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Alt 26.04.2016, 15:34   #106  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 21


Stützpunkt Arktis – Männer im ewigen Eis





In diesem Heft geht es um die Festlegung und Sicherung einer Flugroute über den Nordpol. Mit diesem Kurs würden sich die Zeiten – und Kilometer – von Kontinent zu Kontinent erheblich verkürzen. Also erwartete ich eine, zwar dramatisch geschönte, Schilderung zur Geschichte der heutzutage selbstverständlichen Abkürzung über den Nordpol. Das Vorwort, das für mich immer ein Indiz für die Zuverlässigkeit des kommenden Stoffes ist, versprach auch interessantes. Im Gegensatz dazu musste ich dann ein reines Märchen lesen, einen simplen und, an den Tatsachen weit, weit vorbei geschriebenen Comic!

Da will ein Captain Brand vom Militärflughafen Portland (1) in Alaska bei einem Routineflug über der Polregion eine Insel entdeckt haben. Bei späteren Nachprüfungen stellte man fest, dass diese Insel in Wirklichkeit eine gigantische treibende Eisscholle ist (2). Diese sollte nun als Stützpunkt für die Polarroute dienen, Flugzeuge leiten und als Behelfsflughafen dienen. Einige „dramatische“ Zwischenfälle bei der Errichtung der Basis auf der schwimmenden Eisscholle (ich wiederhole das so gerne), bei der auch große, sehr große Flugzeuge, wie eine viermotorige DC-4, Material dort hin transportierten.




1: Ich habe in ganz Alaska keinen Ort namens Portland gefunden, dabei bin ich auf einer Liste bis zum kleinsten bekannten, mit 2 Einwohnern runter gegangen (Painunit – wenn ich mich nicht verlesen habe). Dabei soll er sich bei Portland um einen Flottenstützpunkt handeln, in dem ein Schlachtschiff, die Missouri, Kreuzer, U-Boote und Zerstörer von einer, auch hier imaginären, Alaskaflotte stationiert sind.

2: Zum Einen erinnert mich das sehr an den Vorkriegsspielfilm „F.P.1. antwortet nicht“, da sollte ein stationärer gigantischer Flugzeugträger als Zwischenlandemöglichkeit im Atlanktik dienen. Ist von der technischen Entwicklung rasch überholt worden. Außerdem, was heißt hier treibende Eisscholle? Wie wir seit Nansen (Heft 12) wissen, ist die ganze Nordpolare Eismasse in stetiger kreisender Bewegung um den Pol herum. Da kann es auch keine bemerkenswerte Eisscholle geben, alles Eis ist irgendwie zusammenhängend.

Der ganze Inhalt ist schlichtweg Unsinn, hat nichts mit „Bilderhefte voll Spannung und Wissen“ (so die Werbung) zu tun. Ist sein Geld nicht annähernd wert, jedenfalls nicht unter dieser Prämisse. Zusätzlich ist das Heft von Lothar Linkert …

P.S. Die ersten kommerziellen Flüge via Polarroute fanden 1954 mit der SAS zwischen Kopenhagen und Los Angelas statt. Nicht nur mit einer, sondern gleich 2 Zwischenlandungen in Söndre/Grönland und Winnipeg/Kanada. Das Heft, vom Februar 1955 war so gesehen ziemlich dicht an Geschehen, wenn auch inhaltlich ziemlich seltsam, aber so steht es auch diesmal geschrieben.
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