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Alt 04.01.2016, 09:47   #41  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 6

Piraten der Freiheit, Rettet euch – die Geusen kommen!





Die Gebiete der heutigen Niederlande und Belgiens gehörten Mitte des 16ten Jahrhunderts zum „Heiligen Römischen Reich“. Die Kaiser stellten zu diesem Zeitpunkt die Habsburger, eine Dynastie, die ihre Stammlande im heutigen Österreich hatten. Durch hier unnötig näher zu erläuternde dynastische Erbfolgen (1556 Abdankung Karl IV) kamen die Niederlande zur spanischen Linie der Habsburger. Unter den Statthaltern Margarete von Parma, die ein Bittgesuch niederländischer Edelleute ablehnt und sie deshalb als Geusen (Bettler) bezeichnet und ihrem Nachfolger, Herzog Alba, der eine Schreckensherrschaft errichtete, erhoben sich die Niederländer. Es dauerte aber bis zum Ende des 30jährigen Krieges (1648), bis die Niederländer mit dem Ausscheiden aus dem Heiligen Römischen Reich ihre volle Souveränität erlangten.

Das vorliegende Heft enthält eine Episode aus diesen langjährigen Auseinandersetzungen. Es geht um die Befreiung Moritz´ von Oranien, der 1584 die Führung der Geusen übernimmt. Im Heft ist er bereits ein älterer Herr, also würde ich denken, die Jahre zum Beginn des 30jährigen Krieges müssen der gewählte Zeitraum sein. Geschickt hat Linden die Erzählung um den jungen Grafen Toggenburg in diese geschichtliche Epoche eingesponnen. Im Handstreich befreit dieser alleine Oranien und kapert später mit Gleichgesinnten eine spanische Flotte, um deren Baumuster für die Schiffe der Niederländer zu übernehmen. Das Heft endet nicht mit der endgültigen Vertreibung der Spanier, es bleibt inhaltlich ein Zwischenspiel, allerdings ein gelungenes, das Spaß macht zu lesen.






Zum Spaß am Text kommt ein neuer Zeichner für die Reihe zum Zuge: Herbert Hahn. Seine Zeichnungen sind klar, keine Ecken und Kanten, keine unnötigen gestrichelten Umrisse, keine erkennbare Abzeichnungen und wenn, dann sehr geschickt verborgen. Wie schon in den vorherigen Heften treffen auch hier die Accessoires, die Bekleidungen, Schiffe und andere Utensilien ziemlich genau die Zeitepoche, in der die Geschichte spielt. Einzig die vorkommenden Galeeren bereiteten mir Bedenken, denn zu diesem Zeitpunkt verschwanden sie durch umwälzende Neuerungen (weittragende Kanonen, verbesserte Takelagen) zumindest aus dem atlantischen Bereichen. Irrtum, sie gehörten noch hierher und waren auch im küstennahen Atlantik und der Nordsee gebräuchlich und den reinen Seglern im Nahkampf überlegen. Herbert Hahn gefällt mir zu diesem Zeitpunkt von allen Zeichnern am Besten. Über ihn selber habe ich im Netz nichts gefunden.

Ungewöhnlich ist diesmal die 2. Umschlagseite: bisher enthielt sie Porträts der wichtigsten Akteure mit kurzen Beschreibungen ihrer Rollen. Diesmal ist die Seite blank; weshalb, keine Ahnung. Vielleicht gingen die Zeichnungen auf dem Postwege verloren, sie wurden in der Druckerei versust, Hahn hatte gar keine geliefert, der Vermutungen sind vielfältig.

Auf der Leserbriefseite lobt Hans-Jürgen Linden den Verlag, da nun die Hefte tatsächlich im 3wöchentlichen Rhythmus erscheinen, wie beworben – es gab also vorher Unregelmäßigkeiten, die die wochengenaue Datierung in der Illustrierten Deutschen Comic-Geschichte etwas in Frage stellen könnte.
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