dargestellt von Dominic West) von dem US-Künstler Robert Smithson (1938 - 1973) inspirieren; der Performance-Künstler Oleg Rogozjin ist nach dem russischen Künstler Oleg Kulik (Jahrgang 1961) gestaltet. In dem Film kommt ein authentisches Werk des Fotografen Garry Winogrand (1928 - 1984); Werke von Julian Schnabel (Jahrgang 1951) und Carl Hammoud (Jahrgang 1976) wurden parodiert.
Der Name der argentinischen Künstlerin Lola Arias (Jahrgang 1976) wurde in dem Film ohne ihre Einverständnis verwendet. Östlund berief sich zunächst auf ein Mißverständnis, erst 2023 verlautbarte seine Produktionsfirma öffentlich eine schriftliche Entschuldigung.

Die Kritiken sind extrem zwiespältig; einerseits wird er als gelungene Satire gefeiert, andererseits wird er wegen seiner zerfaserten Struktur verrissen, beide Pole finden ihre Argumente.
Dabei dreht sich in diesen Film alles um die Kunst in der Gegenwart und ihr Verhältnis zur Gesellschaft: Kann Kunst einen eigenen sozialen Rahmen schaffen, etwas außerhalb der Gesellschaft? Oder bleibt sie Teil der Gesellschaft mit all ihren negativen Effekten? Diese Verhandlungen über Kunst sind Thema des Films, der damit meta wird. Denn Museumsdirektor Christian muß seine Ausstellungen finanzieren und vermarkten, und dazu bedient er sich einer jungen internetaffinen PR-Agentur, deren größtes Ziel Aufmerksamkeit ist. Weil er in der entscheidenden Phase mit privaten Problemen abgelenkt ist - er wurde anscheinend Opfer eines Trickbetrugs -, segnet er en passant ein kontroverses Internetvideo ab, das der Intention des Kunstwerks "The Square" zynisch widerspricht. Dieser provokative Clickbait erreicht seinen Zweck, entfesselt jedoch auch einen heftigen Shitstorm.
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