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Alt 13.01.2018, 10:56   #3925  
Peter L. Opmann
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Ein so dreistes Plagiat habe ich bei den FV noch nicht erlebt. „Das Monster aus der versunkenen Lagune“ kopiert in Grundzügen den Horrorfilmklassiker „Creature from the Black Lagoon“ von Jack Arnold. Statt alles aufzuzählen, was auch in dem Film vorkommt, kann ich mir’s einfach machen: Was im Film eindeutig nicht vorkommt, sind die FV. Daß sie in die Story eingebaut sind, macht sie annehmbar, auch wenn das Ganze nicht parodistisch gemeint ist. Aber das Superhelden-Quartett spielt immerhin eine so spezifische Rolle, daß das Heft doch eine teilweise originelle Story bietet.

Wo sich das Geschehen eigentlich abspielt, bleibt unklar; man kann vermuten, daß wir uns in einer Meeresregion nahe Florida oder vielleicht auch Kalifornien befinden. Die FV sind von den US-Streitkräften losgeschickt worden, um zu klären, warum in dieser Gegend häufig Kriegsschiffe untergehen. Gleich auf der dritten Seite ziehen sie einen Angriff des Monsters auf sich, ohne es jedoch zu sehen. Ihr futuristisches, wenn auch ziemlich kleines U-Boot-artiges Wassergefährt übersteht den Vorstoß eines vom Monster gelenkten Orcas jedoch unbeschadet – es stammt schließlich aus der Waffenschmiede von Tony Stark.

Unverrichteter Dinge kehren die FV an den Strand zurück, wo Sue mit Söhnchen Franklin zurückgeblieben ist. Das Monster beobachtet sie aus einem Felsenversteck. Als Leser folgen wir nun ihm. Versteckt in einer unterseeischen Höhle befindet sich ein Behälter mit nur noch einer Serums-Dosis, mit der es sich in einen Menschen verwandeln kann (wie das vor sich geht, bleibt offen), Der Mensch hat einen Job in einem Ozeanium; er zeigt Kunststücke mit Delfinen und Walen. Die FV verfolgen den Auftritt nichtsahnend als Touristen. Doch Reed fällt auf, wie geschickt sich der Mann im Wasser bewegt.

Der Monster-Mann fühlt sich beobachtet und greift Reed erneut versteckt an - das geht erneut glimpflich aus. Reed engagiert ihn als Führer durch die Meereshöhlen. Die FV (wieder ohne Sue) schöpfen Verdacht, daß er sie als Lotse in eine Falle locken will. Da bricht der Mann mit einem gewaltigen Faustschlag aus dem Unterwasserfahrzeug aus. Ding, das lange die Luft anhalten kann, rettet Reed und Johnny vor dem Ertrinken. Gleich darauf laufen sie endlich dem Monster über den Weg. Es kommt zu einem kurzen Zweikampf mit Ding, bei dem sich das Monster als überraschend stark entpuppt. Fackel kann es aber mit seinen Flammen vertreiben. Zum Schluß stellen die FV das Monster bei seinem Raumschiff. Ihnen wird klar, daß es ein Außerirdischer ist, der auf der Erde notlanden mußte. Das war der Grund für die Angriffe auf US-Kriegsschiffe (wie auch auf die FV): Es fühlte sich selbst angegriffen. Jetzt kehrt es mit seiner Gefährtin ins All zurück.

Im Film ist das Monster differenzierter dargestellt. Es kommt auch ein erotisches Moment hinzu, das im Comic nur ganz kurz angedeutet wird. Insgesamt ist es eine zwischen Gut und Böse schillernde Figur. Im Comic wird ein unverstandener Alien daraus. Trotzdem ist die Story recht ansprechend, weil der Kampf Gut gegen Böse hier einmal ins Leere läuft – es gibt einfach keinen gefährlichen Gegner (oder nur aufgrund von Vorurteilen). Andererseits ist viel Platz für die eigenwilligen Wortgefechte zwischen Reed und Ding, die Probleme von Johnny mit Crystal und seinem Star-Leben und sogar für ein wenig Familienleben mit Sue und Baby Franklin. All das hat mit der „Creature from the Black Lagoon“ nicht das geringste zu tun und fügt sich trotzdem harmonisch in die Story ein. Noch einmal vertritt Frank Giacoia hier Joe Sinnott als Inker. Das Cover ist gut gelungen, präsentiert aber ziemlich unverfroren das geklaute Film-Monster. Auf dem Backcover ist zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder mal eine Vorschau auf die nächste Monatsproduktion statt einer Anzeige.
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