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Alt 04.02.2015, 18:45   #48  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Die Basis für eine breite Comickultur haben wir nur in Ansätzen.

Wer den Beruf von der Pike auf lernen will, und zwar unter realen Bedingungen, der muß entweder ins europäische Ausland gehen (die Disney-Filialen in Dänemark, den Niederlanden oder Italien beispielsweise) oder gleich in die USA bzw. für den US-Markt arbeiten - wie Horus, David Boller und Mirko Djordjevic.
Insofern halte ich das altbewährte Mosaik für die einzige Kaderschmiede hierzulande, bei der der Nachwuchs Feuerproben wie eine obligatorische Deadline bestehen muß. Eine Lehrzeit oder Phase von einigen Jahren trainiert die zeichnerischen oder erzählerischen Fähigkeiten auf eine Weise, die in Fleisch und Blut übergeht. Besonders in den Skizzen zeigt sich das bei deutschen Comicgrößen wie Jan Suski, Ivo Kircheis und Schwarwel.
Karl Nagel und Lutz Mathesdorf haben mit der Alligator Farm in Hamburg ja einen Versuch gestartet, der in diese Richtung ging. Leider ist der Versuch gescheitert.

Dagegen sehen die meisten Graphic Novels eher blaß, blutleer und steif aus. Den Absolventen fehlt die Unverfrorenheit, mal so richtig daneben zu greifen. Ich glaube, das Publikum spürt ganz genau, ob ein Autor Comics liebt oder bloß brav eine Fleißarbeit für den Abschluß geliefert wird.
Wenn etwas gut gemacht ist (und nicht nur gut gemeint!), dann kann sich der Comic fast alles erlauben. Auf die Dauer funktioniert halbherziges Wursteln nicht, das schadet eher.
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