Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 05.04.2011, 17:40   #1489  
michidiers
Mitglied
 
Benutzerbild von michidiers
 
Ort: Oldenburg
Beiträge: 3.056
Avengers 1 und 2 von Panini


Ja, als recht erfahrener Leser von Superheldengeschichten ist man inzwischen ganz schön leidensfähig geworden. Die großen Tage der strahlenden Superhelden schienen nach Jahren der Riesenevents von „Civil War“ bis hin zu jüngst „The Siege“ im Grunde genommen vorbei. Eine lange Zeit der Düsternis hielt Einzug. Sämtliche Helden und Heldengruppierungen waren zersplittert, unterwandert, kontrolliert, verraten und verkauft. Riesige epische Schlachten, die sich über fast alle Serien erstreckten, erschütteten den so oft gebeutelten New Yorker Central Park ebenso wie die Nerven der Leser.

Die Erkenntnis, dass dies eine gewisse Heldenmüdigkeit beim Leser mit sich brachte, ist offensichtlich auch inzwischen bei den New Yorker Büros des Marvelverlages angekommen. Deshalb besann man sich wohl glücklicherweise wieder der alten Tugenden. Nachdem jetzt die bei den vielen Events geöffneten Fässer mehr oder minder gut geschlossen werden konnten, stehen wir jetzt wieder etwa auf einem Status Quo, der lange vor den folgenreichen Vorfällen von „Heldenfall“ bestand hatte.

Entgegen jeglicher moderner Verkaufsformate hat sich Panini dabei entschieden, die neu gestarteten Serien Avengers und New Avengers gemeinsam in einem traditionellen Comicheftformat zu veröffentlichen. Ja, und jetzt halte ich mit der Nummer eins und der Nummer zwei der Serie Avengers wieder wie zu Paninis guten alten Anfangstagen echte Comichefte in der Hand. Und ich muss sagen, dass das ein wirklich nettes Gefühl ist. Edle Paperbacks hin, dicke Monsterbände her, aber diese dünnen und empfindlichen Hefte genießen eben einen Ein-Mann-Kult bei mir.

Beide Serien gehen dann auch gleich in die Vollen. Die „Ruhmreichen Rächer“ mit ihrem neu geordneten Team haben sich gleich mit einem ganz großen Bösewicht aus ihren Anfangstagen zu beschäftigen. Kein geringerer als der Zeit reisende Kang steht als Auftaktgegner bereit. Die Neuen Rächer, die im Zuge des Civil War auf der Bildfläche erschienen, haben sich hingegen mit fiesen Dämonen aus der Astralebene herumzuschlagen.

Die Künstlerteams Bendis/Romita jr. bei den Rächern und Bendis/Immonen bei den Neuen Rächern setzen alles daran, uns Lesern endlich wieder echte Heldengeschichten zu erzählen, losgelöst aus dem starren Korsettstangengeflecht von miteinander verwobenen Serien und Events. Genau darum geht es ja auch schon seit rund 50 Jahren und das ist genau das, was ich als Leser von Superheldengeschichten erwarte. Ich will Geschichten lesen. Geradlinige Geschichten über Helden, die sich gegen das Böse verschrieben haben und es bekämpfen, dazu einige Elemente einer Soap-Opera, gerne mit etwas Tiefe und hier und da eine kleine Klopperei.

Kleine Unlogiken innerhalb der Story und die Überpräsenz von Spinne und Wolverine sind bei solcher Anfangseuphorie da sogar für mich noch verkraftbar. Aber wenn eines bei den Rächern Bestand hatte, dann war es die Unbeständigkeit der Teamzusammensetzung. So hoffe ich, dass die beiden Einzelgänger auch recht bald wieder von der Bildfläche verschwinden und sich in ihre eigenen Serien trollen, zumal die eh beide nicht über eine dünne Mitläuferrolle im Heldenkonzert der „Big Drei“, Cap, Thor und Iron Man hinauskommen.

Fazit: Es geht gut los, der Zug fährt schon einmal genau in die richtige Richtung. Am nächsten Bahnhof sollten nur Wolverine und Spinne aussteigen. Dann klappt es auch mit dem kundenfreundlichen Fahrplan.
michidiers ist offline   Mit Zitat antworten