Blutige Anfänger Staffel 4 Episode 5 (Folge 41) "Tod in Acryl" (Deutschland 2022, studio.tv.film Produktion für Film und Fernsehen), Drehbuch: Heike Brückner von Grumbkow und Jörg Brückner, Regie: Irina Popow, 42 min
2020 startete das ZDF diese Vorabendserie, um im Krimigenre ein jüngeres Publikum als beim durchschnittlichen öffentlich-rechtlichen linearen Fernsehen zu erreichen. Schauplatz ist die (fiktive) Polizeifachhochschule Halle, in der einige ausgewählte Rookies die Chance bekommen, ihre Qualitäten in der Mordkommission zu beweisen.
Die ersten drei Staffeln boten durchaus frischen Wind, indem sie neben dem Fall der Woche einen horizontal erzählten Fall pro Staffel brachten, bei dem die Rookies und ihre Ausbilder eine Rolle spielen.
Die vierte Staffel bricht das Schema, denn der horizontal erzählte Fall wird in der Hälfte der Staffel gelöst, danach nimmt der Soapanteil der Coming of Age-Hauptdarsteller zu. Deswegen empfand ich diese Staffel als leicht enttäuschend, zumal diese Episode recht tief in die Klischeekiste greift und es bei den Requisiten unstimmige Details gibt.
Der Künstler Lupo Marx, Jahrgang 1978, wird erstochen in seinem Atelier aufgefunden. Bei der Begehung des Tatorts finden die Kommissare und die Rookies in einer Abstellkammer die verhuschte Patrizia "Trish" Leupold, die ein blutiges Messer in der Hand hält und vorgibt, sich an nichts mehr erinnern zu können.
Als Star zählte Marx zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart, der von seiner Galeristin und Lebensgefährtin Trish Leupold von einem farblosen Absolventen der Kunsthochschule mit einem Exklusivvertrag aufgebaut wurde. Sie sieht in ihm ein Genie, das sich einige Frechheiten erlauben konnte, denn andere Bedienstete nannten Marx ein Arschloch.
Die Polizeipsychologin Julia Salomon, die an der Hochschule lehrt und in ihrem Büro ein Bild von Marx hängen hat, wird zur vorgeschützten Amnesie der Verdächtigen gefragt. Ihrer Kenntnis nach läßt sich eine mögliche Simulation nur durch ein geschicktes Verhör knacken.
Dem Forensiker nach nimmt sich Marx als Künstler stellvertetend für das spießige Publikum sämtliche Freiheiten heraus und schlägt über die Stränge. Im Verhör von Leupold wird deutlich, daß Marx seinen Wert kannte, denn er prahlte mit Anfragen von Agenten weltweit und organisierte hinter dem Rücken seiner Galeristin eine weitere Ausstellung in Halle. Über Marx' Affären sah Leupold gnädig hinweg.
Das Umfeld der Verdächtigen wird geprüft, wobei ihre beiden Schwestern in den Fokus geraten. Bettina Leupold lebt in Rio, die jüngste Schwester Ariane in Halle. Ariane hat an einer Kunsthochschule studiert, hat ihren Abschluß vor zwei Jahren gemacht und unterrichtet an der Volkshochschule.
In einem Gespräch mit einem der Ausbilder sagt Salomon, sie habe Marx bei einer Vernissage kennengelernt, wo der sie angesprochen habe, ob sie ihm nicht Modell sitzen wollte. Salomon habe abgelehnt, sodaß Marx das Gemälde, das er ihr später schenkte, aus seiner Phantasie gemalt hat. Die Psychologin verabscheut Marx als Prototyp eines selbstverliebten Narzißten, vor dem jede Frau gewarnt sein sollte.
Allmählich dämmert den Ermittlern, daß Trish Leupold mit ihrer Amnesie Zeit schinden wollte. Denn Ariane Leupold meldet sich aus Rio und gesteht den Mord an Marx, denn Brasilien liefert keine Täter aus.