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Alt 11.04.2016, 22:05   #102  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Nummer 18

Der Schatz des Ministers





Das vorliegende Heft muss im Jahre 1661 in Frankreich spielen. In diesem Jahr wurde der Finanzminister Foucquet auf Anweisung König Ludwigs XIV verhaftet. Aber nicht krimineller Delikte wegen, z.B. wegen unrechtmäßiger Bereicherungen, konspirativer Kontakte zu Spanien, wie im Heft beschrieben, sondern aus purem Neid und Missgunst seiner Majestät wegen. Ludwig konnte es nicht ertragen, dass jemand reicher war als er selbst und sich zudem nicht scheute, es öffentlich zu zeigen. Also wurde er kurzerhand verhaftet, ihm der Prozess gemacht, der aber nicht das vom König gewünschte Urteil erbrachte: Statt zum Tode verurteilt zu werden, wurde es nur eine lebenslange Verbannung inklusive der Konfiszierung des Vermögens selbstverständlich. Ludwig intervenierte und Foucquet musste 18 Jahre in einer Festungshaft verbringen, wo er dann starb.

Das Heft macht aus der Historie eine Geschichte, die eher zu einer 3 Musketiere-Story passen könnte. Nicht ganz zufällig natürlich, denn der Finanzminister wurde von niemand geringerem als Charles d´Artagnan verhaftet. Ihn hat es nämlich tatsächlich gegeben und sein Leben wurde zuerst um 1700 von Gatien de Courtilz de Sandras’ Roman Les mémoires de M. d’Artagnan. Dieser wiederum inspirierte Dumas zu seinen Historienromanen, die weitaus populärer als der seines Vorgängers wurde – aber das nur am Rande.

Auf der 2. Umschlagseite sind die Hauptakteure der Geschichte abgebildet (wie üblich). Neben König Ludwig (Louis), sind es natürlich der Finanzminister Foucquet, ein Graf Alberti, der Chef der königlichen Geheimpolizei, sowie ein Kapitän d´Armand, ein Gardeoffizier und Freund des Schatzministers. Als Hauptperson mit freundlichen Gesichtszügen – und blond natürlich – Graf Isigny nicht nur aus der Normandie, sondern normannischer Abstammung. Also ein Kerl aus echtem Schrot und Korn. Treu und Loyal dem König gegenüber. Er rettet den riesigen Schatz, den Foucquet durch d´Armand nach Spanien vor dem Zugriff Albertis retten will, wobei der letztere ihn für sich haben will. D´Armand dagegen will Oberbefehlshaber eines Heeres zu werden, das mit dem Schatz aufgestellt und finanziert werden soll um Frankreich zu überfallen und den König zu stürzen. Also insgesamt eine ziemliche Räuberpistole.

Zu diesen ganzen Verschwörungs- und Verwicklungstheorien habe ich nichts gefunden, vielleicht auch nur nicht genügend recherchiert. Aber nehmen wir es einmal als nette Story hin, schließlich sind die Erlebnisse der 3 Musketiere, mit Ausnahme der vorkommenden historischen Persönlichkeiten einschließlich der 3 Musketiere selber, auch pure Phantasie.





Eugen Blumentritt hat es nach einem Plot (vermutlich wie immer von Linden), recht düster in schwarz/rot in Szene gesetzt. Es überwiegen Porträtzeichnungen mit wenig Hintergründen. Auf den Comicseiten habe ich diesmal nicht so viel „Prinz-Eisenherz-Vorlagen“ gefunden, wie es für Blumentritt sonst üblich ist. Die abgebildete Comicseite zeigt unten rechts seine Unterschrift, deshalb habe ich sie gewählt.
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