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Alt 13.11.2015, 16:43   #14  
Servalan
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Standard Joseph Conrad: Heart of Darkness (1899 / 1902)

Penguin Popular Classics [PPC], 111 Seiten
Deutsche Ausgabe bei Reclam (RUB)
https://de.wikipedia.org/wiki/Herz_der_Finsternis
https://en.wikipedia.org/wiki/Heart_of_Darkness

Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, dem empfehle ich als Ergänzung:
  • Radiofassung von Orson Welles: The Mercury Theatre on the Air: Heart of Darkness (CBS Radio 1939)
  • Der Roman inspirierte John Milius und Francis Ford Coppola zum Kinoklassiker Apocalypse Now (USA 1973) bzw. Apocalypse Now Redux (USA 1973 + 2001)
  • sowie zu guter letzt das Making of Hearts of Darkness: A Filmmaker's Apocalypse (USA 1991), Regie: Fax Bahr, George Hickenlooper, Eleanor Coppola
Zu Lebzeiten galt Joseph Conrad als gehobene Unterhaltung, der sich auf die Genres Seefahrt, Kolonialismus und Spionage spezialisiert hatte. Für den polnischen Seemann war Englisch seine dritte oder vierte Fremdsprache.
Heart of Darkness gehört zu den einflußreichsten Romanen des 20. Jahrhundert und erschien zuerst als Serial in drei Teilen 1899 im Blackwood's Magazine. Auf einen Spaziergang hatte er dem Herausgeber der Zeitschrift von seinen Abenteuer in Belgisch-Kongo berichtet, womit er den Verleger begeisterte. Die gedruckte Geschichte wich jedoch erheblich von Conrads mündlichen Seemannsgarn ab, dem Verleger gefiel das gar nicht.

Obwohl sich der Stoff auf eine Schlagzeile zusammenfassen läßt: Captain Marlow sucht für eine belgische Reederei den mysteriösen Mr Kurtz in Belgisch-Kongo und begegnet dabei seinen Dämonen - biedert sich der kurze Roman nicht an.

Komplex verschaltet beginnt das Abenteuer in einer Herrenrunde auf einer Yacht in der Themsemündung. Während der Abend dämmert, entspinnt sich aus einer Bemerkung Marlows eine Geschichte. Marlow verglich dabei das alte Londinium mit dem tiefsten Dschungel Afrikas am Kongofluß: Obwohl 2.000 Jahre dazwischen liegen, müssen beide Gegenden wie das Ende der zivilisierten Welt auf die Zeitgenossen gewirkt haben. Die anderen Herren auf Deck haken nach, weil sie es genauer wissen wollen.

Die ersten zehn bis zwanzig Seiten können schon eine Hürde darstellen, das teilweise mehrfach Dialoge ineinander geschoben werden. Spätestens Marlows Bewerbung im Brüsseler Büro der Kolonialfirma samt ärztlicher Untersuchung zeigt, daß es um mehr als platten Realismus geht: Die drei seltsamen Frauen könnten auch Schicksalgöttinnen sein. Wer davor nicht zurückschreckt, den erwartet ein leiser Sog, der das Grauen ("The horror! The horror!") verstärkt.

Eines meiner Lieblingsbücher.
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