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Alt 13.11.2015, 17:15   #9  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Um es noch einmal klar zu stellen: hier geht es nicht um die letzten Geheimnisse, wann wo wieviel welches Heft gedruckt wurde. Auch nicht um alle verfügbaren, oder geheimen Informationen zu unterschiedlichen Auflagen, Varianten, Nachdrucken udgl. Ich habe meine Sammlung zur Verfügung, die bearbeite ich. Falls im Laufe der Abhandlungen andere oder neue Infos bekannt sind, immer gerne hier gesehen. Es wird auch nicht so intensiv werden, wie noch für das Logbuch, die Abenteuer der Weltgeschichte sind als reine Unterhaltung gedacht (die aber trotzdem Arbeit macht). Wenn jemand die fertige Abhandlung nachdrucken möchte, kann er es gerne machen, allerdings nur mit meiner persönlichen Genehmigung!


Nummer 1: „Ein Mann erobert ein Weltreich“

Eine Besonderheit des ersten Heftes ist, dass es ohne Nummer auskommt. Ab der Nummer 2 ist sie dann präsent. Getextet hat Hans-Jürgen Linden, gezeichnet Eugen Blumentritt. Diesem begegnen wir noch des Öfteren in dieser Comicreihe.





Schon der Titel ist genau so „blöd“, wie der Hinweis, der Architekt XY hätte dieses und jenes Bauwerk errichtet. Ich möchte mal den Heerführer, oder Architekten, vor der Aufgabe sehen, die ihnen gerne allein zugeschrieben wird, obwohl ihr Intellekt schon vonnöten ist. Die vorliegende Geschichte dreht sich um die von 1519 bis 1521 erfolgte Eroberung des aztekischen Reiches durch die Spanier und der >>Mann<< im Titel ist Fernando Cortez (so auf dem Titelbild genannt). So ganz einig über die Schreibweise, zumindest im Deutschen, sind sich alle nicht. Eine andere Quelle nennt ihn: Die Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortez 1519-1521, von Anton Hoffmann, Hubers Verlag, 1919. Also komplett eingedeutscht.

30 Jahre nach der Entdeckung der neuen Welt durch Columbus (ein Thema eines späteren Heftes), haben sich die Spanier auf den sogenannten >>westindischen Inseln<<, das sind in diesem Fall hauptsächlich die größeren, also Cuba und Haiti, fest etabliert. Weitere Expeditionen erkundeten die Küsten Mittelamerikas. Dabei hörten sie von Einheimischen Geschichten von einem sagenhaften reichen Land. Wohl um die goldgierigen Fremden los zu werden, als auch die Gefahr einer Eroberung durch die Azteken zu verhindern, wenn sich diese beiden Mächte bekämpfen sollten. Cortez rüstete nun ein Expeditionsheer aus, es landete an der Küste, gerät in erste Kämpfe. Die Indianer Mittelamerikas sind von den Schusswaffen, den Stahlklingen und Eisenrüstungen, den berittenen Kämpfern, aber vor allem von der hellen Hautfarbe der Eindringlinge beeindruckt. Es gibt in diesem Kulturkreis die Fabel von den weißen Göttern, die eines Tages vom Meer her zurückkehren werden, und weiß der Kuckuck was bewirken werden …

Cortez durchschaute recht bald die politischen Konstellationen, suchte sich verbündete unter den von den Azteken unterjochten oder bekämpften Völkern Mittelamerikas. Sie dringen trotz Intrigen in den eigenen Reihen bis nach Tenochtitlan vor. Dort benehmen sie sich recht bald als Rüpel denn als Gäste. Der Herrscher, Montezuma, wird von ihnen als Geisel genommen, von seinen eigenen Leuten getötet, die Spanier aus der Hauptstadt vertrieben. Sie kehren aber wieder und in einem beispiellosen Gemetzel werden die Azteken besiegt, ihre Stadt fast dem Erdboden gleichgemacht. Nun thront das Kreuz über den Trümmern, dessen Macht letztlich genau so blutig wird, wie die des Kriegsgottes Huitzilopochtli war.

Im Großen und Ganzen ist die Geschichte im Heft korrekt wiedergegeben. Die nicht unbeträchtliche Rolle der Malinche, oder Donna Marina, einer Indianerin, die für Cortez als Dolmetscherin sehr wertvolle Dienste leistete, wird dagegen unterschlagen. In einem Bild scheint sie dargestellt, jedenfalls sieht es so aus, als ob sie zwischen Spaniern und Azteken dolmetscht, ohne sie namentlich zu nennen.




Der textliche Teil ist ziemlich schwülstig, wie noch viele andere Hefte zeigen werden. Die (west-)europäische Kultur wird stets als moralisch überlegen hervorgehoben: „Die Waffen schweigen, aber dafür sprechen jetzt die Priester und bekehren die götzendienerischen Indianer zum Christentum.“ Als ob die Christen keine Statuen, gleich ob aus Holz oder Stein, anbeten. Natürlich sind gewisse Bräuche der Azteken verwerflich, das massenhafte >>Opfern<<, tausende an einem Tag, für die Gunst der Götter, ist schwer bis gar nicht verständlich. Aber ist das töten, nach vorsichtigen Schätzungen von bis zu einer Million Menschen auf den Scheiterhaufen, kulturell wertvoller?
Die Zeichnungen Blumentritts wissen zu gefallen, obwohl da etwas an ihnen ist, das nachdenklich macht. Richtig, plötzlich macht es „klick“ und es sind massenhaft Bilder zu erkennen, die aus einer anderen Comicserie bekannt sind.

Einige Beispiele folgen in der Fortsetzung:
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