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Alt 19.10.2017, 19:13   #53  
Servalan
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Taxi (Deutschland 2015, B&T Film mit Zinnober Film, Schubert International Filmproduktion, cine plus Filmproduktion und Apollomedia in Zusammenarbeit mit Arte und WDR, gefördert von Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH), Film- und Medienstiftung NRW, Nordmedia, Deutscher Filmförderfond (DFFF), der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) sowie Filmförderungsanstalt (FFA)), Drehbuch: Karen Duve nach ihrem gleichnamigen Roman (Eichborn 2008), Regie: Kerstin Ahlrichs, 94 min, FSK: 6

Karen Duve hat sich mittlerweile im Literaturbetrieb etabliert. Dabei reicht ihr Spektrum von Romanen und Kurzgeschichten über Kinderbücher bis zu Essays, Kurzgeschichten und Beiträgen für Anthologien.
Szenisches Schreiben scheint ihr eher weniger zu liegen, denn für Film und Theater oder die Audioversion im Hörspiel oder Feature findet sich bei ihr kaum etwas. Das Drehbuch zu ihrer Romanverfilmung Taxi ist bis heute bezeichnenderweise ohne Folgen geblieben.

Was sich auf Papier gut lesen läßt, muß auf der Leinwand noch lange nicht funktionieren: Die Kombination aus einem Dreiecksmelodram und episodischen Geschichten aus dem Alltag (hier zu nächtlichen Zeiten) hängt auf der Leinwand ein wenig durch.
Angeregt wurde Karen Duve ihre eigenen Erfahrungen als Taxifahrerin (diese Tatsache wird im Roman und im Film betont), die Hamburg bei Nacht erlebt.
Mit dem Game of Thrones-Idol Peter Dinklage findet sich ein internationaler Star unter den Hauptrollen.

Das Plaudern aus dem eigenen Nähkästchen wirkt jedoch nicht glaubwürdig, denn schon der Vorspann erinnert mich unwillkürlich an eine klassische US-Serie, die auch im ZDF lief: Die Sitcom Taxi (ABC und NBC 1978-1983, 5 Staffeln mit 114 Episoden) heimste damals 18 Emmy Awards ein.
Denn in beiden heißt die Hauptfigur Alex: Bei der Sunshine Cab Company in Manhattan steuert der männliche Alex Reiger durch den Verkahr, bei Duve chauffiert die weibliche Alexandra Herwig ihre Gäste durch die Metropole. Auch der persische Besitzer des Taxiunternehmens, Mergolan, kann gewisse Ähnlichkeiten mit dem Besitzer des Unternehmens, dem cholerischen Louie De Palma, nicht verleugnen.
Skurrile Figuren geben in jeder Folge ihr Gastspiel. Außerdem spielen sowohl die US-Serie als auch der deutsche Film in den 1980ern, die Fernsehserie am Anfang der Dekade, die Verfilmung gegen Ende des Jahrzehnts.

Zu ihren Kollegen bei Mergolan gehört Dietrich, den ihre ausschließlich männlichen Kollegen für etwas Besonderes halten. Dietrich verschafft Alex eine Wohnung und erlaubt es Alex so, sich vom spießigen Elternhaus abzunabeln. Und die liegt zufälligerweise direkt unter Dietrichs Bude, der sich in Gemälden selbstverwirklicht, aber den richtigen Durchbruch noch nicht geschafft hat. In ihrer Freizeit steht Alex dem Künstler Dietrich Modell.

Geändert von Servalan (22.03.2024 um 13:16 Uhr)
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