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Alt 16.01.2014, 09:02   #97  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Spiegelbildlich

In der neusten Reddition, Nr. 59, beklagt Roland Mietz (und Volker Hamann) zurecht ein Phänomen: Für den Warren-Verlag arbeiteten ab den 1970er Jahren sehr viele spanische Zeichner. Sie vermochten die Texte der Amerikaner wie Bruce Jones oder Jim Steranko nie so adäquat umsetzen, wie es einheimische Zeichner taten – vor allem wenn es um realistische Darstellungen der Alltagskultur in den USA ging. Umgekehrt trifft es natürlich auch zu: In der Mickyvision Nr. 17 und 18 von 1965 ist die Erzählung „Emil und die Detektive“ von Erich Kästner als Comic wieder gegeben. Das die Geschichte jetzt im Nachkriegsdeutschland und nicht in den zwanziger Jahren, wie im Buch, spielte, kann man noch nachvollziehen. Den Zeichnungen dagegen merkt man an vielen Details an, dass der Zeichner (Dan Spiegle?) bemüht war, deutsches Ambiente zu setzen. Meist ist es ihm ganz gut gelungen, aber an den beiden hier abgebildeten Zeichnungen sind sehr schön amerikanische und deutsche Elemente vermischt worden:




Das der Reisebus ein Mercedes ist - okay, dass er an einer „Interzonenhaltestelle“ wartet – auch noch okay, aber das das Haltestellenschild ein BUS Stop - Hinweis trägt – na, das dürfte unzutreffend sein.




Das Motiv der vorbeifahrenden Feuerwehr ist recht nett eingefügt worden, aber dann hätte der Zeichner doch bitte keine US-Feuerwehr ins Bild setzen dürfen.

An diesen beiden Beispielen sind die Probleme ausländischer bzw. "Nicht-Inländischer" Zeichner deutlich zu erkennen: sie versuchen zwar, sich in ihren Darstellungen der für sie fremden Alltagswelt einzufinden, aber immer wieder rutschen sie in die heimatlichen Gefilde ab.
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