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Alt 25.06.2016, 19:48   #142  
Detlef Lorenz
Operator 50er Jahre
 
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Zwischenbilanz:


In der Reihe der Abenteuer der Weltgeschichte habe ich bisher versucht, die Inhalte, den Gehalt und die Zeichnungen zu beschreiben, zu beurteilen und zu bewerten – alles aus meiner Sicht heraus. Nun sind 32 Ausgaben kein echtes Jubiläum, weder Nummernmäßig noch vom Zeitraum her, das es zu bejubeln oder überhaupt zu bemerken gäbe. Allerdings findet mit dem nächsten Heft eine Zäsur innerhalb der Reihe statt: von nun an wird diese Serie von einem einzelnen Zeichner betreut, es findet kein Wechsel mehr statt. Einerseits ist das gut, der Inhalt gewinnt an Kontinuität, der Leser weiß, was ihn erwartet. Es könnte aber auch ein Risiko – für den Leser und dem Verlag – bedeuten, denn falls der neue Zeichner nicht ankommt, war´s das mit der Serie. Um es vorweg zu nehmen: der Wechsel ging gut, die Serienkontinuität blieb erhalten. Selbst als mit dem Heft 84 die Schlussnummer erschien, geschah dies nicht wegen einer Absatzflaute – aber darauf werde ich an entsprechender Stelle genauer eingehen.

Vielleicht habe ich nach dem „Logbuch des Robinson Crusoe“ die Messlatte für mich und den Lesern zu hoch angelegt: nur, so etwas wie das Logbuch bekommt man nicht alle Tage zu Papier (auf den Bildschirm). Es wäre vielleicht auch langweilig, erschienen die Abenteuer der Weltgeschichte doch im selben Zeitraum wie die Robinson-Serie (jedenfalls deren erste 125 Hefte). Für ein Zeitgeschehen blieb nicht mehr so viel neues zu erzählen, außer, ich würde aus entsprechenden Nachschlagewerken Daten und Fakten heraussuchen und sie einfügen. Das hielt ich für nicht sinnvoll, ich legte hier von Anfang an mehr den Finger auf die Beschäftigung mit dem historischen Duktus der abgehandelten Themen. Ob mir das bisher ausreichend gelungen ist, bezweifele ich manches Mal selbst ein wenig. Mitunter suche ich Ursachen für mangelnde Umsetzungen bei den Zeichnern/Textern, die eine geschichtliche Betrachtung unserer Vergangenheit für damalige Zeiten (50er Jahre und Comics = Kinderkram) und verlagstechnische Möglichkeiten (kein Vergleich mit franko/belgischen Comics, die auf einen wesentlich längeren Erscheinungszeitraum hin angelegt waren. Dies ermöglichte es den Zeichnern, z.B. Martin mit seinem Alex, ausführlichere Studien zu betreiben*) zwar ganz ordentlich hinbekommen zu haben, aber doch in mitunter wesentlichen Details geschludert haben. Mitunter entgeht mir auch der eine oder andere Fauxpas, sei er geschichtlich, geografisch oder kulturell; ich müsste mitunter noch mehr in die Tiefe recherchieren, weiß aber nicht, ob das sinnvoll ist. Wahrscheinlich würde die Beschäftigung mit einem Heft dann wesentlich länger dauern und ich wäre jahrelang daran gebunden. Und ob ich Euch so lange mit diesen Beiträgen hier fesseln könnte, ist mir auch unklar.

Ein neuer Zeichner: Charlie Bood, ein Schwede, der 1952 mit seiner Frau für einige Jahre nach Deutschland übergesiedelt war. Sie war eine Opernsängerin und tourte durch Deutschland. Er war Grafiker und entdeckte bald sein Interesse an Karikaturen und an Comics. Als die Engagements seiner Frau beide nach Hamburg führten, kontaktierten ihn die Verleger Glöss und Danehls. Diese wollten sich am hiesigen Comicmarkt beteiligen. Bood war der Zeichner, den sie für realistische Serien brauchten, Bob Heinz hatten sie bereits unter Vertrag. Es entstand das Magazin-Heft „Horrido“. Boods erste Serie war eine Geschichte um den Germanen Tilo zur Zeit Julius Cäsars´. Nicht zufällig, denn historische Geschichten interessierten ihn schon immer. Daran angelehnt etablierte Bood eine zweite Reihe, die zwar in der Jetztzeit spielte, aber auf geschichtlicher Basis beruhte: Ralf, so der Titelheld, war der erwachsene Sohn eines Archäologen und bereiste mit ihm Kontinente auf der Suche nach bisher unbekannten, nicht entdeckten Artefakten und versteckten Schätzen (u.a. fanden sie das bisher nicht aufgefundene Grab des Dschingis Khan). Eine Sonderheft Reihe wurde bald gestartet, die erste Nummer war von Heinz (Cowboy Jerry), das zweite Heft von Bood (Ralf der junge Entdecker). Eine Weile lief alles gut, aber wie es bei kleinen Verlagen meist so läuft, vor allem bei denen, deren Basis sehr schmal ist, irgendwann warfen die Verleger das Handtuch. Bood wurde über Heinz, mit dem er befreundet war, von Lehning kontaktiert und bekam die Abenteuer der Weltgeschichte zur alleinigen Betreuung.




*Auch die hatten natürlich ihren Abgabeterminstress, selbstverständlich.
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