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Alt 25.01.2018, 17:57   #3932  
Peter L. Opmann
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Die vorige Ausgabe hatte einen aktuellen Anlaß (erste Mondlandung), die folgende wird die US-Nummer 100 sein. Also bleibt nichts anderes übrig, als wieder auf 20 Seiten eine komplette Story unterzubringen. Die Begegnung der FV mit den Nichtmenschen erscheint da etwas ungeschickt – da wäre wohl eigentlich wieder ein Mehrteiler fällig gewesen. Aber es ging nicht. Ich weiß nicht, ob man in dieser Zeit vielleicht auch deshalb von Mehrteilern absah, weil Jack Kirbys Weggang von Marvel schon im Raum stand und man nicht eine von ihm angefangene Geschichte von anderen Leuten fertigzeichnen lassen wollen. Möglich wär’s.

Mißverständnisse bei der Begegnung von Superhelden sind ein beliebtes Grundthema – jedenfalls bei Marvel. Man hat ein einfaches Motiv, warum sie aufeinander losgehen; einige Seiten lang kann munter geprügelt werden; dann wird das Mißverständnis aufgeklärt; die Helden zucken die Schultern und gehen wieder ihrer Wege. So ist das hier auch. In FV # 91 hatte Crystal Johnny verlassen und war zu den Nichtmenschen zurückgekehrt – ohne Angabe von Gründen. Vier Ausgaben später hat Johnny, die Fackel, die Nase voll und beschließt, sie wieder zu sich zu holen. Wie schon ein paarmal gesehen, lassen Lee und Kirby diese Einleitung weg, um schwungvoller in die Story starten zu können. Ding will mit seiner Freundin Alicia skifahren gehen, aber Reed und Sue halten ihn davon ab, denn Johnny ist verschwunden und braucht Hilfe gegen die Nichtmenschen.

Die Fackel spielt auf dem Flug in den Himalaya, wo die Große Zuflucht liegt, Katz‘ und Maus mit Jets und Raketen aus USA und der UdSSR; die übrigen drei geraten auf ihrer Route durch den erdnahen Weltraum in einen Meteoritenschwarm, der ihr Raumschiff beschädigt. Die Fackel dringt bei den Nichtmenschen ein (nach einer Begegnung mit dem Yeti, der offenbar auch zu den Nichtmenschen gehört) und wird als Feind behandelt. Wir hören lediglich, daß jedermann eine Audienz bei Black Bolt gewährt werden muß (seltsame Bestimmung), so daß sich die Fackel dann bald mit der Kerntruppe – Black Bolt, Triton, Karnak, Medusa und Crystal – beschäftigen kann. Erst als Reed, Sue und Ding eingreifen, läßt Johnny vom Kampf ab. Unzählige Male ist schon gesagt worden, daß ein großes Mißverständnis vorliegt. Jetzt kommt die Lösung: Gorgon taucht auf und bringt Black Bolt ein lebenswichtiges Medikament. Nach einem Herzkasper mußte Crystal sein Leben mit einer „Mikro-Schockwellen-Übertragung“ erhalten. Und sie kann offenbar auch jetzt noch nicht wieder gehen – vielleicht möchte man FV und Nichtmenschen ja noch einmal aufeinanderhetzen.

Wie die ganze Story wirkt auch der Schluß etwas gezwungen. Die Fackel muß von allen Seiten eine Moralpredigt über sich ergehen lassen; Crystal fordert „Mitleid und Verständnis“ (mit anderen Worten: Vertrauen) für sich ein. Doch was hinderte sie, ihm zu sagen, warum sie gegangen ist? Ding will die beiden wieder versöhnen und bemerkt, seinen Skiurlaub werde es jetzt doch noch machen. Man kann es auch freundlich ausdrücken: Lee und Kirby haben aus ihren 20 Seiten das Beste gemacht. Die Zeichnungen wirken in diesem Heft sehr sorgfältig. Joe Sinnott inkt teilweise mit ausgesprochen feinem Strich. Kirby dreht seine große Vereinfachung offenbar nochmal um ein paar Grad zurück. Das Cover entspricht jedoch, wie in FV # 94, nicht ganz der Story: Sowohl Black Bolt als auch Gorgon mischen hier im Kampf gegen die Fackel mit (was sie in der Story nicht tun).
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