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Alt 30.01.2005, 04:45   #26  
ComicGuide
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Di 01.02.2005, 15:15 Uhr, arte
Mo 07.02.2005, 15:10 Uhr, arte

Von Superman zu Spiderman

Die Abenteuer der Comic-Helden
Dokumentarfilm, 2001
Autor: Michel Viotte

Superman, Batman, Spiderman sind urbane Helden, die im Dschungel der Städte durch die Neurosen der modernen Welt hervorgebracht werden. Die Super-Helden, die ihre übernatürlichen Kräfte in den Dienst eines großen gemeinsamen Schicksals stellen, sind sowohl eine Möglichkeit, sich in eine fiktionale Welt zurückzuziehen als auch ein wichtiges Propagandamittel zur Festigung amerikanischer Werte. Seit den Anfängen im Jahr 1938, als die beiden 17-Jährigen Siegel und Schuster die Figur von Superman erfinden, hat sich das Genre ständig weiterentwickelt. Die ersten Super-Helden treten während des Zweiten Weltkrieges als Hüter der freien Welt auf. Batman geht gegen die Unterwelt vor und Captain America, Captain Marvel, die "Ligue for Justice" und die "Justice Society of America" kämpfen gegen die Nazis. Nach Ende des Krieges verschreiben sie sich dem Kampf gegen den Kommunismus. Als gegen Ende der 50er Jahre die Inspiration nachzulassen beginnt, haben einige Autoren die geniale Idee, das Genre mit der Erfindung von Super-Bösewichtern neu zu beleben. Das Böse wird zum unverzichtbaren Alter ego des Guten. Während eine neue Generation von Helden entsteht, werden an den alten kleine Veränderungen vorgenommen: Es geht jetzt meist um das Doppelleben dieser Helden und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten. Der Erfolg ist überwältigend. Der Autor Stan Lee revolutioniert das Genre zu Beginn der 60er Jahre mit der Idee, seine Geschichten an die Welt der Leser anzupassen. Mit ihm halten sämtliche Themen, die die Jugend beschäftigen, Einzug in die Comics: Drogen, Gewalt, Arbeitslosigkeit, Beziehungsprobleme, Rassismus, Hippies, das Vietnam-Trauma. Auch die zeichnerische Ausführung macht eine tief greifende Entwicklung durch: Während der Stil eines Jack Kirby zur Reife gelangt, setzen sich neue Zeichner wie Neal Adams, Gil Kane, John Romita, Jim Steranko und Gene Colan durch, die sich mehr gestalterische Freiheiten nehmen, mit schwungvollen Linienführungen arbeiten und viel Farbe verwenden. Beim starken Einfluss der amerikanischen Comic-Texter und -Zeichner ist es seither geblieben. Und der hat in den USA und in der übrigen Welt Auswirkungen auf Kunstschaffende der unterschiedlichsten Richtungen. Bekannte Regisseure wie Steven Spielberg, Tim Burton, George Lucas und Terry Gilliam beziehen sich ausdrücklich auf diese Kultur. Das Aufkommen neuer Technologien für Spezialeffekte hat sie in die Lage versetzt, das Genre neu zu beleben und ein weiteres Kapitel Comic-Geschichte zu schreiben. Die amerikanischen Künstler sprechen ein Publikum an, das alle Altersgruppen, sozialen Schichten und Bildungsniveaus umfasst. Sie bieten mehr als nur Unterhaltung, indem sie parallel zu der wirklichen Welt ein in sich geschlossenes Universum mit seinen eigenen Gesetzen schaffen, deren scheinbare Naivität nicht verbergen kann, dass das Amerika des 20. Jahrhunderts dabei in einem besonderen Licht erscheint.
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