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Alt 04.03.2011, 20:26   #1459  
michidiers
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Zitat von Hulk1104 Beitrag anzeigen
Musst du mich so direkt an meine unnötigsten und am meisten bereute Ausgaben erinnern ?
Hast Du schon einmal geprüft, wie hoch die Sammlerpreise leigen. Sind die vielleicht schon kometenhaft angestiegen?


John Constatine
Hellblazer

Royal Blood



In diesem Sammelband werden die Ausgaben 52 – 55 der Serie Hellblazer veröffentlicht. In dem Vierteiler wird John Constantine von dem gewissenlosen königlichen Berater Sir Marsten beauftragt, einen Dämon zu bannen. Der Dämon hat sich in dem Körper eines hochrangigen Mitgliedes des Königshauses eingenistet und schon mehrere grauenvolle Morde in den Gassen Londons verübt. Constantines Ermittlungen ergeben dabei pikante Zusammenhänge mit den Morden des berüchtigten Jack the Ripper gut 100 Jahre zuvor...

Die englischen Künstler und insbesondere die Comicschaffenden der 80er und 90er Jahre müssen wohl eine gewaltige Abneigung gegen die Oberschicht, Adel und Königshaus des Empires dieser Zeit gehabt haben. Ansonsten wären wohl nie solch Werke wie Grant Morrisons "Invisibles", Motörheads hämisches "Eat the Rich" oder der gleichnamige Film entstanden. Gewiss wäre auch wohl sonst nicht dieses Werk so geworden. Garth Ennis rechnet hier mit dem Königshaus in diesem Vierteiler auf seine gewohnt direkte brutale und bissige Art und Weise ab.

Er schreibt sich dabei einen beängstigenden Abgesang auf die englische Oberschicht und Aristokratie vom Leib. Er erzählt von einer Oberschicht, die in Zeiten des sozialen und wirtschaftlichen Verfalls Großbritanniens sich noch immer nach Außen als eine elitäre Gesellschaft gibt, die Werte wie Moral, Loyaltät und Gottesglaub vertritt. Eine Oberschicht, zu der das Volk aufschauen kann und die vom Volk verehrt wird. Die Realität sieht ganz anders aus. Das einzige wonach Adel und Aristokratie stebt, sind Herrschaft und Machterhaltung, Vergnügungssucht auf Kosten des Volkes und der Menschen. Eine fatale Entwicklung, die zwangsläufig in die Katastrophe führen muss.

Fast wie ein bildliches Gleichnis wirkt da auf einen die Tatsache, dass der vom Dämon besessene mordende Thronfolger seinen Hunger mit dem Fleisch seiner zufälligen Opfer aus den Straßen Londons stillt. Rich eat poor....! Auf der letzen Seite wird Garth Ennis dann deutlich. Hier wird auch wohl der letzte Leser, der die Botschaft vielleicht noch nicht erkannt hat, wissen wo die Reise in dieser Geschichte wirklich hingegangen ist. Constantine: "Was hat die königliche Familie je anderes getan, als sich vom Blut des Volkes zu ernähren?"

Für uns deutsche Leser in einem sozialen Rechtstaat des Jahres 2010, klingen diese Worte schon fast nicht mehr real. Eher scheint es wie ein Anachronismus aus einer längst vergangen Epoche der Herrschaft des Adels in Deutschland, die hier glücklicherweise mit dem katastrophalen Ende des 1. Weltkrieges, sein jähes Ende fand. Das war das einzig Positive am I. Weltkreig, wir sind zumindest die Adelsherrschaft losgeworden,

Royal Blood ist der bisher beste "Hellblazer" und einer der besten Comics, die ich überhaupt gelesen habe.
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