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Alt 07.03.2008, 17:45   #6  
Peter_Wiechmann
am 11.01.2020 verstorben
 
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Beiträge: 1.431
Hier sind die Ergebnisse ...



So sieht Jordi Bernet die Cangaceios:





Rafael Mendez hat diese Vorstellung:




Ich stehe Rafael Mendez in vielerlei Hinsicht näher als Jordi Bernet und entscheide mich wohl auch deshalb für seine Version der Cangaceiro-Darstellung und will die Produktion ohne gesicherten Kundenauftrag aus eigener Tasche finanzieren.

Sowie die Würfel gefallen sind, macht sich Rafael Mendez an die Umsetzung eines Scribbles. Ich dachte an Landschafts- und Personenstudien. An Schauplätze, Kampfhandlungen. An das Herausarbeiten der Konfliktparteien ...

Ich weiß noch wie heute, wie ich dann den gewichtigen Umschlag in der kleinen Poststation von Dosrius ausgehändigt bekomme. Die Schlaglöcher der Rumpelpiste hinauf zur Finca werden diesmal nicht weiter wahrgenommen.
Unter dem dicken Baum vor dem Haus wiege ich die 48 Mendez-Seiten in der Hand. Ein fix und fertig entworfenes Album!

Die Handlung ist mit braunem Edding auf schlechtem Papier gezeichnet. Mendez selbst bezeichnet die Arbeit im beigefügten Brief als ‚Scribble’ ...
... sie ist aber bereits von einer solchen Meisterschaft, dass manch ein gestandener Artist dieses Ergebnis nur zu gern als Reinzeichnungen ausgeben würde.



Ich füge mir die Geschichte Seite für Seite zusammen. Ich bin schließlich begeistert und enttäuscht zugleich.
Begeistert über den unverwechselbaren, großartigen Mendez-Strich – enttäuscht über eine zeichnerische Meisterschaft, die weit über dem Niveau der Erzählung hinausragt ... aber die die Schwächen nur verdeutlicht, nicht überdeckt.

Ich will Rafael nicht verletzten. Ich bezahle die Vorarbeit und bitte um Aufschub. Ich brauche Zeit, um einen ‚gion’, eine Geschichte zu schreiben, die für diesen Ausnahmezeichner eine wirkliche Herausforderung ist.

Mehr als einmal setze ich mich zum Durchstarten vor die Maschine – finde aber entweder keinen Einstieg oder habe keine Zeit, weiter darüber zu brüten. Das COMICON-Tagesgeschäft verlangt seinen Tribut ...

Und als ich dann endlich soweit bin, hat Rafaels Krankheit jeder Arbeit an jedweglichem Comic den Riegel vorgeschoben. Für immer.

Rafael Mendez rührt für den Rest seines Lebens nie wieder eine Zeichenfeder an.

Und ich trauere den vielen ungeschriebenen und ungezeichneten Erzählungen aus den wüsten Weiten des Grande Sertao nach ...









Hasta la vista Companeros!


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Geändert von underduck (14.03.2008 um 21:49 Uhr)
Peter_Wiechmann ist offline