Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 11.07.2016, 21:41   #159  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
Benutzerbild von Detlef Lorenz
 
Ort: Ahrensburg
Beiträge: 3.490
Nummer 35


Nelson, Der Held von Trafalgar






Nelson: wer von den 8-12 jährigen damaligen Lesern – Mitte der 1950er Jahren – konnte etwas mit diesem Namen anfangen. Vielleicht ein paar, aber die Mehrheit nicht. So kommt es mir auch fast etwas gewagt vor, dieses Thema in die Heftserie einzureihen. Aber für mich war es auch damals schon mehr als interessant, am „Geschichtsunterricht“ der Abenteuer der Weltgeschichte teilzunehmen (und das Lady Emma Hamilton, die Mätresse Horatio Nelsons dabei nicht vorkam, störte nicht, denn die kannte man sowieso nicht).






Außer im Einleitungstext und auch da nur knapp, wurde nichts über Nelson Privatleben geschrieben. Es ging im Heft nur um bekannte Seeschlachten, angefangen 1779 bei Cadiz bis Cap Trafalgar im Oktober 1805. Dazwischen reihten sich die Kämpfe vom Eroberungsversuch Teneriffas, der Seeschlacht 1798 bei Abukir, die Beschießung Kopenhagens einschließlich der Vernichtung der dänischen Flotte, bis zum schon erwähnten Zusammentreffen der vereinigten spanisch/französischen Flotte gegen die britische, bei der Nelson sein Leben verlor. Etwas privates kommt dann zum Schluss: die endgültige Glorifizierung des inzwischen zum Lord ernannten Admirals. Diese hat er selbst eingeleitet, in dem er verbot, seinen Leichnam, wie üblich, der See zu „übergeben“, sondern nach England zu überführen. Dort wurde er mit Pomp beigesetzt und als „Held“ in den Geschichtsbüchern verewigt.







Tja, wer ist der eigentliche Held dieser Gemetzel, der Oberbefehlshaber, dessen „Chef“, hier die Admiralität, oder noch höher, der König oder sonst ein Regierender, oder der verführte Seemann, der an das Flaggensignal „England erwartet, dass jeder Mann seine Pflicht tut!“ glaubt hat. Das ist, andere Ländernamen verwendet, ein Problem auf der ganzen Welt, bis auf den heutigen Tag.

Charly Bood hat den kriegerischen Ablauf recht „ausdrucksvoll“ in Szene gesetzt, 2 Flottenkarten der jeweiligen Kampforte (Abukir und Trafalgar) illustrieren auch für den maritimen Laien das Geschehen auf See verständlich. Die zeitlichen Abläufe zwischen den Gemetzeln auf den Meeren werden mit umfangreichen Textklötzen überbrückt – wie üblich ist dies dem zur Verfügung stehenden Platz geschuldet. Die Sprache ist leider wieder sehr martialisch (er ist ähnlich dem der bisherigen Heften) und deutet somit nicht unbedingt auf die Urheberschaft Boods hin. Was dem Kriegsgegner trösten mag, auf einem Kriegsschiff sind die Befehlshaber selbst höchst gefährdet: nicht nur Nelson verlor sein Leben, weitere Admirale und Kapitäne wurden in den diversen geschilderten Seegefechten getötet … Allerdings ist die See eines der absurdesten und für die „Anstifter“ der Gemetzel höchst willkommener Ort, denn schon wenige Stunden nach den Kämpfen ist von den Toten, selbst den meisten Verwundeten und das gesamte zerstörte Material spurlos verschwunden; die Meeresoberfläche zeigt sich so unschuldig wie eh und je.

Das Heft beinhaltet 2 Artikel, die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben. Gleich auf Seite 3 heißt es: Das Gespenster-Wrack (von Karl Heinz Koizar) und schildert Erlebnisse des Tauchers Jack, der bei der Bergung eines Schatzes von einem Polypen attackiert wird. Der zweite Beitrag, Tahiti, Sammelplatz der Geisterschiffe, von Harry Williams, stellt den Franzosen Jacques Bracour vor, der auf dem Pazifik sogenannte Geisterschiffe birgt und mit gutem Gewinn weiter verkauft.

„Euer Hans Jürgen“ erzählt noch einmal von den in diesem Heft geschilderten „interessanten und abwechslungsreichen Kämpfen auf dem Wasser, das bekanntlich keine Balken hat“. Was es mit den „keine Balken“ auf sich hat, habe ich schon weiter oben geschildert und ansonsten lasse ich diesen Kommentar mal unkommentiert so stehen … was natürlich auch schon eine Meinungsäußerung ist. Auf die folgende Ausgabe der Serie, die Hans Jürgen vorstellt, freue ich mich schon besonders, hat sie doch eine der mich am meisten interessierenden Zeitabläufe zum Inhalt!
Detlef Lorenz ist offline   Mit Zitat antworten