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Alt 15.06.2023, 16:35   #7642  
God_W.
Captain Rezi
 
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Flashpoint Komplettausgabe (Deluxe Edition)



Während meiner immensen Vorfreude auf „The Flash“ habe ich es mir natürlich auch nicht nehmen lassen, dass große Event zu lesen, welches ganz offensichtlich die Grundidee für das Drehbuch lieferte. Dass der Rest der Filmhandlung, abgesehen von der Ausgangsprämisse, nahezu nichts mit Comic zu tun haben wird war mir klar, ich hatte aber dennoch enorm Bock drauf.

Die Kern-Miniserie umfasst lediglich fünf Hefte und hat schon weit über zehn Jahre auf dem Buckel, weshalb ich hier nichts in Spoiler setzen werde. Selbst ich, der nicht so tief in der DC-Materie verankert ist, hatte schon mitbekommen, worum es in Flashpoint geht. Es wurde ein Ereignis herbeigeführt, um die Vergangenheit zu ändern, einen vermeintlichen Fehler zu korrigieren, ein schreckliches Ereignis zu verhindern. Wer, wie, was und warum getan hat, das ist witzigerweise die Überraschung am Ende der Geschichte, obwohl das vor meiner Lektüre das Einzige war, was ich schon wusste. Damit war das Überraschungsmoment bei mir leider verpufft.

Wer sich auch nur ein ganz klein wenig mit Zeitreise auskennt der weiß, solche „Korrekturversuche“ laufen nie so wie geplant, was uns zum Grund führt, weshalb diese beeindruckende Gesamtausgabe eben nicht aus den fünf Flashpoint-Heften besteht, sondern massenweise, zumeist dreiteilige Miniserien enthält. Diese lassen uns Zeuge werden, was diese Veränderung der Zeitlinie mit den einzelnen DC-Helden und Schurken angestellt hat und, welche Auswirkungen diese „Korrektur“ auf die verschiedenen Bereiche der Welt hatte.

Die Erde befindet sich sozusagen im dritten Weltkrieg. Wie konnte es zu dieser Katastrophe kommen? Das kann man schon beinahe als große, klassische Tragödie verkaufen. Es Bündelung gemeinsamer Kräfte und Sicherung des Friedens sollte es eine Hochzeit zwischen einer Amazonen-Prinzessin von Themyscira und einem atlantischen Herrscher geben. Auf beiden Seiten gab es Hardliner, die dagegen waren, was zu einer Intrige führte, die zwar nicht gänzlich ihr Ziel erreichte, aber zu einem Tod auf einer Seite führte. Wie einst beim ersten Weltkrieg reicht ein Mord und einige Missverständnisse aus, um die Hölle losbrechen zu lassen.

Themyscira wurde schließlich im Meer versenkt, ebenso wie weite Teile von Westeuropa, die Amazonen eroberten im Gegenzug die Britische Insel und erhoben diese, um weiteren Überflutungen vorzubeugen. Dort werden Männer niedergemäht und Frauen in Umerziehungslager gesteckt usw… Ihr sehr schon wie die Grundidee aussieht. Das ist der schockierende Status Quo, in dem wir landen, nachdem uns einige einleitende Hefte den Weg dorthin bereitet haben.

Auf dem Weg dahin bekommt es Flash mit dem Reverse Flash zu tun, verschiedene Flash-Inkarnationen aus unterschiedlichen Zeiten treffen zusammen und sorgen für Verwirrung, Kid Flash und die ganze Flash Family ist ebenfalls am Start und DANN geht es eigentlich erst richtig los. Wie es zu den oben erläuterten Zuständen kam erfahren wir nach und nach und natürlich versucht Flash das alles wieder rückgängig zu machen. Dazu benötigt er allerdings Hilfe, was sich schwierig darstellt, da sich so Vieles geändert hat, auch die Erfahrungen und Charaktere der Helden, die ihn gar nicht erst erkennen. Besonders spannend fand ich unter anderem Batmans Entwicklung.

Weiter will ich gar nicht auf Storydetails eingehen, denn wie gesagt finden sich in diesem Brecher von Buch reichlich Einzelgeschichten und Schicksale, deren Hefte, häufig drei, passend verteilt und eingebunden wurden. Alle paar Hefte kommt dann mal wieder ein Heft des Haupt-Events Flashpoint dazwischen.

Positiv herausgestochen hat dabei für mich allen voran die Story von Lois Lane, die zum Zeitpunkt des Untergangs in Paris war, später von den Amazonen gefangengenommen wird und dort als Untergrundkämpferin für den Widerstand arbeitet. Da kommt spannendes Kriegs-Feeling wie in so manchem Film zum zweiten Weltkrieg auf.

Booster Golds Einsatz war enorm kurzweilig und actionreich, Batman – Knight of Vengance bot für mich eine der größten Überraschungen und eine starke Charakterentwicklung. Die Secret Seven waren ein wenig wild und verrückt, haben zur Hauptstory nicht viel beizutragen, waren insgesamt aber unterhaltsam, ähnlich ist es mit Superagent Frankenstein und seiner Truppe, die ich ja sehr mag.

Deathstroke und der Fluch der Ravager ist ein starkes Horror-Seemannsgarn, welches mir super gefallen hat, aber für Flashpiont ehrlich gesagt keinen großen Mehrwert bietet. Den Afrika-Ausflug zu Gorilla Grodd hätte kein Mensch gebraucht, zumindest nicht bei dem, was man dann draus gemacht hat. Das wurde glaube ich nur kreiert, weil Grodd eine gewisse Fanbase hat, aber toll war das leider nicht, Citizen Cold kann ich gleich gar nicht leiden.

Die Welt von Flashpoint sowie die Hefte zu Wonder Woman und Aquaman sind natürlich absolut essenziell. Ich glaube auch, dass das Hauptevent alleine etwas holprig und unfertig wirken könnte, mir persönlich kam das zumindest so vor. Einige der kleinen Gastserien haben mich emotional und erzählerisch stärker abholen können als Flashpoint selbst.

Deadman und die Flying Graysons fand ich toll, auch wenn die Story über weite Strecken eher für sich alleine steht. Project Superman war echt creepy, hätte einen starken Film geben können. Kid Flash gehört allgemein nicht so zu meinen Favoriten, war hier jetzt aber nicht schlecht. Green Arrow war überraschend cool, Hal Jordan hat mir optisch super gefallen, steuert aber nicht wirklich Essenzielles zum Gesamtwerk bei.

Was ich nicht unbedingt gebraucht hätte waren die Passagen mit Green Lantern Abin Sur, die Legion of Doom fordert sicherlich den höchsten Blutzoll und ist auch cool, trägt aber auch nicht wirklich viel zum Gesamtkonstrukt bei. Absolut entbehrlich wäre auch der Outsider gewesen, gegenteilig ist es beim Reverse Flash, den brauchen wir natürlich an Bord.

Zusammengefasst ein faszinierendes Event, bei dem einige Abschnitte, welche die Situationen auf der Welt darstellen, packender geraten sind als die Hauptgeschichte. Klar, bei dem über 1.500 Seiten starken Mammutwerk gibt es auch entbehrliche Mini-Serien und Flash selbst wird nie mein liebster Superheld werden. Unterhaltsam war es allemal und ich kann jedem nur raten bei Interesse lieber diesen Band zu lesen, als nur die fünf Kernhefte. Das naturgemäß häufig wechselnde Artwork ist zumeist gelungen, Totalausfälle gibt es dahingehend keine. Nichtsdestotrotz ist Flashpoint für mich persönlich der schwächste der Omnibus-Ausgaben, die ich bislang gesichtet habe. Simonsons Thor, Conan von Roy Thomas oder Daredevil von Soule liegen da deutlich vorne, genau wie das klassische Sumpfding oder Morrisons Doom Patrol.

7/10

So, und morgen geht’s endlich ins Kiiiinooooo!!!!

VG, God_W.
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