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Alt 17.06.2017, 12:38   #32  
Servalan
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Bei den Verfilmungen von Henning Mankells Romanen um den Kommissar Kurt Wallander aus Ystad in Schonen wird es kompliziert: Zum einen gibt es eine stehende Figur in der zweiten Reihe, nämlich Wallanders Vater.
Zum anderen existieren drei Serien: Die schwedische SVT-Fernsehserie mit Rolf Lassgård, die BBC-Serie von und mit Kenneth Branagh sowie die internationale Koproduktion mit Krister Henriksson in der Hauptrolle.
Sämtliche Adaptionen erlauben sich teilweise erhebliche Abweichungen von den Romanvorlagen.

Im Gegensatz zu Wallanders Tochter Linda tritt Wallanders Vater Povel Wallander bzw. Karl Wallander zunächst eher sporadisch auf, was sich später ändert. Povel leidet an Alzheimer und wird zu einem Pflegefall, so daß sich Kurt Wallander notgedrungen um ihn kümmern muß.
Der fiktive Povel Wallander zeichnet als anerkannter Landschaftsmaler immer wieder das gleiche Motiv und ist zumindest in Schweden unter Kunstfreunden bekannt. In der SVT-Serie wird Karl Wallander von Keve Hjelm darsgestellt; bei der BBC spielt David Warner in fünf Episoden Povel Wallander; und Willie Andréason spielt Kurt Wallanders Vater in der SF-Serie mit Krister Henriksson.

Auch im deutschen Wikipedia-Artikel wird Mankell unterstellt, seine Krimis seien humorlos. Nun ja, ich erkenne in diesem Motiv eine ironische - oder sarkastische Volte - auf das Serienprinzip: Alle machen sie jedes Mal das Gleiche. Mankell schreibt den nächsten Wallander-Roman, Wallander löst den nächsten Fall, und Povel zeichnet das nächste Landschaftsbild. Wenn ich in dieser Perspektive bleibe, wird Alzheimer zu einem Hinweis auf die Vergeßlichkeit des Publikums.
Im Laufe der Serie stirbt Wallanders Vater und der Kommissar fürchtet, diese Krankheit von ihm geerbt zu haben.

Bei zwei Fällen geraten Kunstwerke in den Fokus des Interesses:
  • - Den 5:e kvinnan | Die fünfte Frau (Sveriges Television AB / Danmarks Radio / Norsk Rikskringkasting 2002), Drehbuch: Klas Abrahamsson und Birger Larsen nach dem Roman (Ordfront förlag 1996, dt. Zsolnay 1998), Regie: Birger Larsen, 240 min bzw. 224 min, FSK: 16
    - Wallander Staffel 2 Episode 3 (Folge 6) "The Fifth Woman | Die fünfte Frau" (BBC 2010), Drehbuch: Richard Cottan nach dem Roman, Regie: Aisling Walsh, 89 min, FSK: 16
    Bei einer Zeugin entdeckt Wallander ein Gemälde seines Vaters. Die Angestellte des Blumenhändlers fragt ihn, ob er mit dem Künstler Wallander verwandt sei, Daraufhin entwickelt sich ein längeres Gespräch.
  • Mankells Wallander Staffel 1 Episode 8 (Folge 8) "Fotografen | Bilderrätsel" (SF Films / ARD Degeto / TV 4 AB / Film i Skåne AB 2005), Drehbuch: Ola Saltin, Jonas Grimås und Henning Mankell nach der Novelle "Fotografens död | Der Tod des Fotografen" aus: Pyramiden | Wallanders erster Fall und andere Erzählungen (Ordfront förlag 1999, dt. Zsolnay 2002 bzw. dtv Großdruck 2005), Regie: Jonas Grimås, 89 min, FSK: 12
    In der Vorlage heißt der ermordete Fotograf Simon Lamberg, in der Verfilmung ist Robert Thuresson ein legendärer Kriegsfotograf, der sich als Nachfolger von Robert Capa (1913 - 1954) sieht.
    Als Vorbilder dieser fiktiven Figur kommen zwei Kriegsfotografen in Betracht: Ein internationales Publikum wird in ihm wahrscheinlich zuerst eine Karikatur von James Nachtwey (Jahrgang 1948) erkennen, der ebenso berühmt wie umstritten ist. Hinzu kommt der Umstand, daß Nachtwey wenige Jahre vorher vom Produzenten und Regisseur Christian Frei in War Photographer (Schweiz 2001, 96 min, FSK: 16) filmisch porträtiert wurde.
    Es gibt ein schwedisches Vorbild, nämlich Kent Klich (Jahrgang 1952), der an der Universität Göteborg zunächst Psychologie studierte. Zwischen 1998 und 2002 fotografierte er Reportagen für die renommierte Agentur Magnum.

Geändert von Servalan (29.06.2017 um 19:40 Uhr) Grund: Kurts Papa aus der 3. Serie nachgetragen
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