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Alt 15.03.2018, 18:04   #73  
Servalan
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Tatort (Folge 920) "Im Schmerz geboren" (Deutschland 2014, Hessischer Rundfunk für Das Erste, ORF und SRF), Drehbuch: Michael Proehl, Regie: Florian Schwarz, 89 min, FSK: ohne

Innerhalb der Reihe Tatort wird die Serie um Kriminalhauptkommissar Felix Murot als Experimentierfeld genutzt. Wie bei anderen Teams üblich, hat Murot zwar eine Dienstelle (beim LKA Hessen in Wiesbaden) und eine Assistentin (Magda Wächter), allerdings bietet die Whodunit nur den Hintergrund für freies Fabulieren in eindrucksvollen Bildern. Der Freifahrtschein gilt jedoch nur für eine Folge pro Jahr; und 2012 wurde kein Murot-Tatort gesendet.
Dem Publikum wurde Murot 2010 nämlich als jemand vorgestellt, der unter einem Hirntumor leidet und deswegen eine teilweise verzerrte Wahrnehmung bewältigen muß. Deswegen konnten die Zuschauern nur spekulieren, ob Murots Schlußfolgerungen echte Indizien lieferten - oder ob er halluzinierte oder unter Paranoia litt. Der sprechende Name seiner Assistentin verstärkt den leicht psychedelischen Effekt.
Die Episode hatte ihre Erstaufführung am 28. Juni 2014 auf dem 32. Filmfest München, wo sie mit dem Bernd-Burgemeister-Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Weitere Aufführungen vor der Fernsehpremiere fanden auf dem 10. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen und dem Fernsehfilmfestivals Baden-Baden 2014 statt. 2015 wurde sie mit zwei Goldenen Kameras und dem Grimme-Preis ausgezeichnet.

In dieser Folge trifft Murot auf seine Vergangenheit. Auf der Polizeischule bildete er mit seinem Kollegen Robert Harloff und Mariella eine Ménage à trois im Stile des Klassikers Jules und Jim. Der Schwerenöter Harloff, dem Murot alles zutraut, wurde als verdeckter Ermittler im Drogenmilieu eingesetzt. Bei diesem Einsatz verschwand er plötzlich - und Mariella ebenso. Murot verdächtigt Harloff, er habe eine größere Menge Marihuana unterschlagen und sich abgesetzt.
"Im Schmerz geboren" strotzt nur so vor literarischen, filmischen, musikalischen und eben auch künstlerischen Verweisen. Bildungsbürger können die Episode als postmodernen Rebus genießen, der munter und unbefangen Klassiker der Hochkultur mit Kultwerken des Entertainment mischt. Diese Folge ist vielfach detailliert besprochen worden, weshalb auf eine Wiederholung verzichtet wird.

Der Kriminelle Robert Harloff hat das Stendhal-Syndrom und nutzt es wie eine Droge, um seinen Größenwahn zu puschen und sich an seiner Allmacht zu berauschen. Dabei hilft ihm der Killer David, der ihm aus Frankreich ein besonderes Gemälde mitgebracht hat: Vincent van Goghs (1853 - 1890) "De sterrennacht | Sternennacht" (1889).

Geändert von Servalan (22.03.2024 um 14:18 Uhr)
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