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Alt 11.02.2012, 19:13   #16  
zwergpinguin
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Standard „Chapeau Herr Rimbaud“

Was haben Abessinien, ein Schakalgeist, Robur mit seinem Schiff Albatros, ein dem Spießertum entfliehender Dichter und ein auf die Erde zufliegender Meteorit gemeinsam? Sie bilden die Rahmen um den Ex-Kommunarden Jean Roch Folelli, Korse, Mörder, entflohener Sträfling, den es ins abgelegene Abessinien verschlagen hat, wo er auf Arthur Rimbaud trifft.

Arthur Rimbaud (1854 – 1891) französischen Lyriker, der sich bereits als Jugendlicher aus dem Literaturbetrieb zurückzog weil ihm alles zu spießig war und der eine unstete Reise durch die Welt begann, wobei es ihn bis ans Horn von Afrika verschlug. Dort verbindet Szenarist, Zeichner und Texter Christian Straboni einen Reisebericht von Arthur Rimbaud mit der Geschichte um Jean Roch Folelli.

Auf der Flucht vor der französischen Justiz gelangte Jean Roch Folelli ans Horn von Afrika, wo er sich nach einem weiteren Mord, der Karawane von Rimbaud anschloss. Unterwegs traf er dann den Zar der Schakale, hatte ein heißes Treffen mit der Königin von Sabah, traf in der Wüste Kapitän Robur der ihn nach geglückter Rettung zu einem Essen im Tal der Könige einlud und ritt Zuletzt á la Don Quichotte durch die Wüste. Die Geschichte wirkt doch etwas konstruiert und durch den mystischen Einschlag etwas überladen. Oder wie charakterisiert es der Verlag „Eine Phantasie über die unbekannte Zeit Rimbauds in Afrika“.

Im Verlauf der Geschichte fließen immer mal wieder Gedichte Rimbauds mit ein.
Zu den literarischen Ergüssen, kann ich nur sagen: Wie viel Absinth muss ich trinken um den Sinn dessen zu erfassen, was der Schreiben damit ausdrücken will?

Für mich macht die Geschichte den Eindruck, als ob das Autorenduo Christian Straboni und Laurence Maurel sich den Reisebericht Rimbauds als Kulisse genommen haben, um für ihren mystisch angehauchten Abenteuercomic ein literarisches Aushängeschild zu haben.
Auch ist der Titel unglücklich gewählt. Der deutschet Titel„Chapeau Herr Rimbaud“ lässt eine Hommage an Rimbaud vermuten, dabei lautet der Originaltitel „Le Chapeau de Rimbaud“, was sich eher mit „Rimbauds Hut“ übersetzten lässt. Was denn auch dem Ende der Geschichte entspricht.

Die s/w-Zeichnungen Strabonis sind zwar nicht ganz mein Fall. Z.B. das Gesicht Rimbauds; hat er starke Wangenknochen, einen Restbart oder was sollen die Streifen in seinem Gesicht sein? Aber trotz aller Kritik hatte ich doch meinen Lesespaß.

Der Band ist im Verlag Matthes & Seitz Berlin erschienen. Im selben Verlag erschienen auch zwei Bände über Arthur Rimbaud.



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