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Alt 11.07.2023, 16:40   #178  
Servalan
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Tom of Finland (Finnland / Schweden / Dänemark / Deutschland / USA 2017, Helsinki-Filmi Oy, Anagram Väst, Fridthjof Film, Neutrinos Pictures und Film Väst), Drehbuch: Aleksi Bardy, Regie: Dome Karukoski, 116 min, FSK: 12

Der finnische Künstler Touko Valio Laaksonen (1920 - 1991) ist heute unter seinem Pseudonym Tom of Finland weltbekannt. Nach seinem Militärdienst arbeitete er in der Werbeindustrie und fertigte in seiner Freizeit homoerotische Zeichnungen von harten Männern an, die häufig uniformiert sind. Dabei schuf er die Figur des muskulösen Kake, der schwarzes Leder trägt.
Von Freunden angeregt, sandte er eine Auswahl seiner Zeichnungen in die USA, wo sie in den Magazin Physique Pictorial ab 1957 unter dem Pseudonym Tom of Finland erschienen und besonders in der Bodybuilderszene Erfolg hatten.
Seit 1973 interessierten sich rund um den Globus Museen und Galerien für seine Kunstwerke. 1991 starb er an einem Schlaganfall als Folge eines Lungenemphysems.

Schon 2011 erwarb Dome Karukoski die Nutzungsrechte an den Illustrationen von Tom of Finland, um sie als Teil seines Films präsentieren zu können.
Der Film wurde 2017 von Finnland als bester internationaler Film bei den 90th Academy Awards (Oscars) eingereicht, aber nicht nominiert. Im selben Jahr wurde er auf dem Göteborg Film Festival mit dem Fipresci-Award ausgezeichnet.

Schon im Zweiten Weltkrieg lebt der finnische Offizier Touko Laaksonen seine schwulen Neigungen heimlich aus, weil diese polizeilich verfolgt werden. Mit seiner Schwester Kaija teilt er sich eine Wohnung in Kaarina bei Turku, auch später, als er sich in der Werbung erfolgreich etabliert hat und bis zum Art Director aufgestiegen ist.
Zu seinem eigenen Vergnügen fertigt er kleinformatige Zeichnungen von muskulösen Männern an, die er teilweise zur Kontaktaufnahme nutzt. Vieles geht schief, und Touko gerät in brenzlige Situationen. Zuhause imaginiert er sich seinen Traummann Kake.
Nach dem Krieg reist er nach Berlin, wo er in der Schwulenszene einen Verleger oder Galeristen für seine Bilder sucht. Als er einen Interessenten gefunden zu haben scheint, landet er mit ihm im Bett. Am nächsten Morgen ist jedoch nicht nur seine Bekanntschaft verschwunden, vielmehr wurde er um seine Brieftasche, seinen Paß und seine Bilder beraubt. Zu allem Unglück landet er in Berlin im Gefängnis, aus dem ihn nur ein glücklicher Zufall rettet.
Irgendwann entscheidet er sich, nicht mit seinen Initialen TL zu signieren, sondern mit Tom. Er variiert seine Bilder mit Motorrädern, schwarzer Lederkluft und anderen Motiven. Ein Freund überredet ihn, einige Zeichnungen in die USA zu schicken. Unter dem Pseudonym Tom of Finland werden sie sofort ein Erfolg, vor allem unter schwulen Bodybuildern.
So dauert es nicht lange, bis er eine Einladung nach Kalifornien erhält, der er höflich nachkommt. Von der schwulen Szene, die sich an seiner Ikonografie orientiert, ist er überwältigt. Er wird als Star hofiert und genießt ungewöhnliche Freiheiten, weil er seine Homosexualität nicht mehr verstecken muß.
Als er ein Heft mit seinen Zeichnungen signieren soll, erkennt er die in Berlin geklauten Zeichnungen wieder. Touko ist erbost, aber seine Gastgeber, ein schwules Pärchen, bremsen ihn, und gemeinsam überzeugen sie den Verleger, seine Hefte fortan ehrlich zu Toms Bedingungen zu publizieren.
Ende der 1970er, Anfang der 1980er erhält Tom einen schweren Rückschlag. Unter Schwulen verbreitet sich HIV, und AIDS fordert viele Todesopfer. Besonders Evangelikale und radikale Christen schreiben Tom of Finland eine Mitschuld daran zu. Er braucht den Beistand seiner Freunde, insbesondere der Lederszene, um sich davon zu befreien.

Geändert von Servalan (11.07.2023 um 20:14 Uhr)
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