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Alt 22.10.2017, 19:36   #220  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 59

Gaius Julius Caesar, Imperator des römischen Weltreiches








Der im Heft bebildert wiedergegebene Lebenslauf Cäsars scheint mit korrekt wieder gegeben. Was kaum ein Wunder ist, denn er dürfte wahrscheinlich der mit meistbeschriebene Politiker der Antike sein, vor allem auch wegen seiner Selbstdarstellungen in zahlreichen Publikationen. Ich denke da nur an Commentarii de bello Gallico (Kommentare zum Gallischen Krieg), in denen er Land und Leute (Germanen und Kelten werden von ihm erstmals als unterschiedliche Völker beschrieben), den Krieg, so wie natürlich seine Rolle darin schildert. Was ich am Lebenslauf vermisse, sowohl im Comicteil, als auch in den zusätzlichen Texten auf der Seite 3 („Gaius Julius Caesar, Imperator des römischen Weltreiches“), ist die Rolle der letzten griechisch/ägyptischen Pharaonin Kleopatra. Immerhin hatten sie nicht nur ein Verhältnis miteinander, sondern auch einen Sohn, Ptolemaios XV, Caesarion (der kleine Caesar). Dieser war den römischen Politikern immerhin so wichtig, das die Vaterschaft Caesars bestritten wurde. Hauptsächlich wurde dies von Octavian in die Welt gesetzt, da er selbst „nur“ ein Adoptivsohn Cäsars und einen möglichen Anspruch auf dessen Erbe befürchten musste. Außerdem nahm Kleopatra ihren Sohn 46 v.d.Z. mit nach Rom, als sie Caesar „besuchte“. Als Oktavian den Krieg gegen seinen letzten Gegner (Marcus Antonius) in Ägypten endgültig gewonnen hatte, lies er Ptolemaios hinrichten. Natürlich kann hier nicht jedes Ereignis wieder gegeben werden, ein etwas längerer Artikel zu Caesar, als nur eine Seite, wäre dazu angebracht gewesen.

Wenden wir uns nun dem Titelbild zu, denn es hat noch mehr zu bieten, als nur die sicherlich missverstandene Titulatur Cäsars: Obgleich er verschiedene Ämter in seiner politischen Karriere innehatte, z. B. Quästor und Pontifex Maximus in Rom, Prätor in Spanien, und, erneut in Rom, Konsul, aber nie Imperator, also Kaiser in unserem Sinne. Rom war zu dieser Zeit noch Republik und jeder Adelstitel in Verbindung mit dem höchsten Amt, also auch König, war verpönt. Selbst als man ihm diesen Rang anbot, sogar eine Krone aufs Haupt drückte, lehnte er wohlweislich ab.

Desweiteren kann man die Bezeichnung des Römischen Reiches als „Weltreich“ durchaus in Frage stellen: Zu dieser Zeit konnte wohl kaum ein Staatsgebilde auf der Erde diesen Anspruch erheben. Selbst das kurzfristige Reich Alexander des Großen war nur als Regionalmacht zu begreifen, ebenso wie Rom, auch auf der Höhe seiner territorialen Ausdehnung unter Trajan (98 – 117 n. d. Z.). Die Mongolen beherrschten einst (12./13. Jahrhundert) ganz Asien, mit Ausnahme Sibiriens und Indiens, auch Russland gehörte dazu und kamen damit wohl einem Weltreich als erste sehr nahe. Nach meiner Auffassung war erst das habsburgisch/spanische Reich unter Karl V (Kaiser 1519 – 1556) ein wirkliches Weltreich. Hier ging, wie der Kaiser wohl selber sagte: „Die Sonne nie unter“, da sie auf ihrer Erdumrundung immer ein Stück Land beschien, das zum Heiligen Römischen Reich gehörte.

Das nächste interessante Detail, das sich im Heft permanent, eher penetrant, wiederholt, ist die Bekleidung der römischen Armee: alle Soldaten sind einheitlich ausgerüstet, mit „Muskelpanzer“ und dem mit obligatorischen Federbusch geschmückten Helm. Natürlich waren die Legionäre, Soldaten wie Offiziere, unterschiedlich bekleidet und ausgerüstet. Der einfache Soldat trug als Oberbekleidung entweder ein Kettenhemd oder einen Schuppenpanzer. Sein Helm war stets so gut wie ohne Aufsatz, der hätte ihn im Kampf eher geschadet denn beschützt (ähnlich der unsäglichen gehörnten Wikingerhelme).








Auf dieser Seite, aus dem Album „Die Adler Roms“, Nummer 4, ist die Darstellung der römischen Soldaten gut gelungen. Die Unterschiede zwischen den Legionären und den Offizieren sind sehr deutlich. Zum Helmbusch noch eine Anmerkung: diesen gab es in der länglichen Form, wie ihn Charlie Bood so gerne zeichnete, als auch in der hier gezeigten Form.





Auch diese Darstellung von Alesia, in die sich Vercingetorix zurück gezogen hatte, sieht eher wie eine römischen Stadtmauer aus. Dies ist gut an den halbrunden Türmen am Tor zu erkennen.





Deutlich authentischer dürfte diese Abbildung sein, die ich in „Vae victis“ Band 15 gefunden habe.

Das Heft endet mit der Ermordung Caesars, natürlich mit den berühmten, sehr zweifelhaften letzten Worten des ermordeten: „Auch Du, mein Sohn Brutus!“ nachdem er von mehr als 20 Messerstichen durchbohrt zusammen gebrochen ist …

Auf der Seite 33 gibt es sogenannte Worterklärungen. Dort ist unter dem Stichwort „Imperator“ erklärt: „Titel römischer Feldherrn und hoher Beamter.“ Das ist grundsätzlich korrekt. Ein Feldherr erhielt in republikanischen Zeiten nach einem Sieg oft von seinen Soldaten diesen Titel verliehen. Er war nur symbolisch, denn er legte ihn, musste ihn sogleich ablegen, wenn er in Rom eintraf. Octavian nahm als erster Herrscher diese Titulatur in seinen Namen auf (weil er im Kampf um die Macht gewonnen hatte), behielt ihn dann aber auf Lebenszeit. Das wurde unter den römischen Kaisern bis in die Spätantike (Justinian) so Usus, egal, wie sie ihre Herrschaft erworben hatten. In späteren Jahrhunderten verstand man deshalb unter Imperator schlichtweg einen Kaiser. Im englischen beispielsweise als „Emperor“, im französischen der “Empereur“. „Imperator“ steht auch bei uns stets für einen kaiserlichen Herrscher der über verschiedene Völker gebot. Meiner Meinung nach hätte diese Bezeichnung so nicht auf das Titelblatt gehört, weil es zu Missverständnissen unter den jugendlichen Lesern führen kann (und sicherlich auch so geschehen ist).

Die Nachbestellliste reicht jetzt nur noch bis zum 21sten Heft zurück.
Das Thema des nächsten Heftes ist der Kautschuk, ohne den in der modernen Welt nichts geht.

Auf der letzten Umschlagseite sehen wir für die Peligom-Reklame einen römischen Legionär, wie ihn Charlie Bood seit seinen ersten Comictagen im „Horrido“ für die Serie „Tilo der Rächer“ schon 1954 gezeichnet hatte.
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