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Alt 05.08.2021, 22:07   #82  
Peter L. Opmann
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Conan the Barbarian # 6 / Marvel-Superhelden-Comic-Taschenbuch: Conan # 2 / Conan der Barbar, Teil 3

Erscheinungstermin: Juni 1971 / 1979 (?) / 1988

Story-Titel: Teufelsschwingen über Shadizar

Original-Storytitel: Devil-Wings over Shadizar

Zeichnungen: Barry Windsor-Smith und Sal Buscema

Text: Roy Thomas

Übersetzung: Wolfgang J. Fuchs

Man kann zwar nicht behaupten, daß in diesen frühen Ausgaben kein Wert auf Action gelegt wird, aber mehr noch ist Roy Thomas und Barry Smith anfangs daran gelegen, eine fantastische Welt mit Zauberei, seltsamen Wesen und Monstern und – manchmal – exotisch schönen Frauen zu erschaffen. Hier ist nun die Konfrontation mit einem Ungeheuer verquickt mit der Jagd nach einer Diebesbeute, die im Verlauf der Story von Hand zu Hand geht. Das Ganze bekommt damit eine etwas burleske Anmutung.

In der lasterhaften Stadt Shadizar in Zamora streiten sich zwei Männer um drei gestohlene goldene Gegenstände. Conan kommt dazu und nimmt sie beiden ab. Einer ist der rotbärtige Fafnir, der in späteren Heften nochmal auftauchen wird, obwohl es so aussieht, als würde er hier von seinem Kumpan erstochen. Etwas später sieht die Bardame Jenna, welch kostbare Dinge der Barbar mit sich herumträgt, und bandelt mit ihm an. Sie gehen zu einem Schmied, der auf ihren Wunsch das Gold zu einem großen Herz umarbeitet. Auf einem romantischen Spaziergang außerhalb der Stadt werden Conan und Jenna von einer Gruppe rotgekleideter, mönchartiger Männer überfallen; Conan wird niedergeschlagen, Jenna entführt.

Conan kehrt zu dem Schmied zurück, der ihm sagen kann, wer die Männer waren. Er erklärt, daß Jenna in einem Turm mit offenem Dach (schon wieder ein Turm) einem mysteriösen Nachtgott geopfert werden wird und nichts und niemand sie retten kann. Conan macht sich indes sofort auf, sie zu befreien. Er verkleidet sich als „Mönch“ und verfolgt im Turm eine dramatische Zeremonie, die von einer Priesterin geleitet wird. Jenna liegt auf einem Altar, und dann geht das Licht aus, Als Conan eine Lampe entzündet, sieht er eine riesige Fledermaus, die sich Jenna gekrallt hat und auffliegt. Hier wird weder auf Batman noch auf einen Vampir angespielt – dies ist ein Monster, das alles in allem nicht sehr furchteinflößend aussieht. Der Flug mit ihm ist gleichwohl mitreißend gestaltet.

Die Fledermaus schwingt sich aus dem Turm und in den Nachthimmel. Conan packt – aus unerfindlichen Gründen – die Priesterin und hängt sich mit ihr an das Ungetüm. Sie will ihren Gott schützen und Conan in die Tiefe stürzen, aber er kann sich festhalten. Mit dem Feuer der Lampe bringt Conan die Fledermaus zur Landung; dabei bricht sich das Tier alle Knochen und stirbt. An dieser Stelle hat Hethke eine Seite ausgelassen, auf der wir Zeuge werden, wie die Priesterin den Barbaren, der ihren Gott vernichtet hat, töten will – aber Jenna kommt ihr zuvor und rettet ihn. Conan wird bewußtlos. Als er erwacht, ist Jenna verschwunden, und das goldene Herz hat sie mitgenommen.

Wieder mal bleiben ein paar Fragen offen: Was ist das für eine Fledermaus? Wie wurde ausgerechnet Jenna als Opfer ausersehen? Warum ist die Priesterin – im Gegensatz zu Jenna – so unempfänglich für Conans Sex-Appeal? Die Kurtisane erscheint mir da glaubwürdiger, die sich gern mit dem starken Mann vergnügt, im entscheidenden Moment aber materiellen Werten den Vorzug gibt. Das heißt, wir haben es diesmal mit zwei attraktiven Frauen zu tun. Die Ungereimtheiten stören nicht sehr, weil die Szenen lebendig ausgemalt sind und zumindest in den Dialogen immer wieder etwas Humor aufblitzt. Dadurch ist dies für mich die bisher beste Conan-Episode. Sie zeigt, daß die Serie noch einiges Entwicklungspotenzial hat.

Wolfgang Biehler hat die „Teufelsschwingen“ wohl so ähnlich eingeschätzt wie ich. Sie erschien bei Condor nicht in der vorgegebenen Reihenfolge, sondern wurde zur ersten Story im zweiten „Conan“-Taschenbuch.
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