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Alt 14.05.2015, 19:40   #325  
zwergpinguin
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Standard Little Nemo

Nominiert in BESTE NEUVERÖFFENTLICHUNG EINES KLASSIKERS

LITTLE NEMO GESAMTAUSGABE
Und weiter geht es mit dem nächsten dicken Schinken. Nach DC und Marvel geht es jetzt ins Traumland nach Slumberland.
Bereits im Jahr 2000 brachte der Taschen Verlag eine großformatige Ausgabe auf den Markt. In dem Band waren alle Episoden von McCays „Little Nemo in Slumberland“ und „In the Land of Wonderful Dreams“ aus den Jahren 1905-1914 in der Originalkolorierung enthalten. Nun legt Taschen aber noch eins drauf, im wahrsten Sinne des Wortes. Noch größer und noch schwerer als der Marvel Band. Ich hätte nicht zu träumen gewagt, dass das zu toppen ist, aber es geht doch. Und wie.
Keine Ausgabe vorher hat die Strips aus der Herald Tribune Zeit, von 1924-1927, veröffentlicht. Somit liegt nun zum ersten Mal eine wirklich komplette Veröffentlichung der Winsor McCay Strips um Little Nemo vor.

Was mir sofort auffiel, die Veröffentlichungsdaten von Little Nemo differierten doch sehr zu den Angaben im Netz. z. B. Wiki, und in den „Comiclexikas“, sei es Horns Encyclopedia oder Ehapas Comic Lexikon. Die Angaben in der Carlsen Ausgabe stimmen mit der der Taschenausgabe überein, aber nicht die Angaben zu den einzelnen Seiten.
Laut Taschenausgabe und dem großartigen, akribischen Sekundärband von Alexander Braun wurde Little Nemo vom 15. Oktober 1905 bis zum 23. Juli 1911 in der Tageszeitung New York Herald veröffentlicht, nach einem Verlegerwechsel ab dem 3. September 1911 bis zum 23. August 1914 im New York American unter dem neuen Namen In the Land of Wonderful Dreams. Nach fast 10 Jahren gab es vom 3. August 1924 bis 9. Januar 1927 in der Herald Tribune ein Wiedersehen mit dem Traumland.

Wenn man diese Ausgabe mir Anderen vergleicht, fällt einem sofort der Farbunterschied und die in der Taschen-Ausgabe zu entdeckenden Feinheiten z.B. im Hintergrund deutlich auf. Es macht schon Spaß Winsor McCays Meisterwerk in diesem großen Format und dieser Detailtreue zu sehen! Nur ein, nein zwei Mankos hatte ich beim Lesen festgestellt. Erstens, das Buch ist nicht als Bettlektüre geeignet, ganz und gar nicht; es hinterlässt einen erdrückenden Eindruck. Das Andere ist der amerikanische Slang. Da es im Original wiedergegeben ist, aus den 1910er bis 1920er Jahren, mit Slang und damaligen Redewendungen etc., ist es doch etwas mühselig zu lesen. Doch mit Hilfe der Carlsen und der ersten Taschen Ausgabe lässt sich das, zumindest bis 1914, überbrücken
Als „Beilage“ gibt es den Sekundärband von Alexander Braun über Winsor McCay. Was Alexander Braun hier auf 144 überformatigen Seiten zu Winsor McCay, seinem Umfeld, seiner Zeit und seinem Wirken zusammengetragen hat…Chapeau MonsieurBraun!
Im wahrsten Sinne des Wortes, ein großartiges Werk!

Zitat:
Held im Pyjama
Little Nemo - alle Sonntagsseiten, im Überformat
Little Nemo ist zwar nur ein kleiner Comicheld, aber trotzdem einer der größten Traumreisenden des 20. Jahrhunderts. Den unruhigen Schläfer zog es wöchentlich in einem ganzseitigen Comicstrip von seinem Bett aus nach Slumberland, wo er wundersamen Gestalten begegnete und in psychedelischen Szenerien fantastische Abenteuer erlebte.
Nemos Schöpfer, Winsor McCay (1869-1934), war eine der Schlüsselfiguren der amerikanischen Unterhaltungsindustrie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In originellen Vaudeville-Bühnenspektakeln verknüpfte er Realität und gezeichnete Fiktion in verblüffender Weise und definierte damit – anderthalb Jahrzehnte vor Walt Disney – die Standards des Animationsfilms, die über Generationen hinweg ihre Gültigkeit behalten sollten. Doch vor allem seine geliebten Comicfiguren machten ihn berühmt. Sein virtuoses Spiel mit Panelaufteilung, Perspektiven, Timing und Erzählebenen sowie sein Interesse an architektonischen und anderen Details hat viele Künstler nach ihm beeinflusst, darunter Robert Crumb und Federico Fellini.
TASCHENs großformatiger Band Winsor McCays ,Little Nemo’ – Gesamtausgabe versammelt zum ersten Mal überhaupt alle 549 Folgen von Little Nemo, die in den Comicbeilagen der großen amerikanischen Sonntagszeitungen erschienen. In seinem ausführlichen, mit historischen Fotos und Dokumenten illustrierten Begleittext setzt Kunsthistoriker und Comicexperte Alexander Braun McCays Leben und Werk in den kulturellen Kontext der amerikanischen Unterhaltungsindustrie und zeigt auf, welch immensen Stellenwert Nemos Traumsequenzen in der Kunstgeschichte haben. Dieser Band – Abenteuergeschichte, Augenschmaus und ein Stück Kulturgeschichte in einem – ist eine Hommage an einen der innovativsten Wegbereiter und verwegensten Entdecker im Land der Comics.
Der Autor:
Alexander Braun (geboren 1966) ist bildender Künstler mit zahlreichen Auszeichnungen, Stipendien und Ausstellungen. Neben seiner freien künstlerischen Tätigkeit studierte er Kunstgeschichte in Bochum und Berlin (Promotion 1996 zum Werk des amerikanischen Installationskünstlers Robert Gober). Braun hat in den letzten beiden Jahrzehnten eine der umfangreichsten Sammlungen zur Geschichte der Comics zusammengetragen. Seit 2008 kuratierte er zahlreiche Museumsausstellungen zum Thema, darunter 2012/13 die umfassende Retrospektive zum Werk von Winsor McCay. 2011 gründete er die German Academy of Comic Art.
Winsor McCays Little Nemo – Gesamtausgabe
Alexander Braun
Hardcover, in Leinen gebunden, mit Übersetzungsbeiheft, 34,4 x 44 cm, 708 Seiten, € 150
http://www.taschen.com/pages/de/cata...amtausgabe.htm


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