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Alt 11.04.2009, 18:32   #16  
Servalan
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Standard Habemus Fantomas

Im Oktober 2008 erschien bei dem Mailänder Verlag edizioni BD der nobel ausgestattete Band Habemus Fantomas von Luigi Bernardi (Szenario) und Onofrio Catacchio (Zeichnungen) - mit einem Vorwort von dem auch in Deutschland bekannten Tito Faraci (Spider-Man in Venedig). Als nächster Band ist Delenda Fantomas (vermutlich für 2009 ) angekündigt, wobei offenbleibt, wie langt diese Serie werden soll, denn der vorliegende Band weist in Richtung eines Zyklus aus drei bis fünf Teilen .

Der schwarze Hardcoverband ist mit 80 Seiten relativ schmal, der bronzene Titelgestaltung aus einem neuen Logo des Helden (Maske auf Strichcode) und visuell gestalteter Buchstaben (T = kurze Handfeuerwaffe, O = Zielscheibe) zitiert das James Bond-Trademark des Vorspanns an. Die Geschichte (in schwarzweiß) selbst beschränkt sich auf 54 Seiten, dann gibt es 12 Seiten aus Fantomas' geheimem Archiv und einige Skizzen. Zur Story:

Fantomas ist eine 1905 gegründete internationale Geheimgesellschaft (eigentlich Fantomax) zur Förderung des Bösen, der maskierte Titelheld ein für fünf Jahre gewähltes Oberhaupt, dessen Herrschaft mit dem eigenen Tod endet. Unter Aufsicht ihrer Wächter werden 2011 drei Kandidaten für den neuen Fantomas nach Paris geschickt: Ein islamistischer Terrorist aus Usbekistan, ein korrupter Polizist aus Neuseeland und eine farbige Studentin aus Südafrika. Sie gewinnt zwar, hält ihren Sieg für manipuliert, weshalb sie ihren Wächter ausfragt. Dann bezieht sie ihre Basis im sibirischen Tunguska. Von dort radiert sie per Satellit gleichzeitig Mekka und den Vatikan aus ...

Mit einmontierten Fotos und erkennbar pixeligen Grafiken lehnt sich der Band optisch an Shirow Masamunes Ghost in the Shell an, erreicht aber nie dessen Niveau. Für ein (farbiges) BD ist eine jährliche Erscheinungsweise okay, aber Bernardis/Catacchios Version kreist zu sehr um sich selbst, ohne es philosophisch mit dem Vorbild aufnehmen zu können. Das 1905 beginnende, bis zur Weltwirtschaftskrise 1929 reichende Archiv bedient sich bei From Hell und liest sich durchaus unterhaltsam, obwohl allzu viel vorhersehbar ist. Wenn das Konzept vervollständigt wird, müßte es bis in die Gegenwart des letzten Bandes (wohl 2012, ist ja derzeit das übliche Datum der Apokalypse ) reichen. Diese Version bleibt der gestalterischen Boni ein Fumetti, und für den halte ich eine jährliche Erscheinungsweise zu gewagt. Außer dürftigen Andeutungen (zweieinhalb Sätze! ) zeichnet sich da keine Dramaturgie ab: Da kann alles oder auch nüscht hinterstecken - dennoch werde ich dem zweiten Band eine Chance geben.

4.5/10.0
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