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Alt 21.10.2016, 17:59   #3482  
Peter L. Opmann
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„Ben Grimms Verrat“ – In den 60er, beziehungsweise 70er Jahren mag es tatsächlich als Verrat gegolten haben, wenn jemand seinen Job hinschmiss, nicht mehr die Stammpartei wählte oder seine Biermarke wechselte. Heute erscheint das falsch etikettiert, auch wenn es um den Abschied von Ben von seinem Superheldenteam geht. „Ben Grimm wirft den Bettel hin“, hätte man sagen können. Außerdem wirkt der Schritt etwas unmotiviert. Schön, Ding mußte im Kampf mit Doktor Doom an seine absolute Leistungsgrenze gehen – aber deshalb lesen wir dieses Magazin schließlich. Daß ihn die anderen drei als Fußabtreter behandelt haben, obwohl er das Letzte für sie gibt, wie er mäkelt, kann ich so nicht erkennen.

Nicht ganz glaubwürdig (wenn man im Zusammenhang mit Superhelden-Abenteuern überhaupt davon sprechen will) wirkt auch, daß die Furchtbaren Vier genau in dem Moment wieder auf der Bühne erscheinen, in dem Ding orientierungslos herumtorkelt und schließlich besinnungslos auf der Straße liegenbleibt. Dafür war von ihnen ja die ganze Zeit über, während Dr. Doom zuschlug, nichts zu sehen und zu hören. Während die verbliebenen Fantastischen Drei sich auf die Suche nach Ding machen, verpaßt der Zauberer Ding bereits eine Gehirnwäsche, bringt es zu der Überzeugung, daß seine Teamkameraden in Wirklichkeit seine Feinde sind (hat Ding das nicht ohnehin schon gedacht?) und nimmt ihm sein Einfühlungsvermögen. Vor allem aber tut Ding nun alles, was der Zauberer ihm sagt.

Kleines realitätsnahes Detail: Nach der Auseinandersetzung mit Doom wird im Baxter Building der Schaden begutachtet. Wer kommt dafür auf? Das wird ein Fall für Rechtsanwälte. Sue Storm bemerkt: „Ich dachte, Sie würden uns dafür bezahlen, daß wir diese entsetzliche Kreatur besiegt haben!“ Der Hausmeister, der sich die Verwüstung mit säuerlicher Miene ansieht, müßte eigentlich antworten: „Nein, das ist nur in der DC-Welt so.“

Und dann: Wieder einmal überfallen die Furchtbaren Vier das Konkurrenzteam, nutzen das Überraschungsmoment und machen Reed, Sue und Johnny kampfunfähig. Dabei hilft Ding kräftig mit – ungeachtet dessen, daß das Bösewichter-Quartett das auch schon allein geschafft hat. Am Ende fordert der Zauberer (hier übrigens nicht mehr „schwingenlos“, zumal er kaum von seinen Antigrav-Scheiben Gebrauch macht) Ding auf, den Dreien den Rest zu geben. Schnitt – „nächste Ausgabe!“ Schöner Cliffhanger - da stimme ich Michi Diers zu. Es hat nun fast den Anschein, als wolle Stan Lee gar nicht mehr zu abgeschlossenen Abenteuern zurückkehren.

Mir fiel auf, daß sich Jack Kirby in dieser Ausgabe große Mühe gibt, das Mienenspiel von Ding zu variieren. Mit grimmigem Blick zündet es sich eine Zigarre an, bleckt die Zähne, gähnt, wirkt ganz entspannt in der Bewußtlosigkeit und rollt bedrohlich die Augen, bevor es sich dranmacht, die übrigen Mitglieder der FV auseinanderzunehmen. Das sieht nicht uninteressant aus, aber nicht jeder Gesichtsausdruck paßt zu ihm. Man hat das Gefühl, Inker Vince Colletta muß die Figur sowieso erst in den Griff bekommen. Insgesamt macht er aber wieder einen guten Job.
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