Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 10.03.2023, 22:04   #4  
God_W.
Captain Rezi
 
Benutzerbild von God_W.
 
Ort: Nähe Aschaffenburg
Beiträge: 19.086
Conan der Cimmerier: Jenseits des schwarzen Flusses



In der dritten Ausgabe des europäischen Alben-Conans erwartet uns mit „Jenseits des schwarzen Flusses“ eine Adaption einer der späteren Conan-Stories von Robert E. Howard. Mitte 1935 erstmals veröffentlicht erblickten hinterher nur noch drei weitere Conan-Erzählungen zu Howards Lebzeiten das Licht der Pulp-Magazine. Man könnte also sagen, dass sich Howard zu diesem Zeitpunkt auf dem Gipfel seiner Schaffenskraft befunden hat und ich muss sagen, die Story ist im Original wirklich toll geschrieben mit einem äußerst stimmigen Opener, in welchem wir den Waldläufer, für mich eigentlich die sympathische Hauptfigur der Geschichte, kennenlernen und außerdem auch schon mächtig Atmosphäre aufgebaut wird. Das ebnet den Weg für einen wahrlich glorreichen Auftritt des größten aller Barbaren – Conan, unser aller Lieblings-Cimmerier.

Die mal wieder mit allerlei mörderischem Getier, gefährlichen Wilden und mächtigen Hexenmeistern bestückte Geschichte ist im Grunde eine klare Metapher zur Eroberung des amerikanischen wilden Westens und der damit einhergehenden Verdrängung der Ureinwohner. Wenn das Ganze dann, wie hier, nicht im „echten“ wilden Westen spielt, sondern in einem Dschungel-Niemandsland zwischen Aquilonien und der Piktischen Wildnis, also irgendwo „jenseits des schwarzen Flusses“, dann liegt der Ausgang zum Glück nicht in den Geschichtsbüchern, sondern im Ermessen des Autors. Was Mister Howard letztendlich draus gemacht hat dürft Ihr selbst nachlesen, entweder in der Original-Erzählung, oder auch in dieser meines Erachtens mal wieder äußerst gelungenen Adaption.

Sowohl Autor Mathieu Gabella als auch Zeichner Anthony Jean, der übrigens auch selbst koloriert hat, sind mir bislang noch nicht begegnet. Ich wusste also gar nicht, was mich bei den beiden erwartet. Das Artwork gefällt mir außerordentlich gut, auch wenn es sicher den ein oder anderen stört, dass Conan mit einem Side- bzw. Undercut unterwegs ist, die Frisur ist sicher nicht jedermanns Geschmack, ich find‘s ganz cool. Aber auch sonst ist das Artwork echt stark. Die Großteils düsteren, aber immer äußerst stimmungsvollen Bilder entführen mich zeitweise in den tiefsten Urwald, wecken bei den Szenen mit den Eingeborenen Erinnerungen an alte Hollywood-Schinken wie beispielsweise King Kong, in anderen Teilen kommt das Western-Genre durch und gerade Michael Manns grandios bebilderter „Der letzte Mohikaner“ schwirrt mir da häufig durch den Kopf. Echt rundum gelungen.

Auch sehr gut gelungen, aber für mich leider nicht ganz perfekt, ist Mathieu Gabellas Adaption der Geschichte. Grundsätzlich ist er von Anfang bis Ende sehr dicht an Howards Vorlage, was ich absolut befürworte, allerdings gibt es so ein bis zwei Szenen, die eher bei den leiseren Tönen angesiedelt sind und Howards Geschichte ein starken, gefühlvollen Einschlag und einen Schuss Wehmut verleihen, die man meiner Ansicht nach etwas besser hätte herausarbeiten können. Aber hey, jammern auf sehr hohem Niveau! Ich habe das Teil genossen und werde das Abenteuer sicher bei Zeiten mal wieder zur Hand nehmen.

8/10

Bevor ich’s vergesse: Mit ganzen 11 Seiten Bonusmaterial in Form von Skizzen, entwürfen aber auch einer dreiseitigen Entstehungsgeschichte zu Howards Originalgeschichte ist das Album mal wieder erstklassig ausgestattet.

VG, God_W.
God_W. ist offline   Mit Zitat antworten