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Alt 09.01.2006, 23:01   #9  
underduck
Moderator sammlerforen
 
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Hier mal der Text als Zitat
Zitat:
Drei, zwei, eins... keins!

Gehört die Abzockerei auf Ebay bald der Vergangenheit an?
Neue Wege des Comic-Handels...

Abgezockt fühlen sich mittlerweile viele auf Ebay. Anbieter erleben die Monopolstellung der im Internet weltweit grössten Auktionsplattform bei den horrenden Gebühren, die beim Einstellen und nach Verkauf fällig werden.
Darüber hinaus hat sich, angeheizt von Werbesprüchen wie «Geiz ist geil!» und dem Wegfall der Rabattgesetze, eine regelrechte Schnorrer-Mentalität unter Deutschlands Comic-Käufern breit gemacht. Von wenigen Raritäten abgesehen, wird nur noch zugeschlagen, wenn's Edelmetall zu Schrottpreisen gibt. Als Folge haben immer weniger Lust, ihre Schätze der Willkür von Ein-Euro-Startgebot-Sieben-Tage-Auktionen auszuliefern. Aber auch Käufer fühlen sich immer wieder mal abgezockt, wenn der, meist persönlich nicht bekannte Anbieter nicht liefert oder im «Zustand 1-Heft», verkauft von der ahnungslosen Hausfrau aus Wanne-Eickel, leider die Mittelseiten fehlen. Aber wo ist die Alternative?

Unter www.comicmarktplatz.de formiert sich ein Gebilde, das schon jetzt eine echte Konkurrenz zum «Drei-zwei-eins-meins!»-Kult zu werden scheint. Ebenfalls eine Handelsplattform, beschreitet der Comicmarktplatz neue Wege. Anders als bei Ebay werden hier die Comics zu Festpreisen angeboten. Dafür kauft man Kontingente an Verkaufsplätzen. Möchte ich z. B. 100 Comics anbieten, kaufe ich 100 Verkaufsplätze. Ob ich das Angebot einen Monat oder ein Jahr aufrechterhalten will, entscheide ich. Der Clou: Innerhalb der selbst gewählten Zeit kann ich auf den einzelnen Plätzen nach Verkauf beliebig oft Angebote nachlegen, so dass ich, um beim Beispiel zu bleiben, immer 100 Angebote präsentieren kann. Das kann sich rechnen, so kosten z.B. zehn Kontingente (Verkaufsplätze) für einen Monat nur fünf Euro, 100 Verkaufsplätze für ein ganzes Jahr 180,00 Euro oder gar 1.000 Kontingente für volle zwölf Monate nur 576,00 Euro. Verkaufsprovisionen fallen dabei keine an! Somit ist für den Anbieter der Comicmarktplatz wohl in fast allen Fällen billiger als Ebay. Nur wenn gar nichts läuft, wäre das Risiko per Auktions-Einstellgebühr geringer. Und der Verkauf zu Festpreisen soll dann dazu führen, dass die Qualität des Angebotes deutlich über dem Geiz-ist-geil-Niveau liegt. Nutzen kann man die Plätze übrigens auch für Gesuche. Da scheint es fast schon selbstverständlich, dass die reine Registrierung auf der Website kostenlos ist, und um Angebote einzusehen und sogar zu kaufen, reicht es auch, unangemeldet die Website zu besuchen.

Weitere Aspekte sind die Vertrauenswürdigkeit der Anbieter und die Einstell-Prozedur. Auch hier liegt der Comicmarktplatz im Vergleich zu Ebay vorne. Der, sich selbst als fleissiges «Kampfschwein» einschätzende Marktplatz-Macher Lothar Schneider überprüft Adresse, Telefonnummer (Festnetz!) etc. bei jeder Registrierung, und jeder Neudealer bekommt telefonisch eine ausführliche Einführung. Was nicht alles möglich ist, solange man sich noch im «familiären» Rahmen bewegt. So zählt der Comicmarktplatz bisher nur gut 400 Mitglieder. Diese erfreuen sich allerdings eines fantastischen Einstellsystems, denn die Angebotsmaske ist an eine ausführliche Datenbank, den Deutschen Comic Guide gebunden. Will man z. B. Micky Maus Nr. 7 von 1955 einstellen, gibt man diesen Titel einfach in die Suche ein. Sogleich erscheint der zugehörige, vorformulierte Datensatz. Freie Felder geben genug Spielraum, Zustand, Preis etc. anzugeben und als Krönung lässt sich auch noch der eigene Computer direkt nach Bildern durchsuchen. Automatisches Hochladen inkl. Thumbnail-Funktion machen das Einstellen auf dem Comicmarktplatz zum sekundenkurzen Kinderspiel und Ebay vielleicht bald vergessen.

In der Anbindung an die, fast sämtliche deutschen Comics enthaltende Datenbank liegt allerdings auch das grösste Manko dieser Website, kann man so bislang doch nur dort aufgelistetes anbieten. Konvolute, Comic-Merchandise, ausländische Titel etc.? - Fehlanzeige! Das aber soll sich, verspricht Lothar Schneider, noch im laufenden Jahr ändern. Ein quasi «freies» Einstellen soll bald möglich sein. Bevor die Angebote veröffentlicht werden, wird dann ein Administrator vorab dafür sorgen, dass keine unerlaubten Porno-Titel und Raubdrucke ihren Weg auf den Comicmarktplatz finden. Suchfunktionen nach Titeln, Verlagen etc. und ein Kommunikationsforum runden Schneiders Angebot ab.

Welche Chance hat nun www.comicmarktplatz.de gegen das schier übermächtig erscheinende Ebay? Meiner Meinung nach eine grosse! Abgesehen von den oben aufgezählten Vorteilen bedient Schneiders Website ein Nischen-Publikum. Deshalb kann er besser auf die sehr speziellen Bedürfnisse der Comic-Kommune eingehen. Entscheidend wird zum einen sein, ob die Anbieter Preise machen, die der vorherrschenden Abstauber-Mentalität wenigstens halbwegs entgegen kommen, und zum anderen, ob «Kampfschweins Ferkel» laut genug quiekt, um auch ausserhalb des seit Jahrzehnten Inzucht treibenden «Inner-Circle» der Comic-Szene Gehör zu finden. Jeder an seiner Aufzucht Interessierte sollte es deshalb jetzt mit Angeboten und Gesuchen füttern, auf dass es kräftig und rosig werde...! Z. Zt. finden sich auf dem Comicmarktplatz ca. 20.000 Angebote und Gesuche. An normalen Tagen drängeln sich auf Ebay durchschnittlich ca. 30- bis 40.000 Comic-Angebote, und das bei wöchentlichem Wechsel! Schneiders Weg ist also noch weit, aber nicht unmöglich. Vielleicht scheint so ja eines Tages Licht am Horizont des Ebay-geplagten Comicfreaks…

(Quelle: Szene Whatcher 235)

... denn es gibt immer noch Leute, die keine PDF-Dateien öffnen können.

unter dem Text stand auch noch ein © Carsten Laqua
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