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Alt 13.04.2016, 16:24   #45  
Servalan
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Standard Ben Johnson: Volpone, or The Fox / Volpone oder Der Fuchs (1605 oder 1606)

diverse Ausgaben, unter anderem in: Ben Johnson: Three Comedies (Penguin Classics), Seite 35-171.
http://www.gutenberg.org/ebooks/4039 (Volltext)
http://www.dtver.de/downloads/leseprobe/f----425.pdf (Volltext, deutsche Übersetzung von Stefan Zweig)
https://de.wikipedia.org/wiki/Volpone
https://en.wikipedia.org/wiki/Volpone

Wenn sich Gauner gegenseitig austricksen wollen, beginnt eine schwarze Komödie, die tief blicken läßt. Ein betrogener Betrüger allein wirkt langweilig, altmodisch und oft belehrend, da bleibt der Genuß auf der Strecke leicht auf der Strecke. Sobald aber jeder glaubt, er könne seine Konkurrenten übers Ohr schlagen und den fetten Reibach absahnen, wird es lustig und mancher Witz erweist sich als Bumerang.
Auf diese Weise bleibt das Spiel offen.

Zu den besten Gaunerkomödien zählt Ben Johnsons rasantes Drama Volpone, or The Fox, das auch heute noch erfolgreich inszeniert und öfter mal verfilmt wird. Johnson bemüht sich gar nicht um Realismus, lieber nutzt die Möglichkeiten der Fabel und überzeichnet Typen wie in einer Karikatur. Wer wollte, konnte die lebendigen Vorbilder erkennen ...
Johnson rangierte in der Gunst des Londoner Publikums an der Spitze und stritt sich mit Shakespeare und Christopher Marlowe um die vordersten Plätze.

Ein verdorbenes, gieriges und zugleich elegant prunkendes Venedig gibt die Kulisse für die Posse um Volpone ab, den Fuchs, der ein Kabinett von Erbschleichern anlockt, um ihnen das Fell (oder das Gefieder) über die Ohren zu ziehen.
Sein Diener Mosca, die Fliege, verbreitet das Gerücht, der steinreiche Volpone liege im Sterben und werde seiner Krankheit erliegen, an der der Patrizier schon lange leidet. Nach und nach stellen sich Voltore, der Geier (ein Rechtsanwalt), Corbaccio, der Rabe (ein alter Adliger) und Corvino, die Krähe (ein Kaufmann) ein, natürlich mit einschmeichelnden Geschenken.
Schillernde Nebenfiguren vervollständigen das Ensemble: Corbaccios Sohn Bonario, der seinen Vater davor hüten will, in sein Unglück zu laufen, und zum Dank enterbt wird; ein englischer Ritter mit verblasenen politischen Ambitionen (Sir Politic Would-Be) mit seiner papageienhaften Gattin; Pilger, ein Reisender mit mehr Grips; der Zwerg Nano, der Hermaphrodit Androgyno, der Kastrat Castrone und die Richter von Venedig.

Venedig sehen ... und erben, so lautete der kalauernde Titel einer Verfilmung aus den 1960er Jahren.

Geändert von Servalan (26.04.2016 um 10:28 Uhr)
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