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Alt 10.04.2009, 14:42   #108  
Eldorado
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Zitat von Schlimme Beitrag anzeigen
Der unerwartete US-Erfolg von "Taken"/"96 Hours" mit Liam Neeson (140 Millionen Dollar an den Kinokassen) wird wohl Bewegung in die europäische Filmwirtschaft bringen. Denn dieser ultrabrutale erzamerikanische Film ist in Wahrheit eine französische Produktion. Aber niemand bemerkt das, weder die amerikanischen Zuschauer noch die deutschen Filmkritiker, die sich über das "typische Hollywoodkino" aufregen.

Würde mich nicht wundern, wenn dieser Film eine ganze Welle von Nachahmern auslöst, in denen englischsprachige Hauptdarsteller sich durch kontinentaleuropäische Metropolen schießen und foltern.

Ich bin ja nun auch ein "deutscher Filmkritiker" und habe sehr wohl bemerkt, dass es sich um eine europäische Produktion handelt, die zudem erst sehr spät in die US-Kinos gelangt ist. Derart pauschale Behauptungen sind also weder korrekt noch sonderlich hilfreich.

Allerdings ist dieser "erzamerikanische Film" auch anderswo extrem erfolgreich gelaufen, z.B. in Frankreich und England. In Deutschland (wo man zudem eine alberne Titeländerung vorgenommen hat) tat er sich dagegen etwas schwerer.

Und auch auf meiner Filmseite wurde "Taken" hoch bewertet (8/10).
Zwar von einem Kollegen, aber ich sehe es genauso.
Zudem habe ich dazu ein Interview mit Liam Neeson geführt, der das Ganze genau so sah wie die meisten Zuschauer: Als die wohl letzte Gelegenheit (er ist jetzt 56) sich noch mal als cooler Actionheld zu versuchen, in einem reinrassigen, gradlinigen und schnörkellosen Genre-Werk. Wie man es so schon länger nicht gesehen hat und deshalb auch von vielen so begeistert aufgenommen wurde.
Natürlich kann man sowohl den Gewaltfaktor als auch die Selbstjustiz - Vorgehensweise moralisch in Frage stellen - wenn man das Ganze denn tatsächlich ernst nimmt und somit einen Großteil der Action- und Horrorware für grundsätzlich fragwürdig erklärt. Dass so ein Film schlichte Gemüter dann vielleicht in ihrer gestörten Weltanschauung bestätigt ist natürlich immer möglich, genau wie bei gewissen Computerspielen etc. Eine jahrzehnteealte Diskussion...

Liam Neeson nimmt es jedenfalls weniger ernst und auf die Frage, ob er sich denn in so einer Sitaution wie seine Filmfigur verhalten würde antwortete er dass eben diese doch sehr "abstrakt" sei. Aber ihm hat das Ganze großen Spaß gemacht und ich kann versichern: Das ist trotzdem ein ganz sanfter und friedvoller Mann, ein Schöngeist, der minutenlang von seinem Weinkeller und der Schönheit Frankreichs schwärmt.

Apropos "Schlimme Nachrichten": Das Interview fand im Januar start, Neeson sprach über einen der größten Erfolge seiner Karriere und dass er sich ein wenig schäme, dass er trotz zahlloser Frankreich-Besuche die Sprache nicht könne und das immer seiner Frau überlassen müsse. Er sprach von seiner Familie, die auch ständig bei den Dreharbeiten dabei war und er vermittelte den Eindruck sehr zufrieden und glücklich zu sein. Wenige Wochen später musste er dann seine Frau Natasha Richardson zu Grabe tragen.
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