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Alt 14.10.2017, 22:55   #8  
Peter L. Opmann
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Ich bin wahrscheinlich im richtigen Alter, daß ich den Fantasy-Puppentrickfilm Der dunkle Kristall bei seinem Erscheinen (1982) hätte sehen und vermutlich richtig gut finden können. Ich meine diesen Film:

www.filmstarts.de/kritiken/3363.html

Tatsächlich habe ich mir aber erst vor kurzem die DVD auf dem Flohmarkt gekauft und ihn mir jetzt angeschaut. Der Verkäufer meinte, als ich das Ding bezahlen wollte: „Ah, Sie interessieren sich für Fantasy. Da habe ich hier noch…“ Aber ich entgegnete: „Ich interessiere mich nicht für Fantasy, sondern für Jim Henson.“ Das war der Grund, warum ich dieses Werk doch unbedingt noch sehen wollte. Ich bin ein recht großer Fan der Muppets, insbesondere der Fernsehshows, weniger der Kinofilme. Und hier wollte Henson (mit Co-Regisseur Frank Oz) einmal etwas ganz anderes machen.

Der Inhalt ist vielleicht bekannt. In der magischen Welt dieses Films gibt es zwei Völker, die beide bis auf zehn Überlebende schon fast ausgestorben sind. Die dominierenden Skekse haben den dunklen Kristall in ihre Gewalt gebracht, dem aber ein Splitter fehlt. Das andere Volk, die Uru, wartet auf den Moment, in dem der Kristall wieder vollständig ist, nämlich dann, wenn die drei Sonnen dieser Welt eine Konjunktion eingehen. Zunächst aber muß ein kleiner Kobold, ein Gelfling, den Splitter finden und zurückbringen. Dabei gerät er in tausend Gefahren und wird von einer Koboldin namens Kira unterstützt. Als der große Moment da ist, werden die beiden verfeindeten Völker vereint. Kira, die ihr Leben verloren hat, bekommt es wieder. Die Welt ist wieder heil.

Der Film kam vielleicht zehn bis 15 Jahre zu früh. Ich bin kein Freund von Computertricks, aber ein paar Effekten hätte eine Überarbeitung gut getan. Die Puppen erinnern manchmal, vor allem in ihren Bewegungen, zu sehr an die Muppets, was dem Film einen falschen Akzent verleiht, denn hier ist nichts witzig gemeint, sondern die Geschichte ist eher düster, geheimnisvoll und bizarr. Aber „Der dunkle Kristall“ hat seine Momente. Das Sterben des alten Skekse-Herrschers, der nach einem letzten Aufbäumen zu Staub zerfällt, vergißt man nicht so leicht. Das Planetarium der Zauberin Aughra – heute würde man sagen: im Stil des Steampunk – sieht sehr beeindruckend aus, und die Welt, die hier erschaffen worden ist, wirkt in vielem fremdartig und beängstigend. Hätte ich das im Kino auf einer großen Leinwand gesehen, wäre die Wirkung sicher noch größer gewesen. Aber letztlich überzeugt der Film doch nur so halb; die Story ist eher grob geschnitzt – nicht unbedingt vorhersagbar, aber das Ende überrascht nicht.

Was ich schon lange kenne, ist der Comic zum Film, den damals der junge Bret Blevins für Marvel zeichnete und der auf Deutsch bei Condor herauskam – zur gleichen Zeit übrigens wie das deutsche „Epic“. Ich habe den Band nochmal hervorgekramt. Die Story ist ein bißchen gekürzt und weicht in Kleinigkeiten vom Film ab, aber das kann auch an der Bearbeitung durch Condor liegen.

Ich würde sagen, wenn Ihr „Der dunkle Kristall“ auch noch nicht kennt: Man kann sich den Film schon mal ansehen, es gibt auch das eine oder andere darin zu entdecken. Ein reines Vergnügen ist er aber nicht; dafür ist er vielleicht einfach schon zu alt.
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