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Alt 16.03.2015, 07:47   #285  
Peter L. Opmann
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Hier mein Origiinalmanuskript, das vielleicht geringfügig redigiert worden ist:

Zitat:
Wolla, ein Kleindealer, nimmt die drei Freunde Milo, Pascal und Marina in seinem Wagen mit zu einem Rockfestival. Schon auf der Fahrt geht er mit einem Joint mit „gutem Beispiel“ voran: „Mann, das ist guut. Das habe ich jetzt gebraucht…“ Pascal lässt sich gleich anstecken: „Ja, lass mal probieren, Milo. Kann ja nix schaden…“ Nur Marina bewahrt einen kühlen Kopf: „Muss das jetzt sein – beim Autofahren? Und überhaupt…“ Leider dringt sie mit ihrer Warnung nicht durch, und die Jugendlichen schlittern drogenbenebelt von einer gefährlichen Situation in die nächste.

So beginnt der Comicband „Open Air in Cannabis“, den der Zeichner Peter Schaaff nach einer Story von Peter Liehr für die kriminalpräventiven Räte der Städte Augsburg, Düsseldorf und Chemnitz gestaltet hat. In einem Pilotprojekt wurde die witzige Bildergeschichte jetzt in Zusammenarbeit mit der Kripo in achten Klassen eingesetzt – nach Aussage der Geschäftsführerin des Augsburger Rates, Diana Schubert, mit gutem Erfolg.

Schaaff hat bereits ähnliche Comics zum Thema Extremismus produziert („Andi“). Den Cannabis-Band hat er optisch an japanische Comics, Mangas genannt, angelehnt. Sie sind nach seinen Worten derzeit die bei Jugendlichen beliebteste Comicform. Milo, Pascal und Marina sind so dargestellt, dass sich möglichst viele Jugendliche mit ihnen identifizieren können. „Dabei haben wir versucht“, sagte er, „ihnen eine möglichst umgangssprachliche Spreche mitzugeben, ohne sie allzu hip oder szenig herüberkommen zu lassen.“

Kriminalhauptkommissarin Barbara Macheiner von der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Augsburg hat den Comic an drei Augsburger Schulen, einer Mittel- und einer Realschule sowie einem Gymnasium, eingesetzt und die Erfahrung gemacht, dass er bei den Schülern ausnahmslos gut ankam: „Sie fanden es gut, im Deutschunterricht statt Goethe und Schiller auch mal sowas zu lesen.“ Dass unter der Oberfläche der lockeren Story massiv vor Drogen gewarnt wird, nahmen sie dabei in Kauf. Die Autoren gehen gegen Verharmlosung und falsche Vorstellungen an. Sie zeigen etwa, dass es keinen straflosen Cannabiskonsum gibt oder dass Drogenbesitz zu einer Vorstrafe führen kann – mit Folgen für die spätere Berufslaufbahn. Auch vor den negativen gesundheitlichen Wirkungen von Cannabis wird gewarnt. Die Schüler hatten daraufhin laut Macheiner Fragen, zum Beispiel zu den häufig kursierenden Kräutermischungen oder Designerdrogen wie Badesalzen. Die Lehrer erhielten eine eigene Einführung in das Thema.

Ein Jahr lang wurde das Unterrichtsprojekt evaluiert und ein Vergleich zu Schulklassen gezogen, in denen der Comic nicht eingesetzt wurde. Diana Schubert: „Im Fragebogen hat sich gezeigt, dass die Schüler die Inhalte gut aufgenommen haben und sie bei ihnen länger hängen blieben als in der herkömmlichen Präventionsarbeit.“ Das liegt laut Schubert daran, dass sich die Jugendlichen für den Comic begeisterten und nicht nur pflichtgemäß belehrt wurden. Zudem stellte sich heraus, dass an den Schulen der drei beteiligten Städte die Ergebnisse, von marginalen Abweichungen abgesehen, gleich waren. In Augsburg erhielt der Comic von seinen Lesern die Durchschnittsnote 2,7. Ob er dazu beiträgt, dass Jugendliche eher die Finger von Drogen lassen, blieb offen.

Das Comicprojekt fand laut Macheiner bewusst nicht an Brennpunktschulen statt: „Jede Schule ist so betroffen wie die gesamte Gesellschaft. Wir leben heute in einer Leistungsgesellschaft, und man möchte sich aufputschen, um den gestiegenen Anforderungen gewachsen zu sein.“ Zahlen zu Drogenkonsum oder Drogensucht unter Augsburger Schülern hat sie freilich nicht. Schubert hat den Eindruck, in der Jugend würden Betäubungsmittel und Alkohol heute weniger, aber dafür intensiver konsumiert als früher. Cannabis gilt als Einstiegsdroge.

Der Kriminalpräventive Rat der Stadt Augsburg, der dem Ordnungsamt zugeordnet ist, wurde 2006 gegründet. Seine Aufgabe versteht er laut Schubert ressortübergreifend und umfassend. Sie reicht von der konkreten Verhütung von Straftaten bis zur Wiedereingliederung von Haftentlassenen und aktivem Opferschutz. Der Rat arbeitet dabei mit freien Trägern wie dem Verein „Brücke“ zusammen. Zwei Mal im Jahr treffen sich die Räte aus ganz Deutschland zum Erfahrungsaustausch.
Muß mal beim Verlag nachfragen, warum die mit meinem Text Geld verdienen, ohne mir auch nur was davon zu sagen...
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