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Alt 06.06.2017, 21:31   #3722  
Peter L. Opmann
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Ein Bienenstock – und darin summt irgendwas… Im Bienenstock befindet sich ein Kokon (biologisch nicht ganz korrekt) – und darin steckt irgendwer… In dieser und der vorhergehenden Ausgabe haben es Stan Lee Rätsel angetan. Nicht selten blickt er in solchen Fällen in die Insektenwelt. Die FV müssen das Rätsel ergründen, um die blinde Alicia wiederzufinden. Raffiniert ausgedacht, aber bei genauerer Betrachtung ergibt das Rätsel in Bezug auf das Mädchen, Dings Freundin, überhaupt keinen Sinn.

Die Story will uns glauben machen, Wissenschaftler züchteten in dem Bienenstock und in dem Kokon einen Übermenschen heran, hätten es aber mit der Angst zu tun bekommen, es werde dabei nicht das herauskommen, was sie wollten. Ihnen fehlt wohl der Mut, selbst nachzuschauen und die Umwandlung notfalls zu stoppen. Sie schicken die Bildhauerin vor, die ihnen ein Abbild davon liefern soll, was sich im Inneren des Bienenstocks befindet. Und dann? Was bringt es, wenn sie wissen, wie das Wesen aussieht? Ist damit dann klar, ob es wohlgeraten und kontrollierbar ist? Und wenn nicht, was wollen sie dann tun, wenn sie sich schon jetzt nicht trauen, sich diesem Wesen zu nähern? Alicias Aufgabe ist kompletter Nonsens!

Wichtig für Lee ist anscheinend nur: Da droht eine ungeheure Gefahr – Alicia begibt sich gezwungenermaßen hinein – die FV müssen sie wieder rausholen. Die Story wird recht fantasievoll gewunden erzählt, aber letztlich geht es bloß darum, daß Alicia sich mit ihrem Begleiter dem Kokon immer mehr nähert und die FV allmählich die Verfolgung aufnehmen. Noch einmal erleben wir kurz Johnny und Crystal beim Turteln, dann steht Alicia vor dem Kokon, und die FV „beamen sich“ mittels dem nachgebauten Armband in den Bienenstock.

Die Helfer der Wissenschaftler versuchen, Reed, Sue und Ding aufzuhalten, und erleben, daß mit den Dreien nicht zu spaßen ist. Ding wird bei der Rauferei mit dem schönen alten deutschen Beinamen „Unhold“ versehen. In diesem Moment beginnt im Inneren der Kokon, sich zu öffnen. Drinnen steckt… ich würde sagen: ein ganz normaler Mensch, zwar kirbyesk, doch immerhin ohne Tentakel, Glubschaugen oder ähnliches. Ein Marvel-Wiki belehrt uns, daß es sich um Adam Warlock handelt, was durch die Offizielle Marvel-Sammlung von Hachette, Band XXXII, bestätigt wird. Darauf sind die Marvel-Autoren aber erst ein paar Jahre nach dieser FV-Episode gekommen.

Bevor wir Warlock kennenlernen, haben die FV Alicia erreicht. Ihr Begleiter haucht sein Leben aus, während das Superheldentrio mit Alicia erneut den Weg direkt durch die Wand wählt. Gerettet! Die Episode endet mit einer gewaltigen Explosion – das im Bienenstock geschaffene Wesen ist tatsächlich außer Kontrolle. Aber ein Blick in die nächste Ausgabe zeigt, daß dieser Handlungsstrang nicht mehr weiterverfolgt wird. Also ein Cliffhanger, der gar keiner ist.

An der Grafik von Jack Kirby und Joe Sinnott habe ich wieder nichts auszusetzen. Sie treten allmählich in die Phase ein, in der ein wunderbar grotesker, nur noch bedingt realistischer Stil sich ausprägt. Leider hat Kirby diese Masche nach 1970 so übertrieben, daß man sich dann rasch daran sattsah. Aber hier ist das sehr gut gemacht: Superheldenstorys, die hauptsächlich von Action leben und die auch reichlich bieten, aber das Ganze wird durch beinahe komische Elemente unterlaufen – Ding ist letztlich eine Funnyfigur. Bis etwa FV # 100 wird diese Optik jetzt staunenswerterweise durchgehalten. Die Storys von Stan Lee haben dagegen noch immer Luft nach oben.
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