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Alt 04.07.2010, 16:49   #4  
Maxithecat
Moderator Marvel
 
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CGNet: Jetzt mal eine ganz andere Frage. Was hast du vorher gemacht?

David: Was habe ich vorher gemacht? Wie viel Jahre vorher? 5 Jahre, 10, 20?

CGNet: Du hast z.B. in den USA Marvel gezeichnet.


David: Angefangen habe ich mit Fanzines in Deutschland. Dann bin ich direkt in die USA geflogen.

CGNet: „Ewiger Himmel“?



Online Cover auf der Webseite von www.zampano-online.com


David: Ja, genau. Das ist der autobiographische Comic über meine Erlebnisse in den 16 Jahren USA. Nicht nur der Weggang, sondern was mit mir dann passiert ist.

Ich habe so ziemlich für alle großen Verlag gearbeitet, außer für Dark Horse. Marvel, DC, Image, Acclaim … sogar für Elfenwelt, das wissen die Meisten nicht.

CGNet: Das war WaRP Graphics.

David: Richtig! WaRP Graphics mit Richard und Wendy Pini.


Dann bin ich vom Mainstream weggekommen. Habe Mangas gemacht, für Tokyopop, für die Franzosen. Und dann zum Selbstverleger.

CGNet: Mangas, Marvel, DC - was hat dir am Meisten Spaß gemacht?

David: Am Anfang eigentlich alles! Bis man mal die Routine hat, hinter die Kulissen des Business sieht. Marvel hatte damals eine schwere Zeit. Ich bin rausgegangen, kurz bevor Marvel bankrott ging.

Und ich bin reingekommen auf dem Höhepunkt. Ich habe wirklich gesehen, wie das zerbröckelt ist. Das war schon desillusionierend, das mit ansehen zu müssen.

Bei DC musste ich mich dann mit Redakteuren rumschlagen, die echte A… waren. Die habe einem das Leben so schwierig gemacht, dass es einfach pervers war.

CGNet: Kaufleute, die nichts mit Comics anfangen konnten.

David: Ja, um Redakteur bei Marvel/DC zu werden musst du ein College besucht und einem Ph.D. haben. Sie können nicht selber zeichnen, stellen aber Zeichner ein. Das ist schon mal das erste riesengroße Problem.

Und dann New Yorker, das sind große Egos, die wollen ihren Namen sehen. Das war auch bei Image so. Die sind so Egoinvolviert. Und ich bin die ganze Zeit so passiv gewesen. Ich habs dann bei Image durchgehalten, war immer nett, aber es wurde einfach zuviel.

CGNet: Dann haben wir es also einigen „Idioten“ zu verdanken, dass du heute hier bist.


David: :lacht: Das hat sicher dabei mitgeholfen. Dann kam noch die Einschränkung dazu, die man in einem Verlag hat. Der Verlag sagt, was man zu zeichnen hat. Ich habe aber auch meinen eigenen Kopf und eine ziemlich dicken dazu. Ich mache gern meine eigenen Sachen.

Ich wollte, als ich zurückgekommen bin, dieses Fanzine-Feeling zurückbekommen, die Freude die man damals hatte, etwas Neues zu entdecken.

Wenn du Heute zum Verlag gehst, ist das gar nicht mehr möglich. Die wollen was haben, was sofort ein Erfolg ist, und wenn es nicht sofort ein Erfolg wird, wollen sie es nicht!




CGNet: In den USA ist es ja mittlerweile so, dass Serien wöchentlich herauskommen. Und das ist für einen Zeichner gar nicht zu schaffen.

David: Das ist absolut nicht möglich. Ich beneide die Einsteiger nicht. Der kommerzielle Druck für die Leute, um sich einen Namen zu machen, ist unglaublich.

Das ist soweit von den 80ern entfernt, in denen ich aufgewachsen bin, wo man noch die Experimentierfreudigkeit hatte und die Risikofreudigkeit. Heute geht’s nur noch ums Geld!

CGNet: Heute ist es ja teilweise so, wenn du eine Serie bei Marvel oder DC hast (bleiben wir mal bei diesen), dann kann es vorkommen, dass innerhalb EINER Serie JEDES Heft einen anderen Zeichner hat. Da kann dann keine Kontinuität mehr aufkommen.

David: Ja, das ist eine Riesenproblem!


CGNet: Wenn ich eine Serie habe und der Zeichner ist gut, sollte er die Serien betreuen, so lange es geht. Deshalb finde ich es gut, wenn du sagst, ich mache MEIN Ding, die Story ist gut, es wird angenommen und du es dann durchziehst.

David: Das, was ich jetzt mache, sehe ich als neuen Abschnitt in meiner Karriere. Wo ich auf die Erfahrung und Kontakte zurückgreifen kann, die ich mir erarbeitet habe. Und die zeichnerischen und erzählerischen Fähigkeiten, die ich gewonnen habe, nutzen kann, um das Neue umzusetzen.
Und wenn ich mich hier in Erlangen umsehe, ist das schon ein innovatives Konzept, es gibt nicht viele, die ihre eigenen Sachen schreiben, zeichnen, colorieren, die Druckvorlagen machen und einen Internetauftritt haben. Das ist eigentlich schon ein ganzes Paket. Das ist schon sehr, sehr selten.

Geändert von Maxithecat (04.07.2010 um 18:46 Uhr) Grund: Bildergröße angepasst
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