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Alt 17.11.2015, 15:42   #19  
Servalan
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Die Ähnlichkeiten mit Astérix sind frappierend: Das erste (der fünf) Bücher erzählt die Kindheit Gargantuas, das zweite zeigt ihn auf Tour, weil er Ratschläge einholt, wie er am besten heiratet.
Rabelais gelingt es, erzählerische Bögen zu spannen.

Rabelais genießt die Sprache und spielt mir ihr. Die erste Übersetzung von Johann Fischart: Abenteuerliche und ungeheuerliche Geschichtsschrift vom Leben, Raten und Taten der Herren Grandgusier, Gargantua und Pantagruel. (1575) wurde vor einigen Jahren als Band der Anderen Bibliothek nachgedruckt, weil sie von Neologismen, absurden Einfällen und grotesken Szenen nur so wimmelt. Indirekt stellt Rabelais einen Vorläufer von Grimmelshausens Simplicissimus dar, wobei Krieg nur am Rande vorkommt.

Mit dem Riesengeschlecht verhonepipelt er die höheren Stände, die im Grunde auch nur menschliche Bedürfnisse haben. Anders als der "Idealist" Luther mit seinen hehren Ansprüchen bereitet Rabelais hier Autoren wie Michel de Montaigne oder François Villon den Boden. Rabelais wird zu einem sprachgewaltigen Gegenstück zu Breughel oder Hieronymus Bosch.

Geändert von Servalan (07.02.2017 um 18:46 Uhr)
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