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Alt 26.09.2014, 14:35   #2709  
michidiers
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Fables Band 21: Welpen im Spielzeugland



von u.a. Bill Willingham/Marc Buckingham

Inhalt: Die kleine Therese, eines der sechs Nachkömmlinge von Bigby Wolf und Schneewittchen, ist wenig begeistert über ein Geschenk ihrer Mutter: ein ziemlich billiges Spielzeugboot aus Plastik. Als das junge Mädchen bemerkt, dass dieses unerwünschte Präsent über Zauberkräfte verfügt, ist es schon zu spät. So findet sie sich nach einer kurzen Reise mit diesem Schiff in einem trostlosen Spielzeugland wieder, in dem ausrangierte und zerstörte Spielzeuge ihr klägliches Dasein fristen. Damit nicht genug, denn Therese wird von den dort vor sich hinvegetierenden Spielzeugen prompt zur Königin dieses morbiden Reiches ausgerufen. Doch schnell stellt sich heraus, dass Therese in tödlicher Gefahr schwebt. Ihr ältester Bruder Darien macht sich heimlich auf, um sie zu retten.

In diesem 21. Paperback, es enthält die US Ausgaben #114 - #123 der Fables, geht Autor Bill Willingham zu den Ursprüngen, aus denen die Fables eigentlich entstanden sind: ein Märchen. Denn wie in kaum eine der bisher erschienenen Storys trifft man hierin auf eine Reihe von Märchenelementen, die mitunter schon die Geschichten der Gebrüder Grimm ausgemacht haben. Daher nimmt hinsichtlich des Inhalts diese Ausgabe für mich eine Sonderstellung in der Serie ein.

Nach einigen leicht „schwächelnden“ Vorgängern haben die Fables somit zu der gewohnten Stärke zurückgefunden und Willingham zeigt, dass er nicht nur verdammt spannende und unterhaltsame Storylines zustande bringt, sondern auch echte Märchen als Comic erzählen kann. Er verdeutlicht anhand dieser übrigens auch sehr spannend erzählten Geschichte, wozu ein Geschwisterpaar fähig sein kann. Zum einem erzählt er, dass der pure Wille zum Überleben, der durch Hunger und durch die Gefangenschaft in einen goldenen Käfig entsteht, den Menschen auf die absonderlichsten und die brutalsten Ideen bringt. Sie entwickeln Therese und Darien Strategien, die das eigene, aber vor allem das Überleben des anderen sichern - und sei es durch Selbstaufopferung. Somit stehen die Entwicklung und die mit dem Alter einhergehende Reife der Kinder im Vordergrund dieser interessanten Story. Durch eine Situation, in der Darien und Therese auf keine fremde Hilfe hoffen dürfen, lernen sie ihre Geschicke und Zauberkräfte selbst zu meistern und in die Hand zu nehmen.

Trotz allem wird der „Seriencharakter’“ der Fables nicht vergessen: eingestreut in die Hautgeschichte werden kleinere Handlungsfäden weitergeführt, die vermutlich bald zu der nächsten Storyline zusammengeführt werden. Als Zusatz gibt es dann noch am Ende eine kurze, in sich abgeschlossene Einzelgeschichte, in der die Hintergründe zu der Entwicklung von Bigby Wolf beleuchtet werden. Die zeichnerische Umsetzung durch Mark Buckingham ist durchgehend auf hohem Niveau, wobei sich auch die Colorierung immer mehr verbessert.

Fazit: Eine wirklich gelungene Märchengeschichte, die in dieser Form auch aus der Feder von jemandem wie Neil Gaiman hätte geschrieben werden können.
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