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Alt 31.03.2017, 12:57   #108  
Servalan
Moderatorin Internationale Comics
 
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Rechthaberei und Literatur vertragen sich meiner bescheidenen Ansicht nach überhaupt nicht. Wie heißt es so schön: "Man merkt die Absicht, und ist verstimmt!" Belletristik sollte zumindest genügend Raum lassen, damit das Publikum einen eigenen Standpunkt haben kann.
Oberlehrergehabe und Agitprop vergrätzt eher die Leute - auch in der demokratischen Kinderstube. (In der Antike und feudalen Vasallenstaaten galten natürlich andere Maßstäbe, die sich von gewöhnlichen Leuten nicht hinterfragen ließen. Das konnte bös' enden.)
Außerdem sind Werke mit gezielter Absicht besonders leicht verderblich. Das veraltet quasi über Nacht und wird dann ungenießbar.

Erwachsenen von heute empfehle ich den Einstieg über Stevensons weniger bekannte Werke: Die Kurzgeschichte "Markheim" (1886) zum Beispiel, die mit Poes "William Wilson" verglichen wird., - oder "Die krumme Janet" (1887). Seine Kurzgeschichte "Der Leichenräuber" (1884) um Grabräber, die frische Leichen für Anatomiestunden heimlich ausbuddeln, wurde 1945 von Robert Wise mit Boris Karloff und Bela Lugosi exzellent verfilmt.
Ans Herz legen möchte ich seine Reiseberichte, beispielsweise über seine Zeit in den Weiten des Pazifik: In der Südsee (1896).

Unterhaltsam, aber literarisch eher leichte Lektüren sind die drei Romane, die Stevenson mit seinem Schwiegersohn Lloyd Osbourne verfaßt hat.
Trocken schwarzhumorig ist Die falsche Kiste (1889) ein echter Pageturner, bei der sich alles um eine Tontinenversicherung dreht: Das ist eine Art Genossenschaft, bei der das gesamte Vermögen erbt, der zulebt übrig bleibt.
Wurde übrigens 1966 mit Michael Caine, Peter Sellers, Ralph Richardson, Dudley Moore als britische All-Star-Komödie in den Pinewood Studios für die Kinoleinwand bearbeitet.
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