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Alt 02.03.2017, 18:27   #189  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 52

Karl der Große, Schöpfer und Herrscher des Abendlandes








Auf dem oben stehenden Titelbild sehen wir einen bärtigen Mann, auf dessen Haupt die Reichskrone des Heiligen Römischen Reiches sitzt, der sogenannte Krönungsmantel hängt über seine Schulter, in der rechten Hand hält er das Reichsschwert, in der linken den Reichsapfel. Die Hände stecken in … genau, den Reichshandschuhe. Der deutsche Adler und die französischen Lilien umgeben seinen Kopf und sollen den Machtbereich des Schöpfers und Herrschers des Abendlandes anzeigen. Das Porträt geht auf ein Gemälde Albrecht Dürers von 1513 zurück. Dort ist es größer, natürlich, aber ich meinte den Ausschnitt. Das alles ist in der Wiener Hofburg zu besichtigen, außer dem Gemälde, das hängt im Nürnberger Nationalmuseum und Nürnberg als ehemalige Reichsstadt und ehemaliger Aufbewahrungsort der Reichsinsignien besteht nach wie vor auf die Rückführung in seine Stadt – aber das ist eine andere Geschichte.

Weshalb gehe ich auf das Titelbild und seine Darstellung so genau ein … weil eigentlich alles daran falsch ist: Die Krone wurde in der 2. Hälfte des 10ten Jahrhunderts geschaffen, also rund 150 Jahre nach dem Tode Karls (747/748-814). Das Schwert geschmiedet im 2ten Drittel des 11ten Jahrhunderts, der Krönungsmantel 1134 und der Apfel Ende des 12ten Jahrhunderts. Interessanterweise zeigt die 2te Umschlagseite ein Reiterstandbild Karls, das aus dem 9ten Jahrhundert stammt und ihn mit der damaligen Krone zeigt. Allerdings ist man sich in Fachkreisen nicht ganz sicher, ob es sich nicht um eine Abbildung Karls des Kahlen (823 – 877) handelt.




Diese Abbildung habe ich aus einem bestimmten, im Text erkenntlichen Grund, ausgewählt. Mal sehen, ob derjenige, für den das gedacht ist, es herausfindet – sofern er hier überhaupt hereinschaut




Über die Kindheit Karls ist so gut wie nichts bekannt, deshalb übergeht sie Bood im Heft. Das erste Comicbild zeigt Karl vor seinen Truppen eine Ansprache haltend. Er schwört sie auf den kommenden Krieg gegen die Sachsen ein, die sich nicht nur beharrlich weigern, dass Christentum anzunehmen, sondern auch die Oberherrschaft der Franken noch immer ablehnen. 772 beginnt Karl die Sachsenkriege. Karl zögert auch nicht, Massaker (Bluttag von Verden) unter der Bevölkerung anzurichten, ganze Bevölkerungsteile in fränkisches Hoheitsgebiet umzusiedeln, das Heiligtum der Sachsen, die Irminsul zu zerstören. Im Heft wird hauptsächlich auf die Sachsenkämpfe eingegangen, kein Wunder, dauerten sie doch mehr als 30 Jahre, bis diese sich endgültig geschlagen geben mussten. Auch sonst ist viel von Kämpfen und Kriegen die Rede, eigentlich ist seine gesamte Regierungszeit als König und westlicher Kaiser (der erste nach dem letzten Weströmischen 476) von Kriegen durchzogen. Meist handelt es sich um Angriffskriege, oft als Selbstschutz gegen plündernde Horden – wie den Sachsen – oder als Christianisierungsmissionen – wie den Sachsen – tituliert. Auch fingierte Prozesse, wie gegen den bayrischen Herzog Tassilo, den Karl nach einem Schauprozess in ein Kloster stecken ließ und seine Ländereien einsackte.

Ende des 8ten Jahrhunderts flüchtete Papst Leo III. nach Unruhen in Rom gegen ihn nach Paderborn und bat Karl um dessen Unterstützung, wie zuvor schon Pippin (714-768), dem das Papsttum mit der sogenannten Pippinschen Schenkung den Kirchenstaat verdankte. Flugs schickte Karl 799 Truppen nach Rom und reiste im nächsten Jahr selbst dort hin. Die Waffenhilfe für den Papst wird im Heft nicht erwähnt. Am Weihnachtstag 800 wird Karl beim Gebet in der damaligen Kirche St. Peter vom Papst überrascht, als dieser ihm die Kaiserkrone, die auf dem Titelbild, aufs Haupt drückt. Bood meinte zu wissen, dass Karl dies eigentlich nicht wollte, sich aber in sein schweres Schicksal ergeben fügte…








Ferner wird dem Kirchenbau in Aachen Raum gewidmet, dem Versuch eines Kanalbaus zwischen Rhein und Donau (Altmühl- und Rezatkanal), die Awaren-, Langobarden-, Ungarn- und Friesenkriegen thematisiert. Die letzte
Comicseite zeigt den sterbenden Kaiser und sein Grab, zu dem folgender Text zu lesen ist: „In diesem Grab liegt der Leichnam Karls, des großen und rechtgläubigen Kaisers, der das Frankenreich herrlich ausgedehnt und durch 47 Jahre glücklich regiert hat.“

Und was hat er erreicht? Das Frankenreich wurde nach seinem Tode gemäß der fränkischen Erbschaftsreglung geteilt, kriegerisch vereint, geteilt, kriegerisch vereint, schließlich endgültig in hauptsächlich Frankreich und Deutschland - und Italien und die Niederlande und Belgien und die Schweiz und Luxemburg nicht zu vergessen - aufgeteilt. Furchtbare Kriege haben seither Europa verwüstet, Not und Elend über die Menschen gebracht. Für dieses >>herrliches Erbe<< müsste er eigentlich „Karl, der sogenannte Große“ genannt werden.


Die Seiten 3 und 4 schildern recht anschaulich das Leben der „Menschen im Karolingerreich“.

„Euer Hans-Jürgen“ geht wieder auf Leserbriefe ein. Titelvorschläge werden besprochen oder abgehakt, je nachdem, ob sie schon behandelt wurden, oder in Kürze erscheinen werden.

In Vorbereitung sind die Hefttitel ab Nummer 53 bis 59, wobei für die 57 noch immer die „Kabel zur neuen Welt“ angekündigt werden.

Die Nachbestellliste gilt ab der Nummer 13.

Das kommende Heft heißt: „Die Seidenstraße, das Geheimnis im Pilgerstab“. Was das wohl bedeutet!?

Die 4te Umschlagseite zeigt diesmal wieder Uhu - Reklame, das zum Basteln gehört.
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