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Alt 31.10.2017, 13:03   #3875  
Peter L. Opmann
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Ja, nach dem Höhepunkt des Schaffens von Lee und Kirby (jedenfalls bei "Fantastic Four") halte ich auch schon Ausschau.

Dritte Runde im Kampf der FV gegen Dr. Doom. Den ersten Teil fand ich ja überraschend schwach, aber die beiden Fortsetzungen entsprechen eher meinen Erwartungen. Mir gefällt vor allem, daß sich die drei bisherigen Teile in Rhythmus und Atmosphäre ziemlich voneinander unterscheiden. In der ersten Folge gerieten die FV in die Gewalt von Doom, in der zweiten sehen wir sie ihm hilflos ausgeliefert, in der dritten kommen sie langsam wieder in die Offensive, während Doom aber bereits große Vernichtungspläne verfolgt und kaum aufzuhalten scheint. Diese Episode ist nun sehr actionbetont und – auch aus meiner heutigen Sicht – packend.

Zu Beginn sind Reed, Johnny, Crystal und Ding wie zuvor ihrer Superkräfte beraubt. Da verbreitet sich in der Stadt die Nachricht, daß Dooms Armee von Super-Robotern im Anmarsch ist. Reed organisiert eine Bürgerwehr; die FV wollen sich den Robotern zuerst entgegenstellen und wenigstens etwas Zeit gewinnen. Er hält zwar die Erfolgsaussichten dieser Strategie für gering, will aber auf keinen Fall einfach aufgeben. Reed führt einen kleinen Disput mit Doom, der wieder auf einem Kontrollbildschirm erscheint. Dann wird völlig zu dem Despoten von Latveria übergeblendet, und wir erfahren, daß Doom dummerweise die Kontrolle über seine Roboter verloren hat (näher erklärt wird das nicht). Aber seine Untertanen sind ihm egal, und sollten die Roboter später ihm selbst gefährlich werden, gibt es einen Schwachpunkt, den er ihnen sicherheitshalber eingebaut hat.

Als die FV sich anschicken, die Roboter aufzuhalten, merken sie, daß sie doch nicht ganz ohne Kräfte sind. Die kehren anscheinend so langsam zurück. Stoppen können sie die Blechkumpel allerdings vorerst nicht. Die Stadt wird zu großen Teilen in Schutt und Asche gelegt. Die Bürger kämpfen in Partisanenmanier. Wie Jack Kirby diesen Straßenkampf inszeniert, erinnert teilweise an seine Kriegscomics. Nun kommt Dooms Berater, der „Hauptmann“, noch einmal ins Spiel, den wir in der vorigen Ausgabe kennengelernt haben. Er erfaßt zutreffend Dooms Schwierigkeiten, was ihm bei dem Superschurken Respekt verschafft. Doom enthüllt ihm seine weiteren Pläne: Er will die Stadt notfalls komplett in die Luft jagen, wogegen der Hauptmann spontan protestiert. Er ist also offenbar doch kein kalter Nazischurke, sondern zeigt humane Wesenszüge.

Reed erahnt derweil, daß die Roboter so, wie Doom sie konstruiert hat, eine Achillessehne aufweisen müssen. Durch Zufall entdeckt er ein Kontrollzentrum. Alle Bürger ziehen sich in einen Raum zurück und erwarten die heranstampfenden Roboter. Als sie eindringen, aktiviert Reed eine „Kraftmaschine“, die sie in einen See schleudert. Das ist die Achillesferse: Im Wasser gehen die Roboter hilflos unter (das hatten wir doch in einem früheren Abenteuer auch schon mal). Nun aber zündet Doom die Sprengladungen unter der Stadt. Durch ein unerwartet aufgebautes Kraftfeld bleiben die Einwohner jedoch unversehrt. Sue, die Unsichtbare, die wegen ihres Babys in den vorangegangenen Ausgaben nicht dabei war, hat sich eingeschaltet. Sie berichtet, sie habe sich bei Nick Fury erkundigt, wo ihre Freunde stecken, und sei dann so schnell wie möglich nach Latveria gereist.

Abgesehen davon, daß Sue so rechtzeitig eintrifft wie die Kavallerie in schlechten Western, häufen sich hier in den letzten Panels dieser Episode plötzlich wieder die Ungereimtheiten. Der Geheimdienst-Boß Nick Fury soll Sue einfach so vom Auftrag der FV erzählt haben? Sie reiste einfach so in Latveria ein, wo ihre Teamkollegen bereits kurz nach der Grenze hopsgenommen worden waren? Zudem stört mich: Dooms Schloß steht direkt am Stadtrand, wenn nicht sogar in der Stadt. Wie kann es stehen bleiben, wenn er die ganze Stadt explodieren läßt? Aber wenn man sich nicht sehr auf die Details der Story konzentriert, fallen einem solche Fehler kaum auf, weil sie so spannend ist und Schlag auf Schlag erzählt wird. Und nun fehlt noch der Endkampf gegen Doom, hier angekündigt als „Die Entscheidung“. Darauf bin ich doch recht neugierig.

Am symbolhaften Cover stört mich, daß da Sue schon zu sehen ist. Das ist ein Spoiler. Kirbys Zeichnungen sind großzügig und actionbetont wie gewohnt. Grafisch ist die Serie hier tatsächlich auf einem Höhepunkt angelangt. Inker ist weiterhin Joe Sinnott. Nebenbei: Es scheint, als ob die Seiten 6 und 7 von jemand anderem gelettert wurden als der Rest; ganz sicher bin ich mir aber nicht.

Neu in dieser Monatsproduktion: Williams hat die traditionelle Checkliste zum wiederholten Mal etwas modifiziert. Anfangs war dafür ja eine Seite Platz. Jetzt muß der Platz aber mit einer Sea-Monkeys-Werbung geteilt werden. Die Leser haben aber offenbar Wünsche, wollen unter anderem erfahren, welche Originalausgaben dem jeweiligen Williams-Heft zugrundeliegen. Die gibt die Redaktion in der Checkliste nun an und liefert dazu noch eine Ein-Satz-Inhaltsangabe der Hauptstory. Bei „Horror“ erfährt man nun zudem, aus welchen DC-Gruselmagazinen die Storys stammen. Zudem gibt es ein Mini-Poster von Reed Richards. Er fingert an einer typischen Jack-Kirby-Maschine herum und gibt zu: „Ganz unter uns, Freunde, ich weiß auch nicht so genau, wie dieser neumodische Apparat funktioniert.“
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