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Alt 10.03.2023, 22:00   #3  
God_W.
Captain Rezi
 
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Ich blieb gleich dran und führte mir im April 2020 die nächsten drei Alben zu Gemüte...


Conan der Cimmerier: Natohk, der Zauberer



Zurück beim ursprünglichsten aller Barbaren. Ja, der gute Conan kommt schon ein ganzes Stück klassischer daher als beispielsweise Sláine, vor allem in dieser vom Splitterverlag wieder perfekt in Szene gesetzten Albenreihe. Das liegt natürlich vor allem daran, dass sich die Adaptionen der französischen EDITIONS GLÉNAT sehr dicht an Robert E. Howards Originalerzählungen halten, die nun mal bereits in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts geschrieben wurden. Dennoch finde ich es äußerst überraschend, wie frisch und unverbraucht Howards Schreibstil anmutet, denn ich lese aktuell parallel zu den Comics auch die Originalgeschichten des, trotz relativ kurzer Schaffensphase, doch ziemlich fleißigen Autors. Wer Lust da auch mal reinzuschnuppern, einfach mal einen Band der sechsteiligen Gesamtausgabe des Festa Verlags antesten, es lohnt sich meiner Meinung nach echt! Allerdings kann es sein, dass die Bände mittlerweile nur noch antiquarisch zu beschaffen sind.

Wer die Dinge lieber visualisiert bekommt greift zu den Splitter Alben, denn bislang sind die echt unheimlich Dicht an der Vorlage, was ich nur begrüßen kann. Dieses zweite Album, Natohk, der Zauberer ist ein absolutes Musterbeispiel, wie so etwas aussehen kann. Sowohl Autor Vincent Brugeas als auch Zeichner Ronan Toulhoat kannte ich zuvor gar nicht, aber hey, was die beiden hier auf die Seiten gebannt haben grenzt in Sachen Adaption einer bestehenden Geschichte an absolute Perfektion. Hier wurde wirklich jeder wichtige Moment der Vorlage eingefangen, ohne, dass ich das Gefühl hatte irgendetwas zu vermissen. Dazu das phänomenale Artwork von Ronan Toulhoat, dem es gelingt die vielen Schauwerte, die die Story bietet prachtvoll in Szene zu setzen.

Klar, in der Hinsicht bietet Natohk, der Zauberer natürlich auch mannigfaltige Möglichkeiten. Beginnend schon mit dem stimmungsvollen Opener mit dem Meisterdieb in der versandeten Wüstenstadt inmitten von postmodern anmutenden Tempeln irgendwo zwischen Aztekenbauten und dem Terrassentempel der Hatschepsut. Über die heimeligen Spelunken und düsteren Gassen der Stadt Khoraja und prunkvolle Paläste bis zu monumentalen Schlachten vor epischer Kulisse. All das erleben wir gemeinsam mit Conan auf seinem Weg vom versoffenen Söldner zum großen Feldherren, der für eine schöne Frau gegen eine übermächtige Armee und einen finsteren Zauberer zu Felde zieht. Abenteuer at ist Best, altbekannte Muster in perfekter Symbiose auf beeindruckende Weise auf die Seiten gebracht. Dazu gibt es noch ein informatives, zweiseitiges Nachwort von Patrice Louinet zur Entstehung und Erstveröffentlichung von Black Colossus, so der Titel von Howards Original-Geschichte, die damals als siebte Conan-Erzählung veröffentlicht wurde. Also erneut eine richtig gelungene Veröffentlichung, die Splitter uns hier beschert.

9/10

So viel Lobhudelei und dann „nur“ ne Neun? Ja, das liegt aber an zwei Kleinigkeiten, die vermutlich nur mich stören. Zum einen hätte ich die Szene, in der Conan als neuer Heerführer eingeführt noch etwas überspitzt humoristischer dargestellt, denn so kommt sie auch im Buch rüber, und zum anderen gefällt mir Conans Frisur einfach nicht. Das Lockige gepaart mit seiner Rüstung sieht mir zu sehr nach Sandalenfilm-Römer aus. Aber hey, ist halt Geschmackssache.

VG, God_W.
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