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Alt 20.08.2016, 18:05   #12  
Jähling
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Alfred Hitchcock soll mal gesagt haben, nur aus einem mittelmäßigen Buch könne er einen guten Film machen. Das Originalzitat dazu habe ich mal für einen Blogartikel gesucht, aber leider nie gefunden. Macht aber Sinn, wenn man drüber nachdenkt:

Ein literarisch hochwertiges Buch lebt von der Sprache. Es ist umso literarischer, je mehr es von der Sprache lebt. Die ist aber das Unverfilmbarste daran. Das muss man beim Umsetzen in einen Film erstmal alles rausschmeißen und versuchen, in eine abfilmbare Handlung zu übertragen. Was bleibt, kann ein guter Film sein, aber wenn, dann auf Kosten dessen, was am Original literarisch war.

Mehr noch: Ein guter Film lebt ebenfalls von der Sprache, aber die Sprache ist eine andere, nämlich die der filmischen Ausdrucksmittel. Je besser ein Film in der Anwendung dieser Mittel sein will, desto weniger darf er sich von der literarischen Vorlage ausbremsen lassen.


Was ich gefunden habe, ist das folgende Zitat (aus "Truffaut - Hitchcock", dem großen Interviewband):

Zitat:
A.H.: Naja, in Dostojewskis Roman ("Schuld und Sühne") gibt es viele, viele Wörter, und jedes hat eine Funktion.
F.T.: Das stimmt. Theoretisch ist ein Meisterwerk etwas, das seine perfekte Form bereits gefunden hat.
A.H.: Genau. und um das wirklich in filmische Mittel zu übersetzen, die Sprache des Romans durch die der Kamera zu ersetzen, müsste man einen sechs- bis zehnstündigen Film machen.
Und:
Zitat:
Was ich tue, ist, ich lese eine Geschichte einmal, und wenn ich die Grundidee mag, dann vergesse ich alles über das Buch und beginne, Kino zu schaffen.
(Übersetzungen von mir, den Band gibt es aber auch auf deutsch.)

Im Moment gibt es ja die Tendenz, Bücher eher fürs Fernsehen zu adaptieren als fürs Kino, weil man sie da länger machen kann. Ich finde das nicht so richtig überzeugend, denn vieles ist mir dann zu lang(weilig) und eben nicht sehr gelungen ins Filmische übersetzt. Richtet sich aber, glaube ich, eh mehr an Buch- als Film- oder Fernsehfans.
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