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Alt 10.03.2013, 20:46   #33  
Peter L. Opmann
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Soeben ist PLOP # 90 erschienen. Schon nach knapp einem Monat. Der Herausgeber möchte wieder in den alten Erscheinungsrhythmus zurückfinden.

Ich habe das Heft eben gelesen und gebe hier ein paar Eindrücke wieder:

Ich hab's - was sonst nicht meine Gewohnheit ist - von hinten nach vorne gelesen. Mich hat einfach interessiert, wie ein Beitrag von Geier ("Horst" und anderes) für PLOP aussieht. Und ich finde seine Kindheitserinnerungen ziemlich sensationell. Nicht so sehr inhaltlich. Einiges habe ich als Kind genau so erlebt, manches weniger krass, manches noch krasser (ich habe zum Beispiel nicht mit einem Vermessungsstab geworfen, aber beim Rollhockey einem Freund meinen Schläger ins Gesicht gehauen - er hatte eine große Platzwunde zwei Zentimeter über dem Auge). Übrigens: Ich wollte, sobald ich das erste Comicheft in Händen hatte, selbst Comics zeichnen, ich habe sozusagen nie "nicht gezeichnet". Man weiß bei solchen autobiografischen Sachen aber nie, ob das alles wirklich so war. Ich kann mich insgesamt an nicht so viel aus meiner Kindheit erinnern. Was ich sensationell finde: Das sind ja nur Skizzen, ein Storyboard. Aber es genügt. Vielleicht kann man auf diese Weise eine Graphic Novel in ein paar Tagen produzieren. 200 Seiten! Man muß aber gut scribbeln können. Und ich bin mir nicht sicher, ob man das 200 Seiten lang durchhalten könnte. Aber diese fünf Seiten sehen sehr überzeugend aus.

Dann gibt es viel von Walterscheid und Sascha Dörp. Beide sind auf jeweils ihre Weise gute Zeichner. Beim Inhalt ihrer Cartoons würde ich hier und da kleinere Abstriche machen, aber das ist natürlich auch Geschmackssache. Ihre Fragebögen haben beide sehr originell und auch informativ ausgefüllt.

Bernhard Bollens Coverentwurf auf der Heftrückseite ist eigentlich auch ein Cartoon. Ich bin kein Computerexperte, erahne aber, wie der Witz funktioniert. Ein Cover darf aber nicht schlampig gezeichnet sein. Bei einem Cartoon nehme ich das ohne weiteres hin, bei einem Cover will ich aber sehen, daß sich da jemand Mühe gegeben und Arbeit hineingesteckt hat. Gut, daß es noch das richtige Cover von Walterscheid gibt, auf das dies zutrifft. Dafür verstehe ich da aber die Aussage nicht ganz. Ich sehe eine Flaschenabfüllanlage - und was machen die beiden Figuren im Vordergrund? Oder sind wir in einem wissenschaftlichen Versuchslabor? Seltsam.

Den Jam-Comic "Töchter des Sturms" will ich als Mit-Initiator nicht kommentieren, aber diese Übungsarbeit macht einen Gutteil dessen aus, wofür PLOP steht.

Warum mußten eigentlich die Leserbriefe auf die Mittelseiten? Das ist schließlich kein Poster zum Rausnehmen. Ich hätte "Töchter des Sturms" nicht unterbrochen, und die Leserbriefe wären an irgendeiner anderen Stelle ebensogut untergebracht gewesen. Aber auch das mag Geschmackssache sein. Jedenfalls schön zu lesen, wie viele Gedanken sich Heike Anacker zu PLOP # 89 gemacht hat.

Insgesamt ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Heft. So etwas bekommt man in der etablierten Szene nicht geboten, das geht nur bei einem Fanzine. Deshalb: Gut, daß es PLOP immer noch gibt.
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