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Alt 18.02.2018, 13:07   #3943  
Peter L. Opmann
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Dies ist also die letzte reguläre Kirby-FV-Ausgabe. Es ist nach längerer Zeit wieder mal der Beginn eines Mehrteilers, was gegen meine Vermutung spricht, man habe so etwas wegen des drohenden Abgangs Jack Kirbys nicht mehr gemacht. Das Cover stammt allerdings von John Romita (signiert „J. R.“), der die Serie dann auch für einige Ausgaben übernahm. Dann gab es ja noch das legendäre Heft, das Kirby zeichnete und Stan Lee als zu langweilig ablehnte (im Übrigen ist das ein Hinweis darauf, wie weitgehend allein Kirby die Storys gestaltet hat und wie gering Lees Anteil daran war). Sollte es nach dieser Ausgabe entstanden sein, dann verstehe ich nicht, warum Kirby hier nicht mehr das Cover gestalten konnte. Die abgelehnte Story wäre jedenfalls der ideale Anlaß gewesen, bei Marvel die Brocken hinzuwerfen.

Ganz offensichtlich war Jack Kirby ein stilvoller Abschied nicht vergönnt. Diese „Aquarius greift an“ betitelte Ausgabe ist bestenfalls mittelmäßig. Die FV haben hier zwei namhafte Gegner: den Submariner und Magneto. Da Aquarius ein ambivalenter, also nicht negativer Charakter ist, ist es naheliegend, daß der Konflikt durch ein Mißverständnis entsteht, und zwar durch eines, das Magneto provoziert. Etwas unmotiviert liegt der böse Mutant besinnungslos auf einer Insel, wo er von Prinz Namor gefunden und kurzerhand nach Atlantis mitgenommen wird. Magneto schlägt Aquarius sofort ein Bündnis zur Welteroberung vor, aber der ist nicht interessiert. Also fädelt Magneto seinen eigenen Plan ein. Er greift die FV mit ferngesteuerten Magnetkräften an.

Reed braucht natürlich nicht lange, um herauszufinden, daß der Angriff von Atlantis ausging. Er macht selbst eine Rakete bereit, die als Warnung dienen soll. Ding zögert nicht lange, sie abzuschießen, und kommt Reed damit zuvor, der noch gewartet hätte. Die Rakete bringt halb Atlantis zum Einsturz. Magneto steckt selbstredend Aquarius, daß die FV Urheber dieses Angriffs waren. Daß er selbst sie zuvor attackiert hat, verschweigt er tunlichst. Aquarius ist weiter nicht bereit, sich mit Magneto zu verbünden, aber er setzt seine Truppen gegen New York in Bewegung. Alarm im Baxter Building – und nächste Ausgabe: „Krieg“.

Eigentlich eine müde Story – auch sie hätte Lee Anlaß geben können, sie abzulehnen. Aber dramatisch inszeniert ist die Sache schon. Kirby hatte stets ein Händchen für elitäre Alleinherrscher mit Hang zum Despotentum, auch für fiese Intrigen im Umfeld von Regenten und monströse Welteroberungsgelüste. Die FV werden wieder zu Anfang familiär rübergebracht. Ding leidet unter einer Grippe und muß eine bittere Medizin einnehmen. Kurz darauf legt er mit einem Nieser beinahe das Baxter Building in Schutt und Asche. Die Grundstruktur dieser Story ist allerdings sehr simpel, nicht sehr originell und im Grunde langweilig.

An der Grafik ist nur wenig auszusetzen. Kirby erlaubt sich hier lediglich wieder mal ein Ganzseitenpanel mit Namor auf dem Thron und Magneto als üblem Einflüsterer im Hintergrund. Das Bild ist eine Spur zu bombastisch, die Anatomie des Fischkopfs kümmert Kirby herzlich wenig, und dem Thronsaal mangelt es an Details. Romitas erstes Cover (offenbar geinkt von John Verpoorten) ist nicht schlecht und erinnert mit seinen ornamentalen Maschinen etwas an Kirby. Mich wundert nur, daß Magneto nicht zu sehen ist, obwohl er auf dem Cover angekündigt wird. Das Heft beinhaltet wegen nur noch 19 Seiten FV eine redaktionelle Seite, auf der Neuerscheinungen aus USA vorgestellt werden: „What if“, „Tarzan“, „John Carter, Warlord of Mars“ (also zweimal Edgar-Rice-Burroughs-Stoffe) sowie „Ms. Marvel“.
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